Wie komme ich an neue Schuhe, wenn die Geschäfte zu sind? Ich bestelle sie per Email und bekomme sie wenig später per Fahrrad geliefert!

Montag, 30. März: Die Schuhe sind zu klein geworden. Mein Sohn braucht neue. Mal eben ins Schuhgeschäft fahren und welche kaufen? Derzeit nicht möglich. Die findigen Einzelhändler in der Region haben jedoch schnell reagiert. In unserem Fall reicht ein Blick ins Internet um zu erfahren, dass das Sportgeschäft im Nachbarort einen Lieferservice anbietet. Wir schreiben eine Nachricht. Zwei Stunden später biegt ein Fahrradfahrer um die Ecke: Es ist der Inhaber des Sportgeschäfts, der sich persönlich auf den Weg gemacht hat, um die Schuhe bei uns abzugeben.

Schuhe kaufen funktioniert derzeit von der Sonnenliege aus. Nicht einmal zwei Stunden dauerte es in unserem Fall von der Bestellung bis zur Lieferung.

„Klimaneutral geliefert“, steht auf der Rechnung – dahinter ein dicker Smiley. „Ich muss mir ja was einfallen lassen, wie das Geschäft zumindest ein bisschen weiterläuft“, sagt der Händler, bevor er die Schuhschachtel vor uns abstellt und sich wieder aufs Fahrrad schwingt. Mein Sohn freut sich über die neuen Treter, zieht sie sofort an. Schneller hätte er sie nicht bekommen können – und schon gar nicht bequemer.

Lösungen finden sich in der Krise rasch

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Schnelle Lösungen finden, damit das Geschäft nicht komplett stillsteht – das scheint in der Region zu funktionieren. Das Regionalmanagement des Landkreises Freyung-Grafenau hat in Zusammenarbeit mit „waidler.com“ eine Internetseite auf die Beine gestellt, auf der Einzelhändler gelistet sind, die zwar wegen der Coronakrise ihr Geschäft schließen mussten, aber trotzdem für ihre Kunden da sind: Lieferservice, Abholservice oder Versand per Post listen viele als Möglichkeiten auf, wie man weiterhin regional einkaufen kann. Beratung per Telefon oder Email scheint auch kein Problem zu sein.

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Damit sie ihre Frühlingsblumen nicht wegwerfen muss, bietet auch diese Gärtnerei via Facebook einen Lieferservice an. Screenshot: facebook.com/Gärtnerei-am-Gegenbach

Die Stadt Waldkirchen startet am heutigen Montag zusätzlich eine eigene Plattform unter dem Namen „Herz für mein Waldkirchen„. Hierbei können zum einen Gutscheine der Restaurants, Hotels und Einzelhändler vor Ort erworben werden, um diese in Krisenzeiten zu unterstützen. „Zudem präsentieren wir aktuelle Angebote, kreative Lösungen für kontaktlose Dienstleistung und einen Überblick der Lieferdienste von Waldkirchner Anbietern“, heißt es auf der städtischen Facebookseite. Auch die Stadt Freyung hat in Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft ein ganz ähnliches Projekt ins Leben gerufen.

Ehrenamtliche Helfer liefern Lebensmittel aus

Während Schuhgeschäfte, Buchläden oder Gärtnereien derzeit jede kleine Möglichkeit nutzen (müssen), um etwas verkaufen zu können, ist es für Supermärkte ein eher aufwendiges Zusatzgeschäft, wenn diese ihre Waren ausliefern – denn Lebensmittelgeschäfte haben geöffnet. Manche sogar sonntags. Das ein oder andere bietet dennoch einen Lieferservice an. Aber: Nicht überall funktioniert dieser zur vollen Zufriedenheit der Kunden, wie da Hog’n bereits zugetragen bekam.

„Wir nutzen die Lieferdienste weiterhin gerne.“

Wer nicht selbst einkaufen gehen kann, weil er sich dem Risiko einer Ansteckung mit dem Virus nicht aussetzen möchte, kann auch auf zahlreiche ehrenamtliche Initiativen zurückgreifen. In vielen Dörfern gibt es Menschen oder Vereine, die Lieferdienste organisieren – auch die Gemeinden selbst bieten diesen Service an.

Ich persönlich merke bereits nach einer Woche: Die derzeitige Situation lässt mich bewusster konsumieren. Wir überlegen einmal die Woche ganz genau, was wir aus dem Supermarkt benötigen. Wir nutzen die Lieferdienste, die es bei uns im abgelegenen Frauenberg auch schon vor der Krise gab (rollender Supermarkt, Metzger, Bäcker), weiterhin gerne. Ansonsten kaufen wir sehr bewusst nur diejenigen Sachen ein, die nicht bis nach der Krise warten können. Und das, wenn irgendwie möglich, regional.

Sabine Simon

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Im Rahmen des Hog’n-Corona-Tagebuches beschreiben die Hog’n-Redakteure Sabine Simon, Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer abwechselnd die Auswirkungen der sog. Corona-Krise auf ihr Privatleben, auf ihr Umfeld und die generelle Situation im Bayerischen Wald.

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