Landshut. Es ist eine durchs pikante und seit mehreren Monaten schwelende Diskussion um eine Personalie, die da in Landshut mit der Freistellung und dem Abgang von Volker Herrmann, dem ehemaligen Leiter der niederbayerischen Freilichtmuseen in Finsterau und Massing, entfacht wurde. Bezirksrat Urban Mangold fordert jetzt einen Neustart an der Spitze der niederbayerischen Freilichtmuseen. Der ÖDP-Politiker appelliert deshalb, wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist, an Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, den Vorsitz im Träger-Zweckverband an seinen Stellvertreter, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, zu übertragen – „und zwar vor der bevorstehenden Auswahl des neuen Museumsleiters“.
„Wenn der langjährige verdiente und anerkannte Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier vor seinem Ruhestand seine Stelle aufgibt und sein Nachfolger auch schon wieder nach ein paar Monaten gehen muss, dann haben nicht wenige Beobachter den Eindruck: Da stimmt doch was nicht!“, mutmaßt der Passauer ÖDP-Bezirksrat.
„…und Anweisungen nicht kniend entgegennimmt“
Und weiter: „In der überschaubaren Zahl der für diese Position topqualifizierten Personen spricht sich so etwas schnell herum. Es ist nicht auszuschließen, dass geeignete Fachleute von einer Bewerbung absehen, weil bekannt ist, dass man es nicht einfach hat in den niederbayerischen Freilichtmuseen, wenn man dem Führungsstil des Präsidenten standhält und Anweisungen nicht kniend entgegennimmt. Vizepräsident Dr. Pröckl traue ich da eher einen Neuanfang zu.“
Für die Freilichtmuseen sei die derzeitige Entwicklung „hinderlich“, so Mangold. In Massing und Finsterau werde seiner Meinung nach hervorragende Museumsarbeit geleistet. „Das Leben, Wohnen und Wirtschaften ländlicher Regionen vergangener Jahrhunderte wird erlebbar. Das erfreut viele Menschen. Ein Besuch tut einfach gut. Umso ärgerlicher ist es, wenn es wegen der Verbandsspitze hinter den Kulissen knirscht“, bedauert der ÖDP-Bezirksrat.
Heinrich: „Wissenslücken“ bei Mangold
Konfrontiert mit Mangolds Forderungen, reagiert Bezirkstagspräsident Heinrich angesäuert: „Die Aussagen von Herrn Mangold zeugen von einer eklatanten Unkenntnis der Arbeit und der Situation im Zweckverband“, teilt er auf Hog’n-Anfrage mit. „Herr Mangold gehört seit Jahren nicht mehr dem Gremium an und hat daher keinerlei Einblick in die tatsächlichen Abläufe, was zwangsläufig zu Wissenslücken führt.“
Der langjährige Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier sei im Alter von 64 Jahren auf eigenen Wunsch in den Ruhestand gegangen. Heinrich verweist dabei auf die Aussage Ortmeiers in einer Pressemitteilung des Bezirks, in der dieser wie folgt zitiert wird: „Die weiteren großen Projekte – die Eingliederung der Berta-Hummel-Sammlung in Massing und die Wiedererrichtung des Paul-Friedl-Hauses in Finsterau – hätte ich auch dann nicht bis zum Abschluss begleiten können, wenn ich bis zur regulären Altersgrenze von 66 Jahren gearbeitet hätte. Deshalb ist Ende 2019 ein guter Zeitpunkt für eine Zäsur meiner Arbeit für den Zweckverband.“

Lächeln für die Presse: Bei der Präsentation des neuen Musemsleiters Dr. Volker Herrmann (links) schien die Welt zwischen ihm und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf noch in Ordnung zu sein. Foto: Bezirk Niederbayern/Lang
Die Entscheidung, die Probezeit von Dr. Volker Hermann als „nicht bestanden“ zu beurteilen, sei in der Verbandsversammlung einstimmig gefallen, teilt der Bezirkstagspräsident weiter mit. „Hier waren Vertreter aller fünf Kommunen anwesend. Die sachlich begründete Entscheidung ist folglich nicht auf die Person des Verbandsvorsitzenden zurückzuführen.“
„Dass Herr Mangold den Bezirkstagsvizepräsidenten Dr. Thomas Pröckl schätzt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch über die Zweckverbandsebene hinaus ist meine Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Pröckl ausgezeichnet“, so Heinrich. Als Mitglied des Zweckverbands Niederbayerische Freilichtmuseen sei der Bezirkstagsvizepräsident intensiv in die Arbeit eingebunden und habe alle Entscheidungen der letzten Jahre mitgetragen.
„Abschließend stelle ich fest, dass für die Museumsleitung zahlreiche Bewerbungen eingegangen sind und das Bewerberauswahlverfahren derzeit läuft. Die Position soll baldmöglichst besetzt werden.“ Die Empfehlung, wer der Verbandsversammlung vorgeschlagen wird, werde gemeinsam mit den Landräten der Landkreise Rottal Inn (Michael Fahmüller) und Freyung-Grafenau (Sebastian Gruber) getroffen. „Dies war auch in der Vergangenheit so. Die Entscheidung über die Einstellung trifft die Verbandsversammlung“, teilt Heinrich abschließend mit.
„Schmutzige Wäsche“
Die genauen Gründe dafür, warum Dr. Volker Herrmann, nachdem er öffentlichkeitswirksam im Februar vergangenen Jahres an der Seite eines lächelnden Bezirkstragspräsidenten Heinrich vorgestellt wurde, nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Juni jedoch schon wieder „gegangen worden ist“, ist nicht näher bekannt. Wie der Lokalpresse zu entnehmen war, sprach der Museumsleiter von „übelsten Angriffen“ auf seine Person und davon, dass nie jemand mit ihm gesprochen habe. Er selbst hätte sich nichts vorzuwerfen. Zitat: „Es macht mich menschlich betroffen, und es macht mich als Demokrat betroffen. Dass man sich nicht verteidigen kann, widerspricht jedem Rechtsverständnis.“
Kurz darauf sah sich der Bezirk dazu genötigt auf Herrmanns Aussagen zu reagieren. Dieser sei, wie die Pressesprecherin des Bezirks gegenüber den Medien mitteilte, auch von der Geschäftsleitung des Zweckverbandes in Gesprächen explizit dazu aufgefordert worden, gewisse Kritikpunkte ernst zu nehmen und sein Verhalten entsprechend anzupassen. „Unseres Erachtens scheinen wir also weit entfernt davon, keinerlei Gespräche geführt zu haben.“
Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass Herrmann gewissen Planungen in Sachen Berta-Hummel-Sammlung widersprochen habe. Auch beim Wiederaufbau des Paul-Friedl-Hauses sei es zu unterschiedlichen Ansichten hinsichtlich der Umsetzung zwischen der Zweckverbandsleitung und dem promovierten Archäologen gekommen. Herrmann selbst möchte sich trotz mehrerer Vorab-Gespräche mit dem Hog’n zur Angelegenheit nicht mehr öffentlich äußern. Er wiederholte unserem Onlinemagazin gegenüber lediglich, dass „viel schmutzige Wäsche“ gewaschen worden, „vieles unsauber vonstatten gegangen“ sei und er sich rechtliche Schritte vorbehalte.
„Die Geschäftsordnung lässt keine Enthaltungen zu“
Auf die neuerliche direkte Hog’n-Nachfrage, weshalb die Zusammenarbeit mit Dr. Volker Herrmann nach sechsmonatiger Probezeit beendet wurde und worauf diese Entscheidung zurückzuführen sei, verweist die Pressestelle des Bezirks lediglich noch einmal darauf, dass die Entscheidung in der Verbandsversammlung getroffen wurde. Mit dem Zusatz: „Personalangelegenheiten werden gemäß der Geschäftsordnung des Zweckverbandes im nichtöffentlichen Teil der Sitzung behandelt.“ Und: „Die Geschäftsordnung lässt keine Enthaltungen zu.“
Ein konkretes Datum für die Neubesetzung der Position des Museumsleiter könne noch nicht genannt werden, „da die Besetzung auch von der Verfügbarkeit der künftigen Museumsleitung abhängig ist“. Eine gesonderte Stellungnahme zum Thema von Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, wie vom Hog’n angefragt, erfolge nicht, da Dr. Pröckl die Antworten von Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich inhaltlich teile.
Stephan Hörhammer