Bad Füssing/Bad Griesbach. Nach 130 Tagen ohne Gäste erhöht die mit mehr als drei Millionen Gästeübernachtungen jährlich führende Gesundheitsregion Europas den Druck auf die Politik: Gemeinsam haben die Orte des Rottaler Bäderdreiecks um Bad Füssing, Bad Griesbach und Bad Birnbach einen Perspektivplan entwickelt. Dieser soll einen umgehenden verantwortlichen Neustart des Gesundheitstourismus möglich machen. „Wir müssen endlich wegkommen von den pauschalen Schließungen. Wir wollen hin zu einer fokussierten gemeinsam gelebten und verantworteten Sicherheit zum Wohle unserer Region und auch zum Wohle unserer Gäste. Für sie ist unser Heilwasser im Sinne des Wortes Heilmittel“, forderte Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz.

Gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Bad Birnbach und Bad Griesbach stellte Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz (Mitte) den beiden Landtagsabgeordneten Martin Wagle (links) und Walter Taubeneder (rechts) den Perspektivplan für das Rottaler Bäderdreieck vor. Foto: obx-news/Kur- & GästeService Bad Füssing
„Wir wollen unsere Aufgabe als Gesundheitsbringer für die Menschen endlich wieder wahrnehmen“, so die drei Bürgermeister Dagmar Feicht (Bad Birnbach), Tobias Kurz (Bad Füssing) und Jürgen Fundke (Bad Griesbach). Die beiden Abgeordneten Walter Taubeneder und Martin Wagle (beide CSU) sagten ihre Unterstützung zu: „Wir stehen hinter den Forderungen und werden für eine verlässliche Perspektive werben. Bad Griesbachs Bürgermeister Jürgen Fundke betont: „Wir hören zunehmend von vielen unserer Gäste, dass sich ihr Gesundheitszustand im Verlauf der Pandemie immer weiter verschlechtert. Weil sie die Heilwirkung der Thermen und der begleitenden Therapien nicht wahrnehmen können.“ Und Bad Birnbachs Rathauschefin Dagmar Feicht unterstreicht: „Es ist traurig, dass auch die bayerische Politik diesen Menschen jede Perspektive verwehrt.“
In Summe etwa 20.000 Arbeitsplätze
Deshalb haben die Bäder-Bürgermeister jetzt ihren eigenen Perspektivplan entwickelt – mit einer klaren Forderung an die beiden Landtagsabgeordneten: sich in München stark für die drei Kurorte einzusetzen. In dem gemeinsamen Perspektivplan skizzieren die Rathauschefs, wie ein verantwortlicher, umsichtiger Neustart aussehen kann. Die drei Orte fordern eine zeitgleiche, ganzheitliche Öffnung von Beherbergungsbetrieben, Gastronomie und Thermen. Auch der stationäre Einzelhandels soll ab 29. März aufsperren können. Wichtig dabei: Eine zeitnahe Kommunikation, damit die Betriebe eine ausreichende Vorlaufzeit haben. Nicht nur die Betriebe, auch die Beschäftigten bräuchten jetzt dringend eine Perspektive. Der Tourismus ist in allen drei Orten der größte Arbeitgeber mit etwa 20.000 Arbeitsplätzen.

Die fünf Thermen im Rottaler Bäderdreieck – wie hier im Bild die Europa Therme Bad Füssing – dürfen seit rund 130 Tagen keine Gäste mehr empfangen. Foto: obx-news/Kur- & GästeService Bad Füssing
Fundament der verantwortungsvollen Öffnungsstrategie sind demnach die bereits erfolgreich praktizierten Hygienekonzepte. Die niederbayerischen Heil- und Thermalbäder haben nach den Worten der dort Verantwortlichen bereits 2020 eindrucksvoll und mit enorm hohem Aufwand gezeigt, dass sie alles tun – um Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen wirksam zu schützen.
„Unsere Thermen und unsere Gastgeber sind bereit“, sagte Tobias Kurz. „Die niederbayerischen Heil- und Thermalbäder sind keine Spaßbäder, sondern Gesundheitseinrichtungen“, macht Jürgen Fundke deutlich. „Wir können die gleichen Sicherheits- und Hygienestandards bieten wie Theater, Museen und Kinos, die bereits jetzt eine Öffnungsperspektive haben“, sagte Tobias Kurz und fügte hinzu: „Wir haben vor Ort alles getan und werden weiter alles tun, um sicher öffnen zu können.“
Mehr Impfstoff für Grenzregion soll her
Vom Freistaat Bayern fordern die Bürgermeister mehr Impfstoff für die Region – aufgrund der direkten Nähe zu den Corona-Hotspots in Tschechien und Österreich. „Wir brauchen eine höhere Priorisierung der Bevölkerung in den grenznahen Gebieten in Kombination mit einer intelligenten Impfstoffverteilung einschließlich der Freigabe von Impfungen in den Arztpraxen“, sagte Dagmar Feicht.

Eine zeitnahe finanzielle Hilfe für die Betriebe und die betroffenen Kommunen ist der Schlüssel, um den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu öffnen. Foto: jarmoluk/pixbay.com
Mehr Tempo fordern die drei Orte auch bei den staatlichen Hilfsleistungen: Eine zeitnahe finanzielle Hilfe für die Betriebe und die betroffenen Kommunen ist der Schlüssel, um den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu öffnen. Die drei Heilbäder wollen, dass Bayern das Modell Baden-Württembergs übernimmt. Dort wird bei den Zahlungen des Landes an die Kommunen (Schlüsselzuweisungen) der besondere Mehraufwand für touristische Infrastruktur berücksichtigt.
Mehrwertsteuersatz dauerhaft auf sieben Prozent
Ein weiterer Wunsch der drei Bürgermeister an die beiden Abgeordneten: den Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie dauerhaft auf sieben Prozent festzuschreiben. Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit mit dem Ausland herstellen, so die Rathauschefs.
da Hog’n/obx-News