Regen. Seit 1. Januar 2020 ist Tobias Wittenzellner nun als neuer Regionalmanager der Arberland REGio GmbH, der Kreisentwicklungsgesellschaft des Landkreises Regen, die u.a. für die Wirtschafts- und Tourismusförderung verantwortlich zeichnet, aktiv. Der gebürtige Kaikenrieder hat somit die Nachfolge von Stephan Lang angetreten, der aus persönlichen Gründen den Posten Ende Oktober des vergangenen Jahres zur Verfügung stellte. Wittenzellner, der bis zu einer möglichen Nachbesetzung in Personalunion auch weiterhin die Stelle des LEADER-Managers besetzt, spricht im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n über seine Ziele als Regionalmanager, darüber, wie er den Handwerkern vor Ort unter die Arme greifen kann – und wie er glaubt es zu schaffen einer alleinerziehenden Mutter aus dem Großraum München ein Leben auf dem Lande zu ermöglichen.
Herr Wittenzellner, stellen Sie sich bitte zunächst einmal den Hog’n-Lesern kurz vor.
Mein Name ist Tobias Wittenzellner, ich bin 31 Jahre alt und lebe in Achslach. Ich habe 2014 als Assistent der Geschäftsführung bei er Arberland REGio GmbH angefangen und bin nun seit Juni 2015 als LEADER-Manager tätig.
„Stets offene Augen und Ohren“
Welche Qualifikationen sind Ihrer Meinung nach für den Posten des Regionalmanagers vonnöten? Warum sind Sie der ideale Mann für diese Funktion?
Kreativität, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und den Willen, etwas zu bewegen würde ich ganz oben auf das Anforderungsprofil schreiben. Dazu kommen stets offene Augen und Ohren für die Herausforderungen und Weiterentwicklung der Netzwerke in der Region. Dadurch und durch die in den vergangenen Jahren gesammelte Erfahrung in der Regionalentwicklung bin ich gut gerüstet für die neue Aufgabe.
Welche konkreten Ziele verfolgen Sie in nächster Zeit?
Bis zum Ende 2021 sind die Ziele weitestgehend vorgegeben, solange läuft nämlich die Förderung für den aktuellen Regionalmanagement-Antrag. Die momentanen Schwerpunkte sind Standortmarketing und Imagebildung, die Förderung des Ehrenamtsbereiches, die Stärkung der Technologieregion sowie die Unterstützung der Glasbranche.
Sind Sie Einzelkämpfer – oder können Sie sich auf ein Team verlassen?
Ich darf nach meiner Einzelkämpfer-Zeit als LEADER-Manager jetzt glücklicherweise in einem über die Jahre gewachsenen tollen Team arbeiten, auf das ich mich zu 100 Prozent verlassen kann. Wir sind zu viert – und die gemeinsame Arbeit macht sehr viel Spaß.
„Von einer Landflucht kann keine Rede sein“
Was wollen Sie besser machen als Ihr Vorgänger Stephan Lang?
Ich habe großen Respekt vor der Arbeit meines Vorgängers. Er hatte ein gutes Gespür dafür, die richtigen thematischen Schwerpunkte zu setzen und hat diese auch mustergültig und unermüdlich bearbeitet. Das zeigt sich beispielsweise am großen Erfolg der Wissenswerkstatt Ehrenamt, die Herr Lang initiiert hat. Die aktuell laufenden Projekte möchte ich erfolgreich abschließen und mit eigenen Akzenten weiterentwickeln, bevor wir neue Handlungsfelder erschließen. Zudem möchte ich die Verzahnung mit dem Förderprogramm LEADER, das ich weiterhin betreue, erhöhen.
Wie können Sie als Regionalmanager dem einfachen Bäcker, Schreiner oder Heizungsbauer vor Ort unter die Arme greifen?
Wir möchten das Handwerk in Zukunft tatsächlich stärker in den Fokus rücken. Momentan arbeiten wir im Rahmen eines LEADER-Projektes an einem Konzept zur Fachkräftesicherung in den Bereichen Handwerk, Pflege und Gesundheit. Die Ergebnisse daraus werden auch in die künftige Ausrichtung des Regionalmanagements einfließen. Neben der klassischen Wirtschaftsförderung, die mein Kollege Markus König anbietet, möchten wir auch unsere Region als attraktiven Lebensraum bewerben, um junge Menschen und potenzielle Facharbeiter zu gewinnen und zu halten.
Was glauben Sie: Wie kann die Landflucht junger Menschen künftig unterbunden werden?
Von einer Landflucht kann keine Rede sein. Sicherlich gibt es Wege einer Abwanderung entgegen zu steuern. Meiner Meinung nach sind dafür gute Arbeitsplätze, ein gutes Angebot an Wohnraum und ein attraktives Kultur- und Freizeitangebot wichtig. Eine Region muss lebenswert sein und die so oft genannte Work-Life-Balance muss stimmen – auch im ländlichen Raum gibt es flexible und moderne Arbeitsmodelle unter Zuhilfenahme neuer Technologien. Gleichzeitig müssen wir auch immer wieder die Standortvorteile gegenüber Ballungsräumen betonen.
„Größte Herausforderung: eine geeignete Wohnung zu finden“
Wie schafft man es, etwa Alleinerziehenden aus dem Großraum München im Landkreis Regen ein Leben auf dem Lande (Arbeitsplatz, Kita-Stelle, Wohnung) zu ermöglichen?
Indem man genau die Dinge, die Sie genannt haben, anbietet. Es gibt genügend freie Arbeitsplätze in vielen verschiedenen Branchen im Landkreis. Kita-Stellen sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich leicht zu bekommen, hier ist in Gemeinden mit hoher Auslastung ein bisschen Flexibilität der Eltern gefragt – und das Jugendamt hilft auch gerne weiter. Die größte Herausforderung dabei ist tatsächlich, eine in Größe, Standort und Preis geeignete Wohnung zu finden.
Gibt es denn überhaupt ausreichend Wohnraum im Landkreis Regen – vor allem auch für nicht so gut betuchte Mieter?
Das ist momentan in der Tat schwierig, es sind nicht viele günstige Wohnungen auf dem Mietmarkt vorhanden. Die Verteuerung von Wohnraum macht vor ländlichen Regionen nicht halt – wenn sie auch lange nicht so ausgeprägt ist wie in Ballungsräumen.
Abschließend ein Blick nach vorne: Ist das Arberland für die Zukunft gerüstet? Und: Wie wird sich der Landkreis Regen entwickeln?
Der Landkreis Regen hat sich in der Vergangenheit gut entwickelt. Der Arbeitsmarkt, die Breitbandversorgung, die Gesundheitsversorgung und die Wirtschaftsdaten haben sich beispielsweise deutlich verbessert. Das Bayerische Landesamt für Statistik hat für den Landkreis Regen im Rahmen der Bevölkerungsvorausberechnung bis 2036 einen demographisch bedingten Bevölkerungsrückgang von 5,2 Prozent prognostiziert. Dieser vorhergesagte Rückgang konnte jedoch gestoppt werden, seit 2013 wächst die Bevölkerung sogar wieder leicht.
Auch die Geburtenzahlen haben nach dem Tiefststand 2011 wieder das Niveau von 2005 erreicht. In den Zeiten von angestrebter Entschleunigung, Work-Life-Balance und massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten in den Städten wird der ländliche Raum – und damit eine Region wie das Arberland – wieder an Bedeutung gewinnen. Davon bin ich fest überzeugt.
die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer