Freyung-Grafenau. Am Montag geht die Schule wieder los. Zumindest für ein paar hundert Schüler im Landkreis, die sich auf ihre Abschlussprüfungen an der Mittel- oder Realschule sowie am Gymnasium vorbereiten. Wie wird das aussehen: Schule in Zeiten der Coronakrise? Und wie läuft der Unterricht zu Hause ab? Das Onlinemagazin da Hog’n hat bei Schulamt und Schulleitern im Landkreis stichprobenartig nachgefragt.

Am Johannes-Gutenberg-Gymnasium in Waldkirchen kommen ab Montag die rund 100 Abiturienten wieder zum Unterricht. Foto: JGG Waldkirchen / Foto Hintermann
In dieser Woche sind wohl in jeder Schule Krisenstäbe und Planungsgruppen im Einsatz: Die Lehrer beschäftigen sich damit, wie der Unterricht ab kommendem Montag ablaufen wird. Dass es losgehen wird für die Schüler der Abschlussklassen, das hat die Bayerische Staatsregierung vor gut einer Woche bekannt gegeben. „Wir warten noch auf Konkretisierungen in Hinblick auf Hygienevorschriften, Gruppengrößen und Lehrkräfte“, teilte Dr. Andreas Schöps, Schulleiter am Johannes Gutenberg Gymnasium in Waldkirchen, am Dienstag mit. Gestern informierte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo die Öffentlichkeit über Details zur Schulöffnung. Die Vorbereitungen für den Unterrichtsbeginn trotz Pandemie laufen schon längst.
Waldkirchener Gymnasium Vorreiter beim „Homeschooling“
Drei verschiedene Steuerungsgruppen hat die Schulleitung des Waldkirchner Gymnasiums zusammengestellt. Sie kümmern sich um die Themen Hygiene, Ablauf des Unterrichts sowie um die Fortführung und Verbesserung der Lernplattform „JGG dahoam“. Das Gymnasium hatte bereits zwei Wochen vor der Schulschließung dieses Onlineportal entwickelt – in weiser Voraussicht, dass es zu einer Pandemie und damit zu Unterrichtsausfällen kommen könnte.

JGG-Schulleiter Dr. Andreas Schöps. Foto: JGG Waldkirchen / Foto Kaps
Ab dem ersten Tag, an dem die Schüler nicht mehr zum Unterricht kamen, hatte jeder von ihnen Zugang zu diesem digitalen Klassenzimmer, über das die Lehrer den Schülern Aufgaben zukommen lassen. Auch über eine App auf dem Smartphone gelangt man an die Aufgaben. Die Schüler bearbeiten diese – und senden Fotos ihrer Schulhefte zurück an den Lehrer. „Nicht jede Arbeit kann korrigiert werden“, informiert Schulleiter Schöps. Die Lehrer geben ihm zufolge jedoch umfassendes Feedback – und schicken den Schülern die Musterlösungen zu den Aufgaben.
Man habe in den vergangenen Wochen sehr gute Erfahrungen mit dem „Lernen daheim“ gemacht. „Mehr als achtzig Prozent der Schüler waren über die Lernplattform erreichbar“, resümiert der Studiendirektor. In den restlichen Fällen habe es Probleme mit Internetverbindung bzw. Zugang zum Internet gegeben. Bei allen Wochenarbeitsplänen, die den Schülern zur Verfügung gestellt werden, handle es sich um Lernangebote, die jeder nach seinen Möglichkeiten nutzen kann. „Wir machen keinen Druck“, betont Schöps.
Mittelschule Freyung startet mit Kleingruppen und Mindestabstand
Wenn am Montag zumindest die Q12 – also die Abiturklasse – wieder Präsenzunterricht durchführt, läuft für alle anderen das „Homeschooling“ weiter. Damit in der Schule für die rund einhundert Abiturienten alles recht hygienisch und mit minimalem Infektionsrisiko ablaufen kann, haben die Lehrer einiges vorbereitet: Hinweistafeln zur Hygiene, Plexiglas als Schutz für die Sekretärin, großer Abstand im Klassenzimmer zwischen den Schülern und vieles mehr.

Rektorin Cornelia Miggisch. Foto: Mittelschule Freyung
Ganz ähnlich gestaltet sich die Situation in der Mittelschule Freyung: Man habe das Schulhaus in fünf Bereiche unterteilt, wie Rektorin Cornelia Miggisch berichtet. Unterrichtet werden ab Montag die Schüler der neunten und zehnten Klasse, die bald ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss bzw. ihre Mittlere Reife machen. „Der Unterricht wird in Gruppen von maximal zehn Schülern stattfinden“, informiert Miggisch. Die einzelnen Gruppen betreten das Schulhaus über verschiedene Eingänge und begegnen nur den Mitschülern aus demselben Kurs.
Der Schultag werde zeitlich auch kürzer als gewohnt ausfallen: Vier Stunden verbringen die Gruppen zusammen mit ihrem jeweiligen Lehrer im Gebäude. Pausen gibt es nicht, wenn es klingelt, sondern wenn der Lehrer sie einteilt. Dann dürfen die Schüler auch hinaus in den Pausenhof: „Jede Gruppe hat hier einen bestimmten Bereich, wo sie sich aufhalten darf“, erklärt die Schulleiterin. Der Mindestabstand muss auch während der Pausen gewahrt werden.

Symbolfoto: pixabay.com/ Wokandapix
Schüler, die wegen einer Erkrankung zur Risikogruppe gehören, sowie Schüler, deren Eltern beispielsweise gefährdet sind, müssen weiterhin nicht zum Unterricht kommen. Jeder Einzelfall werde hier berücksichtigt, versichert Miggisch. Dasselbe gilt für die Lehrkräfte: Ältere Lehrer, Schwangere oder Kollegen, die mit besonders gefährdeten Personen in einem Haushalt leben, dürfen bis auf Weiteres selbst entscheiden, ob sie die Schule betreten.
An der Freyunger Mittelschule könnten auch noch die achten Klassen mit dem Unterricht beginnen, ohne dass es zu eng wird, sagt die Schulleiterin. Das Schulhaus sei zum Glück groß genug. Wie viele Kinder zukünftig in einer Gruppe gemeinsam lernen, welche Vorschriften und Regeln es langfristig zu beachten gilt – dies alles müsse nun von Woche zu Woche entschieden werden. „Wir werden Schüler und Eltern ab sofort mit Videobotschaften über aktuelle Neuerungen auf dem Laufenden halten“, teilt Cornelia Miggisch mit.
Wie es im Mai weitergeht, steht noch nicht fest
Wann und wie die restlichen Schüler wieder am Unterricht teilnehmen werden, werde sich ebenfalls erst im Laufe der nächsten Wochen klären. „Die ersten Grundschüler werden frühestens am 11. Mai wieder zur Schule gehen“, sagt Walter Kloiber, Leiter des Schulamtes im Landkreis Freyung-Grafenau. „Ende April entscheidet die Regierung über die nächsten Schritte.“
Wie die einzelnen Schulen bis dahin das Lernen daheim organisieren, bleibe jeder Schule selbst überlassen. „Das wird unterschiedlich gehandhabt, je nach Ausstattung der Schule“, erklärt Kloiber gegenüber dem Hog’n. „Eine Kontaktmöglichkeit zum Lehrer muss für die Schüler auf jeden Fall gegeben sein“, betont er.
Momentan beschäftige man sich zudem mit der Frage, wie die Schüler der Abschlussklassen ab Montag zur Schule kommen. Schulbus oder Privat-Pkw? Daran arbeite man derzeit im Landratsamt, wie stv. Pressesprecher Christian Luckner auf Hog’n-Nachfrage informiert. Man habe bei den Schulen nachgefragt, welcher Bedarf an Schulbusbeförderung bestehe. Bis Ende der Woche sollen die Fahrpläne erstellt werden – abgestimmt auf die Bedürfnisse der Schulen und Schüler.
Sabine Simon