Nicht nur in Bayern sind Kräuter und Heilpflanzen seit Urzeiten beliebt und bewährt. Auch in der Schulmedizin angewandte Medikamente basieren oftmals auf pflanzlichen Stoffen. Süßholzwurzel-, Efeu- und Wollblumen-Präparate zur Behandlung von Atemwegsinfekten oder Baldrian- und Passionsblume-Präparate gegen Schlafstörungen sind hinlänglich bekannt.
Ebenso gibt es zahlreiche Schmerzmittel mit pflanzlichen Wirkstoffen, die schonender für den Organismus sind als chemische Arzneimittel. In der Naturheilkunde wird der menschliche Organismus ganzheitlich betrachtet. Das Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
Dosierung und Wirkungsweise
Richtig dosiert sind pflanzliche Heilmittel frei von unerwünschten Nebenwirkungen. Da Naturmedizin auf eine langfristige Wirkung ausgelegt ist, lässt sie sich auch bei einigen chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus sinnvoll einsetzen. Die Wirksamkeit der Heilmittel muss belegt sein, die Präparate werden genauso geprüft wie Medikamente aus der Schulmedizin. Pflanzliche Stoffe entfalten ihre Wirkung in der Regel erst nach mehrtägiger Einnahme, da sich zunächst eine ausreichende Menge an Wirkstoffen im Körper anreichern muss. Wichtig ist bei allen Naturheilmitteln, dass alternative Heilverfahren die Schulmedizin in vielen Fällen gut unterstützen, aber nicht ersetzen können. Im Sinne der Komplementärmedizin werden übrigens auch diverse homöopathische Medikamente empfohlen.
Anwendungsgebiete von Heilkräutern und -pflanzen
Heilpflanzen haben ein breites Anwendungsgebiet, unter anderem zur Leber- und Darmreinigung, gegen Beschwerden des Verdauungssystems sowie für die Blase und Nieren. Eine weitere Indikation sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Nerven – Heilpflanzen werden zur Beruhigung und Stimmungsaufhellung eingesetzt. Darüber hinaus gibt es Heilkräuter gegen Hauterkrankungen, für die Atemwege und das Immunsystem sowie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Nicht zuletzt kommen Heilkräuter und -pflanzen erfolgreich in der Frauenheilkunde zum Einsatz: von der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit bis zu Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden.
Wildwuchs und Kultivierung
Im und um den Bayerischen Wald findet man jede Menge wildwachsende Kräuter und Heilpflanzen wie Löwenzahn, Kamille oder Salbei. Interessierte Besucher werden hier garantiert fündig, auch ohne – wie Bastian Kalous – zu Fuß vom einen zum anderen Ende des Nationalparks zu marschieren. Im Naturpark Bayerischer Wald und auch im Gäuboden werden regelmäßig Kräuterwanderungen angeboten. Unterwegs können die Teilnehmer Wildkräuter und Heilpflanzen probieren, riechen, schmecken und ihre heilende Wirkung kennenlernen. Wer dabei auf den Geschmack kommt und das Thema vertiefen möchte, kann sogar eine Ausbildung in traditioneller Heilkräuterkunde und Phytotherapie absolvieren.
Viele Kräuter lassen sich auch wunderbar im heimischen Kräuterbeet kultivieren, beispielsweise Basilikum, Dill, Thymian und Pfefferminze. Wer die mediterrane Küche liebt und viel mit Kräutern und Knoblauch kocht, macht also in Sachen gesunder Ernährung schon vieles richtig. In Bayern wird sogar der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen in der Landwirtschaft vom LfL Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung gefördert. Die Kultivierung der rund 60 Arten in Bayern trägt nämlich unter anderem zur Biodiversität auf den landwirtschaftlichen Flächen bei. Heilpflanzen sind also nicht nur gesund für den Menschen, sondern unterstützen auch die Erhaltung der Artenvielfalt.
da Hog’n