Kapfham. Das Holzgerüst für den Körper steht bereits. Dazu werden Arme und Beine aus Holzrundstäben angebracht. Der Kopf ist aus Ton, Hände und Schuhe aus Modelliermasse. Die Kleidung wird selbst genäht, das Gesicht aufgemalt – und aus Perücken oder Filz werden die Haare gefertigt. Zum Schluss kommen noch die Ringschrauben an Kopf und Gelenken mit dazu, um die Fäden daran zu befestigen. Seit zwei Jahren existiert nun das Kleingewerbe „Kreativ- und Marionettenwerkstatt“ von Eva Schröder aus Kapfham (Gde. Hohenau), die ihre selbst hergestellten Marionetten zum Verkauf anbietet.
Die 52-Jährige hatte schon mit 18 Jahren ihre erste Marionette angefertigt: Damals noch im Kindergarten angestellt, war sie stets auf der Suche nach neuen Kindergeschichten, um die kleinen Buben und Mädchen zu bezaubern. Dabei traf sie irgendwann auf ein Buch mit einer darauf abgebildeten Clownsfigur. Jener Clown wurde sogleich zur Vorlage für ihre erste Marionette, wie Eva Schröder berichtet. Viele Jahre sollten jedoch vergehen, bis sie all ihren anderen Gliederpuppen Leben einhauchen sollte.
Eva Schröder baut ihre Marionetten stets nach Vorlage
Denn der Wiederaufnahme ihres Hobbys ging ein eher unschönes Ereignis voraus: Nach weiteren Jahren im Kindergarten kam es – da ihr Körper nicht mehr so recht mitmachen wollte – zu einem persönlichen Zusammenbruch, wie die Marionettenbauerin erzählt. Während ihres Klinikaufenthalts nahm sie schließlich die Fertigung der Figuren wieder auf. Mittlerweile hat sie mehr als 200 davon erschaffen – und dies stets nach einer bildlichen Vorlage: „Wenn ich eine Porträtmarionette fertige, ist es wichtig, dass sie dann auch wirklich so aussieht wie auf dem Bild. Je ähnlicher sie dem Original ist, umso stolzer macht es mich“, sagt Schröder und lächelt.
Neben seiner eigenen Arbeit helfe ihr Mann Franz ebenfalls fleißig mit: Er sei der Materialvorbereiter, während sie selbst die Gestaltung der Holzpuppen übernehme. Über die dazugehörige Internetseite oder per Anruf könne jeder seine Wunschmarionette bei ihr bestellen. Die 52-Jährige benötige dazu lediglich ein Foto von der Person, der die Marionette am Ende ähnlich sehen soll. „Die Witzigste, die ich bisher gemacht habe, war nach dem Bild einer alten Dame mit Rollator“, erinnert sich Eva Schröder und schmunzelt.
Das Geschäft mit den Fadenfiguren laufe jedoch nicht sonderlich gut, wie deren zweifelsfrei talentierte Erschafferin mit Bedauern feststellt: „Es scheint die Auffassung zu geben, dass ich mit den Marionetten viel Geld verdiene, doch das ist leider falsch. Ich bin noch sehr unbekannt und verkaufe eher wenig Artikel.“
Figuren mit dem Gesicht der Stars und Sternchen
Für ihre Werke lasse sie sich häufig durchs Fernsehen oder beim Stöbern im Internet inspirieren: „Wenn ich etwas Interessantes sehe, setze ich mich ins Zimmer und arbeite“, erzählt Eva Schröder, die jeden zweiten oder dritten Tag in ihrer Werkstatt bastelt: „Wenn ich schnell bin, schaffe ich eine Marionette innerhalb von nur einer Woche.“ In ihrem „Showroom“ hängen bereits zahlreiche Exponate mit den unterschiedlichsten Gesichtern: von einfachen Leuten auf der Straße bis hin zu berühmten Fernsehfiguren wie Harry Potter. Zu den interessantesten Marionetten ihrer Sammlung zählen unter anderem die Nachbildungen von Entertainerin Helene Fischer, Schlagersänger Florian Silbereisen oder Modezar Karl Lagerfeld.
Lexa Wessel
Wer sich selbst einmal von den Schröder’schen Marionetten überzeugen möchte, hat dazu am Samstag, 16. November 2019, die Gelegenheit – beim „Tag der Offenen Tür“ in Kapfham 42, Hohenau.