Freyung. Die Bayerische Staatsregierung hat jüngst beschlossen, das Testangebot für eine Untersuchung auf SARS-CoV-2 (Corona) nochmals auszubauen. Auch der Landkreis Freyung-Grafenau wurde deshalb als Kreisverwaltungsbehörde aufgefordert, ein „Bayerisches Testzentrum“ einzurichten, in dem sich seit 1. September jeder Landkreisbürger kostenlos und ohne Angabe von Gründen bzw. ohne Vorhandensein von Symptomen testen lassen kann. Hog’n-Redakteur Hörhammer, der keinerlei Symptome vorweist, sondern sich auf eigenen Wunsch testen lassen möchte, hat sich umgeschaut.

Viel los ist nicht an diesem Mittwochvormittag in der Freyunger Au. Dort, wo im Sommer normalerweise das Volksfest stattfindet, das Bier in Strömen fließt und die Brathendl für angenehme Düfte sorgen. An gleicher Stelle hatte der Landkreis von Anfang April bis Anfang Juli bereits ein Testzentrum mit ambulanter Infektpraxis (da Hog’n berichtete) betrieben, damals zusammen mit Bundeswehr und BRK.
Das Prozedere beginnt
Mein Auto ist das einzige, das im abgesperrten Bereich um das neue Corona-Testzentrum, zwei weiße Container mit den Ausmaßen zwei auf fünf Meter, geparkt steht. „Gestern waren’s mehr“, sagt mir eine von drei Mitarbeiterinnen der mit der Durchführung der Tests beauftragten Firma IMS Rettungsdienst GmbH aus Riedlhütte. Gestern war auch der Tag, an dem erstmals getestet wurde. „Aber das wird sicher noch mehr, es muss erst noch bekannter werden“, gibt sich die Frau mit den blonden Haaren und der Schutzmaske vorm Gesicht zuversichtlich.

Die Anmeldung für den Test zwei Tage zuvor war schnell durchgeführt: Auf der Website ims-rettungsdienst.de/freyung-grafenau kann jeder einfach und unkompliziert einen Termin vereinbaren – „um längere Wartezeiten zu vermeiden“, heißt es. Es wird ebenso darauf hingewiesen, dass „ein direkter Zugang zum Testzentrum ohne vorherige Terminvergabe derzeit nicht möglich ist“. Des weiteren wird auf der Homepage erklärt, wer sich testen lassen kann (etwa Bürger mit einer Warnung durch die Corona-Warn-App, Reiserückkehrer sowie jeder bayerische Bürger mit einem Testwunsch), wie der Test genau abläuft und welche Unterlagen (Ausweis, Krankenkassenkarte) mitgenommen werden sollten. Es besteht freilich Mundschutzpflicht im Testzentrum. Im Anschluss folgt eine Bestätigung des gewählten Termins per Email.
Die Testung erfolgt in Form eines „Walk-Throughs“, also als Fußgänger-Durchlaufstation. Ich gehe also am Trassierband und der Beschilderung entlang, bis ich am ersten weißen Container angekommen bin. Hinter einer großen Glasscheibe begrüßt mich eine von drei IMS-Mitarbeiterinnen und weist mich freundlich darauf hin, dass ich mich zunächst selbstständig registrieren müsste. Online.

Die Details stünden auf den Tafeln, an denen ich gerade vorbei gelaufen sei. „Selbst-Registrierung zum Covid-19 Test über Mobiltelefon“ steht darauf geschrieben. Für ältere Herrschaften gäbe es auch die Möglichkeit, sich persönlich am Fenster zu registrieren. Hätte ich einen QR-Code-Reader auf meinem Handy installiert, würd’s recht schnell gehen, bis ich auf der entsprechenden Seite namens covidtestbayern.sampletracker.eu lande. Ansonsten muss die Webadresse händisch eingeben werden. Ich versuche letzteres – und vertippe mich gefühlte acht Mal, bis ich endlich dort angelangt bin, wo ich hin soll.
Zwei orangefarbene Plastikhände erwarten mich ums Eck
Auf der Seite gebe ich dann meine persönlichen Daten wie Name, Anschrift, Telefonnummer und Email-Adresse ein. Außerdem ist anzugeben, ob ich mich innerhalb der letzten zwei Wochen in einem Risikogebiet außerhalb Deutschlands aufgehalten habe. Sollte ich mit dem Ausfüllen der Formulare nicht klarkommen, würden mir die Mitarbeiterinnen gerne assistieren. Ich schaffe es ohne fremde Hilfe.

Als Ergebnis der Eingabeprozedur, die etwa zwei Minuten in Anspruch nimmt, bekomme ich ein QR-Code-Bildchen auf dem Handy ausgespuckt, das ich im Anschluss an die Fensterscheibe am Container halte und vom Personal mit entsprechendem Gerät abgescannt wird. Ich zeige noch meinen Ausweis vor, um die Identitätsfrage zu klären. Danach schiebt mir eine IMS-Frau ein Röhrchen für den eigentlichen Test durch eine kleine Öffnung im Container, gleich links neben dem Fenster. Ich nehme es entgegen, bedanke mich und werde ums Container-Eck – etwa sechs, sieben Meter Fußweg – zur zweiten Station weitergeleitet.
Dort erwarten mich zwei in orangefarbenes Plastik gehüllte Hände, die zu einem Mann mit Schnauzbart und Brille hinter einer weiteren Glasscheibe gehören und durch zwei runde Öffnungen in der Container-Wand nach draußen fassen können.

Das Ganze erinnert an einen überdimensionierten Laborkasten – nur dass die dazugehörigen „Handschuhe“ hier nicht ins Innere, sondern eben in die umgekehrte Richtung führen. Ich begrüße den Herrn am Fenster und übergebe ihm sogleich das Röhrchen mit dem Abstrich-Stäbchen, nehme den Mundschutz ab und sperre den Mund weit auf. Das Stäbchen wird behutsam in meinen Rachen eingeführt, umkreist mein Gaumenzäpfchen und ist genauso schnell wieder aus meiner Mundhöhle verschwunden, wie es hineingelangt ist. Einen kurzen Würgereiz kann ich dabei nicht leugnen. Ich frage zum Schluss, wie lange ich nun auf das Ergebnis warten darf und verabschiede mich. „Drei bis fünf Tage“ meint der Herr mit dem Schnauzer. Auf der Covid-Test-Website steht: „Ihr Testergebnis wird Ihnen gewöhnlich innerhalb von zwei Tagen per E-Mail übermittelt.“ Ich bin gespannt. Corona-Test: Ende. Gesamter zeitlicher Aufwand: ca. acht Minuten.
Stephan Hörhammer
Nachtrag: Das Coronatest-Ergebnis wurde tatsächlich binnen zwei Tagen per Email zugesandt. Der Test fiel – wie nicht anders zu erwarten – negativ aus.