WERTVOLL
Wos is wertvoll, do auf dera Weijd? Für de meist’n des, wos ma kaffa kann für vui Geijd.
Deija muaß sa und seijt’n no dazua, dann griagt’s an Wert und a Anerkennung grod gnua.
Des wos nix kost und trotzdem is ganz selbstverständlich do, do wird net drüber nochdenkt, weil des hod ma o.
Oda wenn ma wos kann, des wird goa net g’schätzt, sondern glei überlegt wia ma’s in bare Münze umsetzt.
Es wad so wichtig, dass ma dem Wertvollen und für oan eigentlich Selbstverständlichen im Leb’m, duad amoi a Aufmerksamkeit geb’m:
Da Natur, an Lebensraum, unserm Körper, der funktioniert, unserm Kinna, unser’m Dosaa,
des is ois so wertvoll – und man kann’s mit koam Geijd da Weijd kaffa…
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Niederwinkling. Fontane, Schiller oder Heine – nein, große Vorbilder hat sie keine. Und die braucht sie auch nicht. Denn Silke Stöberl geht ganz allein in dem auf, was sie mit Leidenschaft und Hingabe gerne macht: Sie schreibt Gedichte in Mundart. Auf Boarisch.
Und der ein oder andere Hog’n-Leser hat gewiss schon das ein oder andere Versal der 39-jährigen Bürokauffrau aus Niederwinkling im Landkreis Straubing-Bogen gelesen. Denn in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht da Hog’n auf seiner Facebook-Seite die Werke der Niederbayerin – zumeist stimmungsvoll präsentiert mit einem „Knaus-der-Woche„-Motiv, das zu Silke Stöberls Zeilen passt. Wir haben uns mit ihr über ihr Schaffen unterhalten – und dabei erfahren, wie ihr großer Dichter-Traum aussieht…
Silke: Wie bist Du zur Mundart-Dichtung gekommen?
Dichten und schreiben tu‘ ich eigentlich immer schon – bei Geburtstagen, Hochzeiten und vielen weiteren Anlässen habe ich Versal oder Einlagen verfasst und vorgetragen. Seit dem vergangenen Jahr traue ich mich nun meine Versal auch von Herz zu Herz zu teilen – und sie einem breiteren Publikum öffentlich zugängig zu machen. Ich möchte damit ganz viele Menschen ansprechen und zum Nachdenken bringen.
„Von Gedanken, die jeder kennt“
Wenn Du Dich zurückerinnerst: Hast Du in der Schule gerne Gedichte auswendig gelernt und sie vor der Klasse vorgetragen?
Das Vortragen macht mir nix, aber mit dem auswendig lernen ist es so eine Sache (lacht). Ich muss gestehen: Die Gedichte in der Schule hatten es mir nie so richtig angetan…
Wovon handeln Deine Gedichte?
Vom Leben, von alltäglichen Situationen, von den Themen unserer Zeit. Von den wichtigen und oftmals zu selbstverständlichen Dingen im Leben. Von Gedanken, die jeder kennt und die die wenigsten bereden. Von Gefühlen, die viel zu selten wahrgenommen werden. Von bayerischen Ausdrücken – einfach von allem, was mich beschäftigt und gesagt werden muss.
Wann fallen Dir Deine Versal ein? Wie entstehen Deine Gedichte? Benötigst Du da dafür eine spezielle Stimmung?
Ja (lacht). Generell fallen mir die Versal leichter ein, wenn es mir gut geht, wenn ich ausgeglichen bin und meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Vor allem immer dann, wenn mich der Alltag nicht so beschäftigt und ich Ruhe finden kann. Ich gehe gern wandern und bewege mich gerne in der Natur – da kommen mir viele Ideen in den Sinn. Und dann geht eigentlich alles recht schnell: Wenn ich ein Thema gefunden habe, kommt alles von allein.
„Heimat, Tradition und Dialekt sind mir total wichtig“
Warum verfasst Du Deine Gedichte generell auf Bairisch? Warum nicht auf Hochdeutsch oder Englisch?
Bairisch ist meine Muttersprache, die soll auf alle Fälle erhalten bleiben. Heimat, Tradition und Dialekt sind mir total wichtig, das möchte ich leben und weitergeben.
Hast Du schon einmal überlegt, einen Gedichtband zu veröffentlichen?
Ja, daran habe ich schön häufiger gedacht. Das ist mein großer Traum, der sich aber leider nicht so einfach realisieren lässt. Vielleicht habt ihr Hog’n-Leute ja eine Idee?
Ja, vielleicht. Apropos: Wie bist Du eigentlich auf den Hog’n gekommen?
Meine liebe Cousine hat mich auf euch aufmerksam gemacht. Weil ihr sehr heimatverbunden berichtet – und viele Themen rund um unsere Heimat im Repertoire habt, die mich ansprechen. Und da ihr auch viel im Dialekt schreibt, hab ich euch einfach mal ein Versal zugeschickt. Besonders freue ich mich über die Veröffentlichungen und Kommentare auf eurer Facebook-Seite. Vielen herzlichen Dank!
Gern geschehen. Wir freuen uns umso mehr über Deine Gedichte. Dafür sagen wir herzlichen Dank!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer