Stocking. „Wenn der Vater mit dem Sohne“ – der Titel dieses bekannten deutschen Spielfilms aus den 50er Jahren lässt sich gut übertragen auf die beiden Buchetmanns aus Stocking bei Waldkirchen. Denn auch hier haben Vater und Sohn gemeinsam etwas Außergewöhnliches wie Vielversprechendes auf die Beine gestellt: einen Onlineshop für Handläufe aus Edelstahl.

„Made im Woid“: Christian (links) und Tobias, die „Buchetmänner“ aus Stocking, in ihrer Werkstatt, wo sie ihre Handläufe aus Edelstahl herstellen.
Mehr als ein Vierteljahrhundert war Christian Buchetmann beim Automobil-Produzenten BMW an den Standorten Dingolfing und München tätig, bis er sich heuer endlich traute sein langfristig gewachsenes Hobby zum Beruf zu machen. Seine Passion lautet kurz und knapp auf den Punkt gebracht: „Edelstahl und alles, was man daraus herstellen kann.“ Einen Geschäftspartner hat der 46-Jährige bereits gefunden – nämlich seinen Sohn Tobias (21), der nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker und einer Anstellung als Schweißer nun ebenfalls den Schritt in die Selbständigkeit gewagt hat. Da Hog’n hat sich mit den beiden „Buchetmännern“ aus Stocking über ihr Geschäftsmodell, über Handläufe und das Schmieden von Zukunftsplänen unterhalten.
„Und siehe da: Es funktionierte!“
Christian, Tobias: Wie kam es zu Eurer durchaus nicht alltäglichen Idee, einen Onlineshop für Edelstahl-Handläufe, ein absolutes Nischenprodukt, ins Leben zu rufen?
Christian: Die Idee entstand bereits im Jahr 2014. Sie konnte damals aber nicht weiter ausgebaut werden, weil mir persönlich das Risiko, sich selbständig zu machen, zu groß gewesen ist – und ich noch nicht soweit war, den sicheren Job bei BMW an den Nagel zu hängen. Bei gewissen Verpflichtungen geht man lieber auf Nummer sicher – und bleibt eben braver Arbeitnehmer (schmunzelt).

„Die Einzigartigkeit besteht darin, dass wir unser Produkt mit bestem Wissen und Gewissen herstellen.“
Das Projekt ruhte dann eine Weile. Bis zum Januar 2020, als Tobias – mittlerweile erwachsen – die Idee hatte, das Ganze nochmals aufs Tableau zu bringen. Und siehe da: Es funktionierte! Die Bestellungen waren anfangs noch etwas spärlich, doch es zeichnete sich nach und nach eine deutliche Steigerung der Verkaufszahlen ab.
Somit stand als erster mein Sohn, der zuletzt ebenfalls bei BMW angestellt war, vor der Entscheidung: Wollen wir das Projekt wieder einschlafen lassen – oder ins kalte Wasser springen? Frei nach dem Motto „No Risk No Fun“ entschied er sich schließlich für Letzteres. Aufgrund der deutlich erhöhten Auftragslage stand ich wenig später dann selbst vor der Frage, weiterhin als Arbeitnehmer meine Brötchen verdienen zu wollen – oder als selbstständiger Geschäftspartner. Anfang Juli dieses Jahres entschied ich mich dann ebenfalls für den Schritt in die Selbstständigkeit.
Respekt. Sind die Handläufe ausschließlich online erhältlich oder auch im Einzelhandel?
Tobias: Die Handläufe gibt es überwiegend online über die Seite www.handlauf-edelstahl-online.de zu bestellen. Regional können die Handläufe auch telefonisch geordert und abgeholt werden.
„Qualität steht für uns an erster Stelle“
Was machen Eure Handläufe so einzigartig?
Tobias: Die Einzigartigkeit besteht darin, dass wir unser Produkt mit bestem Wissen und Gewissen herstellen. Wir halten uns an die Vorschriften und sind unserer Linie immer treu: Qualität steht für uns an erster Stelle – und nicht die Massenabfertigung.
Wo werden Eure Handläufe gefertigt?
Christian: Unsere Handläufe fertigen wir alle selbst. Dabei kommt uns entgegen, dass unsere Werkstatt direkt neben unserem Wohnhaus liegt. Sämtliche Bestellungen und alles, was dazu gehört, übernehmen wir gerade noch selbst. So wie es aussieht, werden wir dabei aber in absehbarer Zeit Unterstützung benötigen, da es mittlerweile recht aufwendig geworden ist, zu zweit alles unter einen Hut zu bringen.
Wer gehört zu Euren Kunden?
Tobias: Unsere Kunden sind in ganz Europa verstreut. Zu ihnen gehören sowohl Privatleute als auch größere Wohnungsbauunternehmen.
Gerade in Corona-Zeiten erlebt der Online-Handel ja einen nochmaligen Aufschwung. Betrachtet ihr die Coronakrise als Beschleuniger für Euren Onlineshop?
Christian: Die Corona-Hochphase war für uns wie ein Startpilot, wie ein echter Beschleuniger – und hat uns eine sehr hohe Auftragslage beschert. Durch das Onlinegeschäft bleibt der persönliche Kontakt mit den Kunden ja aus. Telefonisch und online kann man heutzutage ohnehin fast alles regeln. Wie wir aus eigener Erfahrung berichten können, haben sich in dieser doch recht schwierigen Zeit insbesondere auch ältere Menschen an das Thema Onlineshopping herangetraut, uns kontaktiert und ihre Bestellungen aufgegeben.
„Erst einmal selbst den Allerwertesten aufreißen…“
Was ist Euer Ziel? Wo seht ihr Euch in den nächsten fünf, zehn Jahren mit Eurem Handlauf-Handel?
Tobias: Wir haben das Ziel, unser Geschäft noch weiter auszubauen, die Verkaufszahlen zu steigern – und Arbeitsplätze zu schaffen. Was wir in der doch noch recht jungen Geschichte unseres Unternehmens bereits gelernt haben: Man muss sich erst einmal selbst den Allerwertesten aufreißen, bevor man große Sprünge machen kann.
Wer zu schnell nach oben steigt, kann auch sehr schnell tief fallen, wie ein bekanntes Sprichwort sagt. Das werden wir beherzigen und deshalb mit Bedacht an die Sache herangehen.
Dabei wünschen wir viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer