Ringelai. David Osterer könnte vermutlich stundenlang über das Thema Glas reden, ohne dass ihm dabei langweilig wird. Denn Glas ist die große Leidenschaft und Herzensangelegenheit des 30-jährigen Ringelaiers, der sich nach seiner Ausbildung an der Glasfachschule Zwiesel zum Glasapparatebauer und Kunstglasbläser selbständig gemacht hat. Er ist eines von mehreren jungen Talenten im Bayerischen Wald, deren beeindruckende Fertigkeiten insbesondere im Regionalen (noch) nicht die gebührende Beachtung finden.
Sein Lehrer hatte ihn vor etwa vier Jahren auf den Weg zum Kunstglasblasen begleitet, hatte ihn dazu ermutigt, sich auf diesem Gebiet selbständig zu machen. Er wagte den Versuch und baute sich vor drei Jahren größtenteils in Eigenregie seine eigene kleine Werkstatt in Ringelai auf, in der er seitdem seiner Beschäftigung im Haupterwerb nachgeht. „Momentan kann ich allerdings nicht davon leben“, gibt er offen zu. Seine Eltern unterstützen ihn derzeit, wenn es um Miete für Werkstatt und Wohnung geht.
„Einzelstücke, mit denen sich der Kunde identifizieren kann“
Vor wenigen Monaten erst ging sein Internet-Shop online. Titel: „Glasmanufaktur David Osterer“. Dort bietet er verschiedene Schmuckstücke, Accessoires, mundgeblasene Weingläser, in Eigenkreation hergestellte Trinkgläser und Figuren wie das „gläserne Nashorn“ an. Alles selbst entworfen und in Handarbeit gefertigt. „Nichts von alldem wird zugekauft – bis auf den Rohstoff Glas natürlich, den kann ich nicht eigenständig herstellen“, betont David Osterer – und ergänzt: „Wenn jemand bei mir bestellt, geh ich nicht in ein Lager und hole das fertige Produkt aus einer Schachtel heraus, sondern ich setze mich hin und baue es dann wie gewünscht zusammen.“ Denn: Kapazitäten für größere Voranfertigungen hat er erstens nicht – „und zweitens passt das nicht zu meinem Arbeitskonzept“.
Wie er zum Glas gekommen ist? „Mir ist irgendwann einmal aufgefallen: Glas ist überall. Das beginnt beim Internet mit den Glasfaserkabeln, geht über Computer-Chips und Handys – und endet bei Brillen und Autos. Wir sind umgeben von Glas“, erläutert David Osterer, wobei er regelrecht ins Schwärmen gerät. „Doch der Mensch nimmt das alles kaum noch wahr, weil es so alltäglich geworden ist.“ Um nun die Besonderheit dieses Werkstoffes wieder in den Vordergrund zu rücken, entschied er sich das Handwerk der Kunstbläser zu erlernen, um Unikate herstellen zu können. „Einzelstücke, mit denen sich der Kunde identifizieren kann.“ Sein großer Wunsch ist es, das Glas wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zu bringen – gerade in der Region Bayerischer Wald, die eine sehr lange Tradition in Sachen Glasherstellung hat.
In seiner Werkstatt stehen die unterschiedlichsten Instrumente und Werkzeuge zur Glasveredelung bereit: Dort gibt es einen Brenner, um das Glas in heißem Zustand (über 500 Grad) zu verformen. Einen Ofen, mit dem das Glas langsam heruntergekühlt werden kann, um etwaige Spannungen im Werkstoff abzubauen. Eine Glassäge mit Kunstdiamant-Beschichtung, mit der er seine Weingläser bearbeiten kann. Eine Schleifbandmaschine, die er seinem ehemaligen Lehrer abgekauft hat. „Eine Drehbank fehlt mir noch, damit ich dann auch große Schalen oder Vasen machen könnte.“
„Wow, das habe ich gebaut“
Nach dem Abschluss der Mittleren Reife wusste David Osterer lange nicht, welchen beruflichen Weg er einschlagen sollte. „Ich wollte Schreiner werden, Diät-Assistent, Kindergärtner – oder Sozialpädagoge wie mein Vater. Aber ich hab in der Schule bereits gerne geschnitzt und mit Ton gearbeitet – und bin irgendwann in der Glasfachschule in Zwiesel gelandet.“ Im ersten Ausbildungsjahr lernte er dort die Grundlagen der Glasverarbeitung kennen.
Im zweiten Jahr durfte man bereits ganze Glasapparate bauen, wie der 30-Jährige berichtet. „Als ich das Ergebnis in der Hand hielt, nachdem es aus dem Ofen kam, dachte ich mir: Wow, das habe ich gebaut. Da hat sich eine Art Stolz in mir breit gemacht, den ich so vorher noch nicht kannte.“ Von da an stand für ihn fest, dass er gefunden hatte, wonach er im Beruflichen suchte. „Da hat’s bei mir Klick gemacht.“
Stephan Hörhammer
Ein wunderschöner Bericht. Wie die Jungs Beim Hog’n mit Worte umgehen können. Da merkt man, dass Sie ihre Berufung gefunden haben und richtig ausüben. Vielen Dank. und weiter so.
Mit großer Interesse habe ich Ihren Bericht bei der Sendung BR heute Wir in Bayern verfolgt. Respekt vor Ihnen, daß Sie so tolle Sachen mit Glas machen und noch dazu in der Selbständigkeit.
Da ich auch selbst mit Glas arbeite kann ich Sie sehr gut verstehen und werde Sie auf jeden Fall unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn Sie noch viele schöne Sachen wie den Anhänger Ratic ello machen. Weiter so.
Mit freundlichen Grüßen Gisela Baumann