Deggendorf. Querflöte, Geige, Bratsche, Cello, Drehleier, Klavier – die Liste an Instrumenten, die Anna Katharina Kränzlein beherrscht, ist beachtlich. „Bekannt ist sie vor allem für ihre schnelle und abwechslungsreiche Spieltechnik“, beschreibt das Online-Lexikon Wikipedia die 39-jährige Musikerin, die im Vorderen Bayerischen Wald, zwischen Rusel und Donau, beheimatet ist.
Bekannt geworden ist sie als langjähriges Mitglied der Mittelalter-Folk-Rock-Band „Schandmaul“, die sie im Alter von 18 Jahren mitbegründete. Seit drei Jahren steht sie nun als Solokünstlerin und im Rahmen verschiedener Musikprojekte auf der Bühne. Wir haben uns mit der gebürtigen Fürstenfeldbruckerin u.a. über die Zeit bei „Schandmaul“, ihr jüngstes Unterfangen „Prinzessin und Rebell“ sowie die Auswirkungen der Coronakrise auf ihr Schaffen unterhalten.
„Das wäre bei Schandmaul niemals drin gewesen“
Anna: Gibt es eigentlich noch Instrumente, die du noch nicht zu spielen gelernt hast? Und falls ja: Welches möchtest du gerne noch beherrschen?
Falls ich Zeit hätte: Gitarre. Die kann man überallhin mithin nehmen – und kann sich dann wunderbar beim Singen selbst damit begleiten.
Du bist bisher sowohl als Solokünstlerin als auch (u.a.) in der Formation „Schandmaul“ auf der Bühne gestanden. Was macht dir mehr Spaß?
Es ist natürlich ein unbeschreibliches Erlebnis auf den ganz großen Festivals als Headliner auf einer Bühne zu spielen. Die Energie, die Euphorie, die Aufregung, ein riesiges gemeinschaftliches Erlebnis. Aber es ist da gar nicht so wichtig, was oder wie gut ich spiele, sondern vielmehr wie ich rüberkomme. Das ist natürlich im kleinen Rahmen ganz anders, da muss ich auch gut rüberkommen, aber: Die Leute hören mir wirklich zu – und ich kann alles machen, was ich will: singen, Klavier spielen, ansagen, fünf Minuten Geigensolo – das wäre bei Schandmaul niemals drin gewesen…
2017 hast du „Schandmaul“ verlassen. Warum? Und: Wie blickst du auf die Zeit mit der Band heute zurück?
Das waren viele Gründe und ein langer Prozess die Band zu verlassen – schließlich war ich fast 20 Jahre dabei. Aber es war auch ein großer Befreiungsschlag. Und all meine Erinnerungen und großen Erlebnisse habe ich in meinem Herzen für immer abgespeichert!
„Es gab kaum Konsum, dafür Zeit für mich“
Pippo Pollina, Wolfang Ambros, Curt Cress, Michael Ende – durchaus namhafte Musiker, mit denen du bereits gemeinsam Musik gemacht hast. Mit wem möchtest du in diesem Leben noch einmal auf der Bühne stehen?
Gerne mit Sting, Lenny Kravitz, Jamie Cullum und und und. Warum? Das sind allesamt großartige Musiker – und ich glaube auch ganz coole Typen!
Dein neuestes Projekt nennt sich „Prinzessin und Rebell“ – worum geht’s da genau?
Es geht um Liedermacherfolk, um Texte, die zum Überlegen anregen; manchmal etwas sarkastisch gehalten, aber alles extrem wichtige Themen, wenn wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen. Und es geht um handgemachte Musik mit vielen Instrumenten. Live treten wir als Trio auf, da haben wir Geige, Bratsche, Drehleier, zwei Gesänge, Mandoline, die Thüringer Waldzither, Gitarren, Klarinetten, Akkordeon und Blockflöten am Start.
Die Corona-Pandemie hat die Musik- und Kunstszene arg getroffen. Wie ist es dir die vergangenen sechs Monate über ergangen?
Nur so viel: 45 abgesagte Konzerte – es war Horror! Aber: Ich habe viel Zeit mit meinen Kindern draußen in der Natur und mit meinen Tieren verbracht. Ich bin kein Auto gefahren, alles war sehr entschleunigt. Es gab kaum Konsum, dafür Zeit für mich – es war auch richtig gut!
„Kreativität und ein gutes Netzwerk“
Was glaubst Du ist nötig, um soloselbständige Künstler wie dich sicher durch die Krise zu bekommen?
In erster Linie Kreativität und ein gutes Netzwerk. Ich bin ja etwas breiter aufgestellt, hab auch noch meine Rauszeitseminare und gebe Geigen- und Gesangsunterricht. Und ich habe eine kleine, komplette Soloshow für Wohnzimmerkonzerte. Also wer mich als Geburtstagsgeschenk braucht, bitte melden!
Was hast du für nächstes Jahr geplant?
Ich möchte meine Seminare ausbauen, die Zeit hier daheim in unserer wunderschönen Natur erfüllt mich zutiefst. Und da mach ich ja auch Musik – für eben einen ganz kleinen Kreis…
Vielen Dank, dass du dir Zeit für die Beantwortung unserer Fragen genommen hast – und alles Gute.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer
Titelbild: rock-genuine.com
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