Montag, 20. April: Die Osterferien sind vorbei. Nach zwei Wochen Freizeit müssen die Kinder ab heute wieder in Kitas, Kindergarten oder in die Schule – so wäre es zumindest geplant gewesen. Corona sorgt allerdings weiterhin dafür, dass – bis auf Ausnahmen, aber dazu später mehr – die Pforten dieser Einrichtungen geschlossen bleiben: Die seit 16. März herrschenden Zwangsferien werden bis 27. April verlängert. Zunächst sollen dann die Prüfungsjahrgänge wieder zur Schule gehen dürfen – die Rückkehr der übrigen Kinder und Jugendlichen ist noch weitestgehend offen. Nach schwierigen Wochen stehen berufstätige Eltern deshalb weiter vor der Aufgabe, ihren Nachwuchs zu betreuen – was sich vor allem bei den Jüngsten nicht gerade einfach gestaltet.
Eine kleine Erleichterung in diesem Zusammenhang stellt die Notfallbetreuung dar, die seit heute in vielen Kitas und Kindergärten der Region angeboten wird. So auch in einem Kindergarten im Landkreis Passau. Drei Betreuerinnnen kümmern sich dort von nun an um Buben und Mädchen, die von ihren Eltern – warum auch immer – momentan nicht beaufsichtigt werden können. Sowohl Kinder als auch Erwachsene (Eltern und Erzieherinnen) sind deshalb der Corona-Gefahr ausgesetzt. Kinderpflegerin Melanie Moser schlägt Alarm: „Der Staat ist gefordert. Die aktuelle Lösung ist alles andere als ideal.“ Der 39-Jährigen zufolge könne es den Kleinsten nicht vermittelt werden, den Mindestabstand einzuhalten, einen Mundschutz zu tragen und nicht miteinander zu spielen. „Gerade die ganz Kleinen brauchen es einfach, dass man sie auch mal an sich nimmt. Beim Wickeln ist Kontakt ohnehin nicht zu vermeiden.“
„Die Situation ist nicht ideal“
Während Melanie Moser wegen der Notfallbetreuung nun wieder täglich zur Arbeit geht, ist bei ihr Zuhause ebenfalls Notfallbetreuung angesagt: Da auch ihr Mann ganztägig beruflich eingespannt ist, verbringen ihre beiden Söhne (9 und 11 Jahre alt) die Vormittage alleine. Obwohl eigentlich Ausschlafen derzeit möglich wäre, müssen die Jungs früh raus. „Um sie noch verrichten zu können, bevor ich in die Arbeit muss, stehen wir alle gemeinsam um 6 Uhr auf, was natürlich zu Jubelarien führt. Aber es hilft nicht.“ Um ihre Abwesenheit überbrücken zu können, stellt die zweifache Mutter einen eigenen Stundenplan für ihren Nachwuchs auf. Zu den Aufgaben zählen vorwiegend kleinere Hausarbeiten sowie das Üben mit den Instrumenten. „Es lässt sich nicht vermeiden, dass die beiden auch einfach mal eine Stunde fernsehen.“
Die Kinder alleine Zuhause – das führt dazu, dass Melanie Moser den ganzen Vormittag über ein „komisches Gefühl“ hat – trotz klarer Verhaltensregeln. Die Buben dürfen weder die eigenen vier Wände verlassen noch jemandem die Haustüre öffnen. „Gott sei Dank hat der Ältere ein Handy, so kann ich regelmäßig nachfragen, ob alles klar ist.“ Kommt Mama nach Hause, werden mit dem Nachwuchs die Hausaufgaben erledigt. Entsprechende Übungsblätter bekommen die Schüler per Mail von den Lehrern zugesandt. Ab morgen soll es auch Online-Unterricht geben, täglich 30 Minuten. Wie das Ganze genau ablaufen wird, ist noch offen. „Die Situation ist nicht ideal“, gibt die 39-Jährige zu. „Glücklicherweise sind meine Jungs aber sehr flott, gewieft und selbstständig. Das erleichtert Vieles.“ Dann wäre da noch die Großeltern, die ein paar Häuser weiter wohnen. Doch die sind nur im äußersten Notfall abrufbar, denn sie sind selbst noch berufstätig – und zählen darüber hinaus zur Risikogruppe.
Laut Melanie Moser ist es ein großer Vorteil, in der derzeitigen Situation auf dem Land zu leben. Man kenne sich – und helfe sich daher gegenseitig so gut wie möglich. Und auch deshalb sei die Betreuung der Kinder generell einfacher als in der Anonymität der Großstädte. Nichtsdestotrotz betont die zweifache Mutter: „Freilich wäre es besser, wenn die Jungs vormittags wieder in der Schule und somit in Sicherheit wären.“
Helmut Weigerstorfer
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Im Rahmen des Hog’n-Corona-Tagebuches beschreiben die Hog’n-Redakteure Sabine Simon, Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer abwechselnd die Auswirkungen der sog. Corona-Krise auf ihr Privatleben, auf ihr Umfeld und die generelle Situation im Bayerischen Wald.