Frauenau. Der kommunale Nationalparkausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung – trotz kontroverser Positionen seiner Mitglieder – den Vorschlag der Nationalparkverwaltung für eine außerordentliche Naturzonenerweiterung um ca. 870 Hektar (8,7 km²) einstimmig angenommen. Damit werden Großteile des Falkensteins sowie die um die Urwaldreste Mittelsteighütte und Hans-Watzlik-Hain noch bestehenden Entwicklungszonen in den Tallagen in die Naturzone eingegliedert und von jeglicher Borkenkäferbekämpfung befreit.
Mit dem von Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl präsentierten Vorschlag hatten Nationalpark und Bayerisches Umweltministerium auf die zunehmende Entwaldung und die großen ökologischen Schäden durch die Borkenkäferbekämpfung sowie die dadurch ausgelöste Kritik reagiert.
Nur noch „motormanuelle“ Forstarbeit in naturnahen Lebensräumen
Die fachlich wohl sinnvollste Lösung, eine sofortige vollständige Eingliederung aller aktuell noch existierenden Entwicklungszonen in die Naturzone, wird offenbar durch die bestehende Nationalparkverordnung verhindert – und wäre trotz Unterstützung durch zwei Bürgermeister vermutlich nicht konsensfähig gewesen. Die noch verbleibenden 780 Hektar Entwicklungszone 2c soll ab 2022 (bis spätestens 2027) in die Naturzone eingegliedert werden, die bestehenden 328 Hektar Entwicklungszone 2a (Fichten-Hochlagenwälder) bleiben zunächst unverändert.
Um ökologische Schäden in den Entwicklungszonen möglichst gering zu halten, schlägt Dr. Leibl vor, die dort weiterhin vorgeschriebene Borkenkäferbekämpfung auf nennenswerten Teilflächen deutlich naturschonender als bisher zu organisieren: In den ausgedehnten naturnahen Lebensraumtypen (z.B. natürliche Aufichtenwälder) soll bis zu deren Eingliederung in die Naturzone zukünftig ohne Maschineneinsatz nur noch „motormanuell“ mit Forstwirten gearbeitet und die gefällten Bäume an Ort und Stelle im Wald belassen werden. Unmittelbar um Zwieslerwaldhaus soll eine Erholungszone eingerichtet werden.
„Ein durchaus nennenswerter Erfolg für die Wälder“
(persönliche Wertung v. Dipl-Forstwirt Peter Langhammer)
„Die Eingliederung großer Flächen in die Naturzone und die Erholungszone um Zwieslerwaldhaus ist uneingeschränkt zu begrüßen. Die neue Naturzone darf sich fortan vollständig natürlich entwickeln. Wird die vorgeschlagene motormanuelle Borkenkäferbekämpfung ohne Holznutzung in den naturnahen Lebensraumtypen konsequent umgesetzt, bedeutet dies dort eine Vermeidung jeglicher Bodenschäden sowie den Verbleib des Totholzes im Wald als Schutz für die nachwachsenden Bäume und Grundlage für eine sehr naturnahe Waldentwicklung. Dies stellt eine erhebliche ökologische Verbesserung gegenüber der bisherigen Praxis dar und relativiert die noch
unvollständige Naturzonenausweisung.
Da die konsequente Umsetzung der motormanuellen Borkenkäferbekämpfung große Anstrengungen seitens der Nationalparkverwaltung erfordern wird, sollten Bevölkerung, Gäste, Naturschutzverbände und Fachleute die Umsetzung konstruktiv und kontinuierlich begleiten. Angesichts der komplizierten rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sehe ich die heutige Entscheidung durchaus als nennenswerten Erfolg für die Wälder, die Artenvielfalt und – nicht zuletzt! – die Menschen im Nationalpark-Erweiterungsgebiet, auch wenn ich zum 50. Geburtstag des Nationalparks Bayerischer Wald einen noch mutigeren Schritt erhofft (aber einen zaghafteren
Kompromiss befürchtet) hatte.
Ich danke herzlich allen Unterstützern, die sich engagiert und sachlich in den Entscheidungsprozess einzubringen versucht haben, aber auch der Nationalparkverwaltung, dem Umweltministerium und den Mitgliedern des kommunalen Ausschusses. Gleichzeitig bin ich entsetzt und erschrocken über persönlich beleidigende und unsachlich beschimpfende Formen des Protests gegen die Borkenkäferbekämpfung in den letzten Tagen – und bedaure diese zutiefst!“
Peter Langhammer
Zum Thema: