Waldkirchen. Weniger Plastikmüll verursachen, regionaler einkaufen, bei Umweltschutz-Aktionen mitmachen: Es gibt so viele Möglichkeiten, sein Leben nachhaltiger zu gestalten, sagen Steffi, Günter und Jasmin. Nur wissen viele gar nicht, wie und wo man in Waldkirchen und Umgebung entsprechende Geschäfte und Dienstleistungen findet – und welche nachhaltigen Ideen und Projekte es in der Region gibt. Deshalb planen die drei Anpacker eine Internetseite, auf der sie alle Infos dazu bündeln wollen.
„Lebensmittel, Kosmetik, Kleidung: All das kann man bei uns nachhaltig einkaufen“, sagt Günter Maier. Doch nicht jeder kenne die vielfältigen regionalen Einkaufsmöglichkeiten. Damit sich in Zukunft alle Bürger darüber informieren können, arbeitet er gemeinsam mit seiner Frau Steffi an einer Internetseite, mit der man per Suchmaske Hofläden, Geschäfte und Dienstleistungen findet.
Bekannt machen, wie nachhaltig die Region ist
Den Einfall hatten die beiden, da sie selbst ihr Leben nachhaltiger gestalten wollten. Sie stießen auf Hofläden, von denen man Milch, Eier und vieles mehr direkt beziehen kann. Auf eine Metzgerei, die nur Rinder aus einem sehr engen Umkreis schlachtet, um ihnen lange Transportwege und Stress zu ersparen. Auf eine Seifenmacherin, einen Nudelhersteller, auf Secondhand-Läden und vieles mehr.
Dann erzählten sie anderen davon – und lernten dadurch Jasmin Baumann kennen. Sie war sogleich Feuer und Flamme dafür, das Thema „Nachhaltig(er) Leben in Freyung-Grafenau“ anzupacken und ehrenamtlich etwas dafür zu tun, dass mehr Leute ihre Lebensweise hinterfragen und bewusster konsumieren und einkaufen. Seit einem halben Jahr betreibt das Trio nun eine Facebook-Gruppe, auf der alles geteilt wird, was mit Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu tun hat – etwa Empfehlungen für Shampoo-Seife oder der Hinweis auf die nächste Baum-Pflanz-Aktion.
Als sie den Beschluss fassten, aus dem kleinen Facebook-Blog ein größeres Projekt zu machen, fanden sich sofort weitere Mitstreiter, die sich dafür engagieren möchten. „Wir haben unter anderem mit Birgit Süßke vom Johannes-Gutenberg-Gymnasium darüber gesprochen, was man in Sachen Nachhaltigkeit alles auf die Beine stellen könnte“, erzählt Steffi Maier. Süßke betreut an der Schule das Projekt „Faire Stadtschokolade“. Auch Unternehmer Gerhard Wimmer („Wimmer Wohnkollektionen„) gehöre zu denjenigen, die bereits signalisiert hätten, eine Website sowie etwaige Nachhaltigkeitsprojekte unterstützen zu wollen. Auch mit Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak haben sie nun über ihr Ideen gesprochen.
Stadt Waldkirchen unterstützt die Idee
Dieser findet die Ideen des Trios gut, da er selbst 2020 zum Umweltjahr ausgerufen hat: Schulen und Kindergärten sollen dabei im nächsten Jahr zahlreiche Projekte zu Umweltthemen umsetzen. Zudem wurde Waldkirchen vor Kurzem als „Fairtrade-Stadt“ ausgezeichnet. „Ich setze mich schon lange dafür ein, dass die Leute in den lokalen Geschäften einkaufen, anstatt im Internet Waren zu bestellen“, betont Pollak. „Ein weiterer großer Wunsch von mir ist es, dass wir uns zu einer Stadt entwickeln, die viel weniger Plastik verwendet.“ Er möchte etwa die Händler dazu anregen, künftig ganz auf Plastiktüten zu verzichten.
Da passe eine Webseite zum Thema nachhaltiges Einkaufen gut dazu. Gemeinsam mit dem Rathaus-Chef wurde die Idee eines entsprechenden Internetauftritts konkretisiert: Schon bald soll dort ein Index aller regionalen Unternehmen zu finden sein. Zusammen mit Johannes Huber vom Werbering habe er die drei Anpacker auch auf ein paar Firmen aus Waldkirchen aufmerksam machen können, die sie bisher noch nicht kannten, sagt Pollak.
„Wenn unsere Seite einmal online ist, können wir uns durchaus noch viel mehr vorstellen“, sagt Steffi Maier. Blogbeiträge, verschiedene Projekte auf die Beine stellen – vieles, was ihnen bereits im Kopf herumspukt. Steffi beschäftigt sich etwa gerade mit Foodsharing: Lässt es sich organisieren, dass die Leute Essen tauschen, das sie sonst wegwerfen würden? Oder wenn im Sommer mal wieder in allen Gärten Zucchinis wachsen und viele nicht wüssten, wohin mit all dem Gemüse – könnte man dann eine Art Tauschbörse einrichten?
„Vielleicht ist das Thema Nachhaltigkeit auch etwas, mit dem Waldkirchen oder der ganze Landkreis bald werben kann“, sagt Steffi. Hotels könnten ihre Gäste über bestimmte Aktionen und Veranstaltungen informieren oder in ihren Zimmern plastikfreie Kosmetik zur Verfügung stellen. „Auf jeden Fall sind für diese Sache viele Unterstützer nötig“, sagt Heinz Pollak. „Wir müssen die Einzelhändler mit ins Boot nehmen – und vielleicht sollte man auch einen Verein daraus machen.“
Problem Datenschutz: Wer kann helfen?
Doch all diese Ideen sind noch Zukunftsmusik. Zunächst muss ein Anfang gemacht, ein Fundament gelegt werden. Und dieser Anfang ist die Internetseite. Sie zu programmieren, ist für den 38-jährigen Günter Maier kein Problem. Er arbeitet beim Passauer Müsli-Hersteller „Mymuesli“ in der IT-Abteilung. Das Grundgerüst für die Website steht daher bereits. Nun müssen möglichst viele Firmen und Dienstleister eingepflegt werden.
Was Maier derzeit noch etwas Bauchschmerzen bereitet: Er sei kein Experte für Datenschutz sowie alles Rechtliche, das ein Internetauftritt mit sich bringt. „Wenn uns da jemand beratend zur Seite stehen könnte, das wäre toll“, sagt der Waldkirchener. Wer sich hier angesprochen fühlt, kann gerne unter der Mail-Adresse regional@mcmaiers.de Kontakt aufnehmen.
Sabine Simon