Leopoldsreut. Etwas mehr als sieben Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem Markus Trauner seinen Plan öffentlich machte, im ehemaligen Leopoldsreuter Schul-Gebäude ein Brotzeitstüberl sowie zwei Ferienwohnungen einrichten zu wollen (da Hog’n berichtete). Bis 2016, so sein Plan von damals, sollten die Renovierungsarbeiten in dem denkmalgeschützten Haus abgeschlossen sein. Doch daraus wurde nichts. Denn es galt für den Bauherrn viele behördliche Instanzen in sein Vorhaben miteinzubeziehen – von den Staatsforsten über den Denkmalschutz bis hin zu Gemeinde und Landratsamt. Getan hat sich trotzdem so manches – und bis Ende dieses Jahres soll droben auf 1.110 Metern den Tagesgästen endlich das erste Bier serviert werden.
Die große Motivation und Begeisterung, die Markus Trauner zu Beginn des Projekts anzumerken war, scheinen einer gewissen Ernüchterung gewichen zu sein. Die nervlichen Belastungen haben über die Jahre hinweg ihre Spuren hinterlassen. „Ich war schon länger nicht mehr droben“, teilt er auf Hog’n-Anfrage mit. „Zuletzt im Dezember.“ Der 47-Jährige habe in jüngster Vergangenheit „vieles andere zu tun gehabt“; die Renovierung der Schule hatte bei ihm „nicht die oberste Priorität“, wie der Inhaber einer Grafenauer Lackiererei berichtet.
Wasserleitung im Haus, aber…
Und doch hat er, wie er sagt, „immer wieder a bissl was gemacht“ in den vergangenen Jahren – wie etwa das Pflastern des Vorplatzes oder das Pflanzen von Kastanienbäumen, die den künftigen Gästen auf der Terrasse Schatten spenden sollen. Der ehemalige Holzanbau, eine Art Schuppen, ist durch ein gemauertes Bauwerk aus Ziegelsteinen ersetzt worden. „Dort werden im Sommer die Gästeklos, darunter auch ein behindertengerechtes WC, installiert“, informiert der in Furth bei Haus im Wald lebende Eigentümer von einst Deutschlands höchst gelegener Volksschule.
Die für Leopoldsreut aus Sicht Trauners lange ersehnten Wasser- und Stromleitungen sind im Zuge von Sanierungsarbeiten unweit der GERES-Messstation am Sulzberg verlegt worden, wobei es immer wieder zu Verzögerungen gekommen sei – und weswegen dem Grafenauer Unternehmer schließlich im Jahre 2015 offenbar der Geduldsfaden riss: Er begann auf eigene Faust mit den Umbauarbeiten, ohne zuvor die dafür notwendige Genehmigung von der Baubehörde am Landratsamt Freyung-Grafenau eingeholt zu haben. Die Folge: Baustopp und Verhängung eines Bußgeldes (da Hog’n berichtete). Seit Dezember 2018 sind Trauner sowie dem Landratsamt Freyung-Grafenau zufolge nun alle Genehmigungen erteilt.
„Die Wasserleitung ist im Haus drin“, berichtet der künftige Gastronom weiter, „aber sie ist noch nicht angeschlossen“. Das Problem: „Die Wasserversorgung konnte noch nicht vollständig abgeschlossen werden, da noch der Quellsammelschacht der GERES-Station saniert werden muss. Hier waren noch finanzielle Abstimmungen zwischen dem Eigentümer und der Gemeinde erforderlich“, wie Johannes Jung, geschäftsleitender Beamter der Gemeinde Haidmühle, auf Hog’n-Nachfrage mitteilt. Die Ausführung solle nun im Frühjahr 2020 erfolgen – danach stehe aus gemeindlicher Sicht dem Projekt nichts mehr im Wege. Jung betont dabei, dass die Wasserversorgung nach Leopoldsreut nicht allein für Markus Trauner gebaut wurde, sondern eine Grundsatzentscheidung der Gemeinde für den Ortsteil Leopoldsreut gewesen sei, von der auch der Grafenauer profitiere.
Es herrscht ein gewisser Druck
Rund 50 Kilometer misst die einfache Wegstrecke, die Trauner benötigt, um von Furth nach Leopoldsreut zu gelangen. „Firmen und Handwerker sind allesamt ausgelastet“, blickt er auf die zusätzliche Schwierigkeit, geeignete Fachkräfte für sein Unterfangen zu bekommen. „Im Winter geht sowieso nix – gerade im letzten Jahr hatten wir viel Schnee.“ Und dennoch ist beim 47-Jährigen – trotz mancher Rückschläge – ein gewisses Fünkchen Restmotivation, das kostspielige Langzeit-Projekt vollenden zu wollen, immer noch vorhanden, wie er bekräftigt.
Dabei steht Trauner eigenen Aussagen zufolge unter einem gewissen Druck, denn: Das Bauvorhaben muss Ende 2020 abgeschlossen sein – so wolle es die Wirtschaftsförderung der Regierung von Niederbayern, die ihm einen gewissen Förderbetrag für sein Vorhaben in Aussicht gestellt habe. Werde diese Frist nicht eingehalten, so Trauner weiter, verfalle die Förderung – und er bleibe auf bislang aus eigener Tasche bezahlten Kosten sitzen.
Im Frühjahr, wenn der Schnee weg ist und die Temperaturen wieder steigen, stehe schließlich der Innenausbau auf dem Plan, sprich: Installationsarbeiten in punkto Strom, Wasser und Heizung. „Der Denkmalschutz redet zwar immer noch viel mit, auch andere Behörden, doch ansonsten bin ich relativ zuversichtlich“, sagt der Bauherr. Die Gemeinde Haidmühle befürwortet nach wie vor uneingeschränkt das Vorhaben des Grafenauers, wie Johannes Jung betont. Wenn also alles glatt läuft, ist das erste frischgezapfte Bier aus der eigenen Theke im verlassenen Bayerwald-Dorf schon heuer Realität. Endlich.
Stephan Hörhammer