Frauenau. Einen Autoführerschein macht mittlerweile fast jeder. Doch eine Meute von Huskys auf dem Schlitten durch den tiefen Schnee steuern – das will gelernt sein. In Deutschlands erster Schlittenhunde-Schule im Bayerischen Wald wird Naturfreunden die ungewöhnliche Art der Fortbewegung beigebracht. „Die Hunde hören auf jeden“, versichert Thomas Gut, der in seinem Haus „Waldschrat“ in Flanitzmühle bei Frauenau Gästen aus ganz Europa die Kunst der Schlittenführung lehrt.
„Ich bin am liebsten den ganzen Tag draußen“, sagt Thomas Gut – und das ist er auch. Denn als Hundeschlitten-Lehrer schult er von Oktober bis März mehr als 100 Gäste pro Jahr im Umgang mit Tier und Gerät. Seine Schüler kommen aus allen Altersklassen und Berufen – und nicht nur aus Deutschland. „Das geht Querbeet“, sagt der 59-Jährige. Ob nur zum Schnuppern für ein Wochenende oder gleich fünf Tage am Stück, das Haus Waldschrat hat vielfältige Urlaubsangebote.
Doch die Beine hochlegen kann man in der Schlittenhunde-Schule nur selten. Schließlich stehen neben dem Fahrvergnügen auch die Versorgung und Pflege der Tiere auf dem Programm. „Das ist kein Motorschlitten“, verdeutlicht Gut. Vier Fahrschüler bekommen pro Kurs drei bis sechs Huskys vor den Schlitten gespannt – je nach Erfahrung. Die Voraussetzung fürs „Musher-Diplom“: „Tierliebe, a bisserl Kondition und Bereitschaft zur Teamarbeit.“
Er gab seinen Job auf – und damit alle Sicherheiten
Doch wie wird man eigentlich Hundeschlitten-Lehrer? Für Thomas Gut war es die Verwirklichung eines Lebenstraums: Bereits in seiner Zeit als Diplom-Ingenieur in der Kunststoffindustrie hat der Naturliebhaber jede freie Minute an der frischen Luft verbracht – ob auf dem Rad, beim Bergsteigen oder auf Skiern. „Ich wollte einen Begleithund, der nicht gleich erfriert“, erzählt Gut. Schon bald folgte das erste Gespann – und damit war es um den Frauenauer geschehen. Er hängte seinen Job kurzerhand an den Nagel, gab alle Sicherheiten auf und kaufte einen alten Hof im Bayerischen Wald.
Das ist jetzt 31 Jahre her und mittlerweile ist Thomas Gut stolzes „Leittier“ von über 50 Huskys aus eigener Zucht. Bis vor einigen Jahren hat der „Waldschrat“, dessen Markenzeichen ein Filzhut mit Geierfeder ist, sogar viele Erfolge bei Hundeschlitten-Rennen gefeiert. Als nur einer von zwei Deutschen belegte er den zweiten Platz bei einem Langstreckenrennen in Russland.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten läuft seine Hundeschlitten-Schule eigenen Aussagen zufolge inzwischen blendend – die Saison ist meistens so gut wie ausgebucht. Und wo verbringt ein Hundeschlitten-Lehrer wohl seinen Urlaub? Natürlich in Lappland, im tiefen Schnee. Er hat eben sein Hobby zum Beruf gemacht…
da Hog’n/obx-News