Freyung-Grafenau. Umweltminister Thorsten Glauber hat eine umfangreiche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Toni Schuberl zur Borkenkäferbekämpfung auf den verbliebenen 1.108 Hektar Entwicklungszone im Kern des Nationalparks Bayerischer Wald beantwortet. „Meine eigene Einschätzung ist vollumfänglich bestätigt worden“, teilt Schuberl den Medien gegenüber mit – und fordert: „Die letzten Reste der Entwicklungszonen müssen sofort zu Naturzonen erklärt werden!“
Es gehe hier nicht um die Randzonen, in denen für den Schutz des Privatwaldes der Borkenkäfer bekämpft werde, stellt Schuberl klar. Doch in den Entwicklungszonen im Inneren des Parks werde massiv die Natur geschädigt, ohne dass dies noch einem Zweck dienen würde. Ursprünglich sollte die Bekämpfung in den Entwicklungszonen den Hochlagenwald vor Borkenkäfern schützen. Nun stellt Schuberl zufolge das Umweltministerium klar, dass bereits im gesamten Hochlagenwald punktuell bis kleinflächig Borkenkäferbefall vorhanden sei. Ein Schutz des Hochlagenwaldes sei demnach gar nicht mehr möglich.
„Dies ist eine schonungslos ehrliche Antwort“
Der Hochlagenwald könne sich nach Borkenkäferbefall ohne Eingriff des Menschen natürlicherweise stabil und angepasst an die Standortbedingungen verjüngen und bleibe als Hochlagenwald auch ohne Borkenkäferbekämpfung erhalten, erklärt das Ministerium weiter. Dennoch werde weiterhin bis 2027 im Inneren des Nationalparks massiv Holz eingeschlagen und verkauft. Dies betreffe nach Aussage des Umweltministeriums geschützte FFH-Flächen, auf denen das Auerhuhn, das Haselhuhn, der Dreizehenspecht sowie die Mopsfledermaus leben. Kahlschläge werden auch während der Brut- und Aufzuchtzeiten durchgeführt. Darüber hinaus beeinflusse das Entfernen von Borkenkäfer-Bäumen das Vorkommen und die räumliche Verbreitung bestimmter Artengruppen von Pilzen, Pflanzen und Tieren und deren Lebensgemeinschaften negativ, insbesondere jener Arten, die an Totholz gebunden seien. „Dies ist eine schonungslos ehrliche Antwort“, lobt Schuberl die Ausführungen des Ministers.
Doch hier zeige sich, wie massiv der Wald und die Artenvielfalt im neuen Teil des Nationalparks bereits seit vielen Jahren geschädigt wurden – und auch noch in Zukunft geschädigt werden. Gleichzeitig betonte das Ministerium, dass sich der frühere Borkenkäferbefall im ursprünglichen Teil des Nationalparks damals positiv auf die biologische Vielfalt ausgewirkt habe, weil man den Käfer nicht bekämpft habe. 30 Prozent der in Wäldern vorkommenden Arten seien auf Totholz angewiesen, ca. 50 Prozent der Arten profitieren davon. Die Anreicherung mit Totholz habe dazu beigetragen, dass viele seltene Pilz- und Insektenarten wieder häufig im Nationalpark vorkommen, die zuvor nur an relativ kleinflächigen Urwaldrelikt-Standorten überdauert hatten. Auch die Öffnung des Kronendaches und die Entstehung vielfältiger neuer Waldstrukturen habe die Artenvielfalt deutlich erhöht.
„Appelliere an alle, diesen Wahnsinn endlich zu beenden“
Anders sehe es laut Schuberl in den Bereichen aus, in denen massiver Kahlschlag mit Entfernung des Totholzes stattgefunden habe. Beispielsweise stehe auf mehreren Hektar am nördlichen Teil des Falkensteins heute, fast zehn Jahre nach dem Kahlschlag, immer noch kaum ein Baum. „Das ist mehr Steppe, als Wald“, schimpft der Landtagsabgeordnete der Grünen. „Ich appelliere an alle Verantwortlichen, diesen Wahnsinn endlich zu beenden!“ Die Erkenntnisse aus dem alten Teil des Parks sollten im neuen Teil angewandt werden.
da Hog’n