Regen/Zwiesel. Auf den ersten Blick könnten die Unterschiede nicht größer sein. Auf der einen Seite die 32-Jährige Logopädin und Hobbysängerin. Auf der anderen der 58-Jährige Profigitarrist. Und dennoch haben Salina Albert und Tom Riepl zusammengefunden. Der große gemeinsame Nenner der Zwieselerin und des Regeners: die Passion für Musik aus den 70er Jahren. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n sprechen die beiden über ihre jüngst veröffentlichte CD „Almost empty we unplugged“ sowie über ihr musikalisches Zusammenspiel.
Salina, Tom: Eure Spezialitäten sind Hippie-, Blues- und Folk-Musik im 70er-Jahre-Stil. Lebt ihr in der Vergangenheit?
Tom: Ich lebe durchaus in der Gegenwart, aber ich mag es, gute Musik der Vergangenheit zurück in die Zukunft zu bringen. Es ist zumindest einen Versuch wert… Und es handelt sich hierbei nicht um kurzlebige Trends, sondern um zeitlose Musik. Das Ganze hat also nicht zwingend was mit Vergangenheit zu tun.
Salina: (lacht) Wenn ich in der Vergangenheit leben würde, müsste ich Plateau-Schuhe tragen und Songs von den Spice Girls auf die Bühne bringen. Seit ich sechzehn bin, beschäftige ich mich mit der Musik aus den 60ern und 70ern – sie gefällt mir einfach.
Wie kommt es dazu, dass ihr euch für diese Art „Nischen-Musik“ interessiert?
Salina: Als Nische würde ich dieses Genre nicht bezeichnen. Die 60er und 70er waren eine Epoche, in der Musikgeschichte geschrieben wurde. Die Texte sind teilweise poetische Werke – und echte Leute haben mit echten Instrumenten gespielt. Die Musik aus dieser Zeit spricht mich persönlich mehr an als aktuelle, wie zum Beispiel Elektro-Musik.
Aufnahmen dauerten rund eineinhalb Jahre – mit Pausen
Tom: Ganz einfach: Ich bin mit dieser Art von Musik aufgewachsen – und die Musik deiner Jugend begleitet dich zeitlebens. Ich habe mich dann jedoch ziemlich bald mit den verschiedensten Epochen und Einflüssen auseinandergesetzt und bin ziemlich schnell in den 1930er Jahren, beim ursprünglichen Blues gelandet, der wiederum einen großen Einfluss auf die Musik der 60er und 70er Jahre hatte.
Wie habt ihr beide musikalisch zusammengefunden – der professionelle Gitarrist und die junge Nachwuchssängerin?
Tom: Ich habe Salina vor ein paar Jahren mit ihrer Band Sal’in’Acoustic gesehen und war beeindruckt von ihrer Stimme sowie ihrer Art zu singen.
Salina: Ich kannte Tom zuvor flüchtig, da er und meine Eltern in ihrer Jugend in derselben Clique waren. Und natürlich ist er ein überregional bekannter Musiker. Nach einem Auftritt von mir und meiner Band kam er rüber und fragte, ob ich nicht Lust hätte, auch mal im Studio zu arbeiten.
Ein bisschen miteinander zu musizieren und ab und an aufzutreten ist das eine – eine CD aufzunehmen das andere. Provokant nachgefragt: Habt ihr überhaupt genügend potenzielle Käufer?
Tom: Ich bringe seit 30 Jahre Platten/CDs heraus – und natürlich hat sich in dieser Zeit viel verändert, was die Hör- und Kaufgewohnheiten betrifft. Heutzutage wird Musik hauptsächlich per Streaming oder Download im Internet konsumiert. Doch es gibt auch noch die Musikliebhaber – nicht nur aus meiner Generation -, die ein gut klingendes und schön gestaltetes Produkt in Form einer CD mit Fotos und Artwork in Händen halten wollen.
Salina: Gute Frage. Ich wurde in den vergangenen Jahren immer wieder darauf angesprochen, ob es von mir bzw. meiner Band nicht eine CD gäbe – und auch Toms Auftritte mit verschiedenen Bands wurden zahlreich besucht. Die Nachfrage besteht auf jeden Fall. Und vor allem wollten wir auch für uns selbst etwas kreieren, das die Zeit überdauert und unsere gemeinsame Leidenschaft widerspiegelt.
Wie aufwendig waren die Aufnahmen im Tonstudio? Wie viel Zeit und Geld habt ihr investiert?
Tom: Die Aufnahmen haben sich über einen längeren Zeitraum hingezogen, zirka eineinhalb Jahre – allerdings mit längeren Pausen. Wir haben darauf geachtet, dass die Stimme und sämtliche Instrumente, vor allem auch Percussion-Instrumente, so natürlich wie möglich rüber kommen, und dementsprechend gute Mikrofone für die Aufnahmen verwendet. Aufgenommen haben wir in meinem eigenen Studio, deshalb waren Studio-Miete etc. kein Thema.
Eine Eigenkreation und viele bekannte Stücke mit eigenem Stempel
Auf der CD finden sich Coversongs wieder, aber auch eine Eigenproduktion. Wie ist es zu diesem Mix gekommen? Wie ist die Auswahl vonstatten gegangen?
Salina: Wir haben abwechselnd Vorschläge gemacht. Wovon wir beide überzeugt waren, das haben wir genommen. Das eigene Stück „Home“ ist entstanden, weil ich zu der Zeit gerade im Schreib-Flow war – das Stück passt perfekt zu den anderen Songs.
Tom: Das hat sich aus den musikalischen Vorlieben ergeben und auch daraus, welche Songs zusammenpassen. Die Platte erzählt ja genau genommen eine zusammenhängende Geschichte von „Good Time Feeling“ über „I Can Fly“ bis „Home“. Man sollte sich die Zeit nehmen und das Album von vorne bis hinten durchhören, dann wird man auch den roten Faden erkennen.
Seid ihr nun eher Coverband oder diejenigen, die Stücke selber machen?
Tom: Ich würde unsere Zusammenarbeit als eigenständiges musikalisches Projekt betrachten. Bei einer Coverband geht es ja darum, die Songs möglichst originalgetreu nachzuspielen. Bei uns hingegen geht’s eher darum, den Songs möglichst einen eigenen Stempel aufzudrücken, eine ganz eigene Interpretation der Stücke zu gestalten. Manche – auch sehr bekannte Bands – spielen etwa alte Blues-Songs von Muddy Waters, Chuck Berry und vielen mehr – und sind deshalb auch keine Coverbands. Bei uns wird’s auch in Zukunft ein Mix aus eigenen Stücken und Fremd-Interpretationen sein.
Salina: Da kann ich mich Tom nur anschließen. Die Songs, die wir spielen, lieben wir im Original. Aber wir geben ihnen unseren eigenen Sound, sodass sie fast wie etwas Neues klingen. Und je nach kreativer Phase entsteht sicher wieder eine Eigenkomposition.
Abschließend der Blick nach vorne: Wann kommt der eigene Bandname? Und wie stellt ihr euch eure musikalische Zukunft vor?
Tom: Sobald Konzerte wieder möglich sind in diesen schwierigen Zeiten, wollen wir natürlich auftreten und unser Album präsentieren – einfach unter Salina Albert & Tom Riepl. Da ist der Wiedererkennungswert viel höher als bei einem Bandnamen, den eh keiner kennt…
Salina: Der Meinung bin ich auch. Es braucht nicht immer einen ausgeklügelten Bandnamen, um in den Köpfen der Leute zu bleiben. Viel wichtiger ist die Musik, die man macht. Ich würde mich auch freuen, das Album live präsentieren zu können. Und dann – wer weiß… wir haben da schon ein paar Ideen für das nächste Projekt.
Vielen Dank für das Gespräch, alles Gute für die Zukunft.
die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer
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