Gotteszell/Viechtach. „Zu wenig Nachfrage für dauerhafte Reaktivierung“ – im Rahmen einer Pressemitteilung hat das Bayerische Verkehrsministerium am Montag, 24. August, bekannt gegeben, dass die Nachfrage bei den Fahrgästen auf der Bahnverbindung Viechtach-Gotteszell nicht ausreicht, um die Strecke wieder regulär in Betrieb zu nehmen. Eine Entscheidung, die im Landkreis Regen für Unverständnis sorgt – allen voran bei Landrätin Rita Röhrl.
Die womögliche Reaktivierung des Schienenverkehres auf besagtem Waldbahn-Abschnitt im Altlandkreis Viechtach ist seit Jahren ein Dauerthema im Arberland. Langanhaltende, teils hitzige Diskussionen über Sinn und Unsinn eines Re-Starts der Bahnstrecke, zahlreiche Debatten im Kreistag, ein Bürgerentscheid, der Probebetrieb und zuletzt die nachdrückliche Forderung regionaler Politiker, eine endgültige Entscheidung hinsichtlich eines Regelbetriebes herbeizuführen, zeichneten die einzelnen Etappen der Got-Vit-Wiederbelebungs-Initiative aus. Doch alle Mühen waren letztlich umsonst. Das zuständige Ministerium hat entschieden.
Nur 500 statt 1.000 Fahrgäste pro Werktag
„Wir stehen Reaktivierungen von stillgelegten Eisenbahnstrecken grundsätzlich offen gegenüber“, erklärt Verkehrsministerin Kerstin Schreyer im Rahmen der Pressemeldung. „Allerdings gelten für alle Strecken dieselben Kriterien. Wenn diese nicht erfüllt sind, können wir dafür kein Steuergeld investieren. Ich setze mich für passgenaue Angebote ein, damit auch der ländliche Raum gut an den Öffentlichen Personennahverkehr angebunden wird.“ So müssten mehrere Rahmenbedingungen erfüllt werden, ehe der Freistaat den Reaktivierungsprozess starten würde. Neben der einhelligen Zustimmung der Kommunen vor Ort beinhalte dies vor allem eine Potenzialprognose.
Es müsse eine Nachfrage von mehr als 1.000 Fahrgästen pro Werktag zu erwarten sein. Auf der Strecke Gotteszell-Viechtach lag diese Zahl jedoch im Jahresschnitt deutlich unter 500 Fahrgästen pro Werktag. Die Kosten für den Probebetrieb schlagen mit mehr als drei Millionen Euro pro Jahr zu Buche, wie das Verkehrsministerium vorrechnet. Die Ertüchtigung der Infrastruktur, etwa der barrierefreie Umbau der Stationen sowie die Sicherung der Bahnübergänge, seien darin noch nicht enthalten. Ministerin Schreyer: „Wenn die Bahnverbindung nicht ausreichend angenommen wird, hilft eine Reaktivierung weder dem Klima noch dem Steuerzahler. Wir werden den Vertrag für den Probebetrieb deswegen nicht verlängern und den Schienenverkehr dort zum September 2021 wieder einstellen.“
„Werden alles versuchen, die Entscheidung rückgängig zu machen“
Eine Entscheidung, die Regens Landrätin Rita Röhrl kommentiert mit den Worten: „Mich hat es fast vom Stuhl gehauen.“ Die SPD-Politikerin betont, dass in keinerlei Vorgesprächen über das Ende der Bahnlinie gesprochen worden sei. Im Gegenteil: Der Landkreis hätte sogar mit Zustimmung des Ministeriums gemeinsam mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ein ÖPNV-Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten war noch im Dezember in der Kreistagssitzung vorgestellt worden, der Landkreis hatte ein genaues zeitliches Konzept zur Umsetzung beschlossen. Kostenfaktor: 3,6 Millionen Euro.
„All unsere Planungen haben dies zum Ziel und werden nun ohne Vorwarnung zunichte gemacht“, erklärt Rita Röhrl enttäuscht. Länderbahn und Abgeordnete, mit denen die Landrätin bereits Kontakt hatte, seien von der Pressemitteilung des Staatsministeriums ebenso überrascht worden. „Gemeinsam werden wir alles versuchen, dass diese Entscheidung rückgängig gemacht wird.“
da Hog’n