Dienstag, 12. Mai: Können wir? Dürfen wir? Müssen wir? Sollen wir? Die zunehmenden Corona-Lockerungen, die zunächst von einer deutlich spürbaren Euphoriewelle begleitet worden sind, sorgen immer mehr für Verwirrung und Protest. Dies wird in den vergangenen Tagen immer wieder an mich herangetragen – und ich erlebe es auch persönlich mit. Ein scheinbar heilloses Durcheinander an Regeln, Vorschriften, Ge- und Verboten, Empfehlungen, Ratschlägen, Tipps, Vorgaben und Drohungen.
Der Fußball ist in diesen Tagen absolut nebensächlich, das ist mir klar. Zunächst steht unsere Gesundheit im Vordergrund, dann folgt lange nichts – und dann vielleicht die Rettung unserer Wirtschaft. Und dennoch steht der Sport derzeit sinnbildlich für die verwirrende Gesamtlage. Die Oberen – also Bund und Freistaat – haben das „OK“ gegeben, dass unter Beachtung gewisser Voraussetzungen wieder miteinander trainiert werden darf. In der Folge waren viele Vereine davon überzeugt, wieder ihrem Tagesgeschäft nachgehen zu dürfen. Erst nach und nach sickerte jedoch durch, dass auch der Bayerische Fußballverband (BFV) noch ein Wörtchen mitzureden hat – und letztlich jede einzelne Kommune entscheiden muss/darf/kann, ob sie ihre Sportstätten wieder öffnet. Nicht nur in gefühlt jedem Bundesland gibt es also eine andere Regelung, sondern – wie es scheint – auch in jeder Gemeinde.
Obelix und Asterix – oder doch Asterix und Obelix?
Hinzu kommt: Fast täglich gibt es gewisse Neuerungen rund um die Corona-Lockerungen – in nahezu allen Bereichen. Maggus prescht vor, Angie hetzt hinterher, Armin (Laschet) setzt einen drauf – und Otto(-Normalverbraucher) ist überfordert im unendlich dichten und keinesfalls geordneten Wald der Informationen. Das Wirtshaus im Dorf – öffnet wann nochmal? Mein langersehnter und wohlverdienter Urlaub – der ist doch jetzt möglich, oder? Die Gesichtsmaske – muss die über die Augen oder reichen Mund und Nase? Ist mein Stammtisch nicht doch systemrelevant? Corona – ist das ein Stofftier? Das aktuelle Leben erinnert ein bisschen an die Suche von Asterix und Obelix nach dem ominösen „Passierschein A38“: Es gibt sie, die Lösung – jedoch kennt scheinbar noch keiner den Lösungsweg. Es ist zum Verrücktwerden…
Nach Wochen der Angst, der Entbehrung und Verunsicherung wird einem insgesamt – Gott sei Dank – allerdings dann doch das Gefühl vermittelt, dass es wieder aufwärts geht, dass sich die große Zeit der Sorgen langsam aber sicher seinem Ende zuneigt. Und das ist, was zählt in aktuellen Krisenzeiten. Die wackeren Komik-Helden aus Gallien haben letztlich – wenn auch unter enormer körperlicher und mentaler Kraftanstrengung – ihr gesuchtes Dokument erhalten. Ähnlich werden auch wir noch ein bisschen brauchen, um zurück auf den geraden Weg zu finden – und es wohl dann doch noch schaffen…
Helmut Weigerstorfer