Passau. Lockdown, Coronakrise und die damit verbundenen Einschränkungen: Seit Wochen kreisen die Gedanken der meisten Menschen um diese Themen. Doch gerade in diesen Zeiten benötigen Hilfsorganisationen mehr denn je Aufmerksamkeit und Unterstützung. Viele scheinen zu vergessen, dass Probleme, die nichts mit der Pandemie zu tun haben, nach wie vor existieren. Deshalb ist es den Mitgliedern der Passauer UNICEF-Hochschulgruppe wichtig, ihre Aktivitäten auch während des Lockdowns weiterzuführen. Neben den üblichen Aufgaben, zu denen die Informations- und Spendenarbeit gehört, liegt es den Studierenden am Herzen, auch einige Veranstaltungen zu organisieren – trotz Corona.
Im Januar 2020, vor genau einem Jahr, fand der erste Kleidertausch der Hochschulgruppe statt. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, erinnert sich Elisa Holzinger. Die 23-Jährige ist eine von vier Mitgliedern des Leitungsteams. Zusammen mit Lotte Neubauer, Mara Lebek und Cassandra Maas übernimmt sie die Organisation der Gruppe, die mittlerweile um die 60 Mitglieder umfasst.
Kleidung tauschen für Kinderrechte
Doch was hat die Veranstaltung, bei der die Passauer sich von gebrauchter Mode trennen und neue Stücke ergattern können, mit dem Hilfswerk und dessen Inhalten zu tun? „UNICEF setzt sich für die Verwirklichung der Rechte von Kindern ein“, erklärt Elisa Holzinger. „Auf der Agenda 2030 wurde unter anderem festgehalten, dass auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung niemand zurückgelassen werden darf – vor allem keine Kinder. Die sog. Sustainable Development Goals 6 und 13 sind an dieser Stelle besonders wichtig.“ Das SDG 13 umfasst Maßnahmen zum Klimaschutz, das SDG 6 konzentriert sich auf sauberes Wasser. „Die Produktion von Kleidung – vor allem von Fast Fashion, wie sie bei Billigkleider-Ketten angeboten wird – verbraucht Unmengen an Wasser. Von den Arbeitsbedingungen der Hersteller und der Kinderarbeit ganz zu schweigen“, beschreibt sie die Zusammenhänge.
Mit Aktionen wie dem Kleidertausch soll demnach der Kauf von neuer Kleidung vermieden werden: Die Teilnehmer können kostenlos Mode aus zweiter Hand erhalten und diejenige Kleidung, die nicht mehr getragen wird, abgeben und jemandem eine Freude damit machen. Die Veranstaltung richte sich in erster Linie an Studierende, die finanziell keine allzu großen Sprünge machen können. „Wir nutzen Events wie dieses, um Informationsarbeit zu leisten, Spenden zu generieren und auch, um neue Mitglieder zu gewinnen“, informiert Elisa weiter. Im vergangenen Jahr seien so einige Beiträge für die Organisation zusammengekommen. Natürlich hoffe das Team auch heuer – trotz Online-Durchführung – auf die Arbeit der UNICEF aufmerksam machen zu können.
Tauschen mit Abstand: Das sichere Konzept der Hochschulgruppe
Wie genau funktioniert nun der Online-Tausch von Kleidung? „Wir haben ein Corona-konformes Konzept erstellt, damit alle Personen auf der sicheren Seite sind“, schildert die 23-jährige Studentin. „Als Plattform haben wir uns für Instagram entschieden, denn hier stehen Fotos im Vordergrund. Perfekt also, um die Kleidungsstücke zu präsentieren.“
An bestimmten Tagen nehmen die Mitglieder der Hochschulgruppe Kleidungsstücke entgegen, die Übergabe erfolgt kontaktlos. Die neun OrganisatorInnen lagern diese dann zur Sicherheit für mehrere Tage in Plastikboxen, bevor diese teamintern verteilt werden. Anschließend werden die Klamotten fotografiert und an einem zuvor angekündigten Datum gepostet. Interessierte können die Bilder kommentieren und ihre neuen Lieblingsstücke dann – ebenfalls kontaktlos – abholen. Die übrig gebliebene Kleidung, die nicht vergeben wird, spendet die Hochschulgruppe an das Deutsche Rote Kreuz.
Elisa Holzinger ist gespannt, wie die Reaktionen dieses Jahr ausfallen werden: „Mittlerweile haben viele auf die Instagram-Seite reagiert, auch die Veranstaltung wurde bereits oft geteilt. 2020 kamen um die 250 Leute zum Tausch in der Nikola-Cafeteria der Uni, da konnten wir den Abend prima mit Informations- und Spendenarbeit verbinden.“
Weitere Aktionen in Planung
Für die Mitglieder der Hochschulgruppe ist es wichtig, gerade jetzt weiter zu machen und kreativ zu bleiben. „Wir wollen Kinder unterstützen und Chancen schaffen, schließlich sind sie unsere Zukunft – daran ändert auch die Pandemie nichts.“ Auch für die nächsten Monate gibt es bereits Ideen, die trotz Lockdown durchführbar sind: darunter Lesungen, ein Benefizkonzert und ein Open-Air-Kino. Und auch das beliebte Pub-Quiz könnte demnächst ein digitales Comeback erleben…
Malin Schmidt-Ott