Freyung-Grafenau. Angesichts vierer Landratskandidaten im Landkreis Freyung-Grafenau musste man sich im Vorfeld der Kommunalwahlen wohl nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, um eine Stichwahl vorherzusagen. Insofern darf der deutliche Ausgang dann doch als kleine Überraschung gewertet werden: Bei einer Wahlbeteiligung von 68,71 Prozent (45.174 von 65.747 wahlberechtigten FRGl’ern nahmen an der Abstimmung teil) sicherte sich der alte und auch künftige Landrat Sebastian Gruber (CSU) fast drei Viertel der Stimmen (69,22 Prozent). Einzig Freie-Wähler-Kandidat Max Pöschl konnte mit 18,26 Prozent noch ein zweistelliges Ergebnis einfahren. Hans-Jürgen „HaJü“ Hödl (Die Grünen, 3,70 Prozent) und Hilde Greiner (SPD, 8,83 Prozent) kam die Statistenrolle zu.
Die Stimmen der Landratskandidaten:
Sebastian Gruber (CSU/69,22 Prozent/31.023 Stimmen):
„Für mich ist das Ergebnis in dieser Deutlichkeit und Höhe sehr überraschend, ich war geradezu überwältigt. Beim Rückblick auf die Periode und auf die Kandidatensituation war es so nicht vorhersehbar. Es ist aber auch ein Zeichen, dass der Bürger weiß und schätzt, wenn man sauber, seriös und ganz normal arbeitet – auch wenn man mal unpopuläre Entscheidungen treffen muss. Ich denke, Corona hat keinen Einfluss auf das Ergebnis, weil der Großteil der Meinungsfindung bereits vorher stattgefunden hat.“
HaJü Hödl (Grüne/3,70 Prozent/1.657 Stimmen):
„Es war das beste grüne Landratswahl-Ergebnis der letzten 20 Jahre im Landkreis Freyung-Grafenau (lacht). Wir sind frisch in den Wahlkampf gestartet. Natürlich wäre es super gewesen, wenn wir den Aufbruch geschafft hätten, den Landrat direkt zu stellen, allerdings haben sich die Bürger dafür entschieden bei der CSU zu bleiben. Doch in sechs Jahren kommt die nächste Wahl, da werden wir noch mehr Gas geben – und mit einer hoffentlich jungen, dynamischen Landrätin den Landkreis begrünen.
Woran es gelegen hat, kann ich noch nicht genau sagen. Ich denke, dass die Leute im Großen und Ganzen recht zufrieden sind mit der Arbeit von Sebastian Gruber – das bestätigt sein grandioses Wahlergebnis. Klar habe ich gehofft, ein zweistelliges Ergebnis zu holen. Aber man darf nicht vergessen: Ich wohne erst seit September im Landkreis, die anderen sind schon jahrzehntelang hier verwurzelt – dafür ist das Ergebnis respektabel.
Ich denke, dass es nötig ist, sehr viele grüne Klischees, die in der Bevölkerung hinsichtlich der Grünen vorherrschen, in den nächsten sechs Jahren aus der Welt zu schaffen – etwa dass wir den Leuten verbieten wollen Auto zu fahren oder sie zwingen wollen mit dem Fleisch essen aufzuhören. Diese Klischees hatte ich im Wahlkampf am häufigsten zu bekämpfen. Hier fehlt es noch an Aufklärung – und wir müssen viel daran arbeiten, damit unsere Inhalte, die wir vermitteln wollen, auch unter die Leute kommen.
Hilde Greiner (SPD/8,83 Prozent/3.958 Stimmen):
„Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis, ich bin sehr enttäuscht, denn ich habe mit zwischen zehn und 15 Prozent gerechnet. Ich kann’s schwer sagen, woran es gelegen hat. Aber was ich gesehen habe, bin ich vor allem im unteren Landkreis schlecht gewählt worden, etwa in Finsterau mit nur einem Prozent. Dort bin ich wahrscheinlich zu wenig bekannt. Sebastian Grubers Ergebnis mit knapp 70 Prozent ist schon gigantisch. Dass es so eindeutig ausfällt, damit hatte ich nicht gerechnet.“
Max Pöschl (CWG-FW/18,26 Prozent/8.183 Stimmen)
„Mich freuen die Ergebnisse in Jandelsbrunn und Waldkirchen. Etwas enttäuscht bin ich vom Rest des Landkreises. Es war zu erwarten, dass Sebastian Gruber wieder Landrat wird. Dass es so deutlich ausfällt, ist dann noch etwas überraschend. Der Wähler hat mir gezeigt, wo mein Platz ist – in der Gemeinde Jandelsbrunn als Geschäftsleiter.“
Helmut Weigerstorfer, Stephan Hörhammer