Vilshofen. Öl, Petroleum, Fette, Kerzen und Farben – dies waren die Hauptprodukte, die das Handelsportfolio von „MaierKorduletsch“ vor genau 100 Jahren umfasste, als Josef Maier das Vilshofener Unternehmen übernahm. Das (Heiz-)Öl ist bis heute geblieben, hinzu gekommen sind insbesondere Erdgas, Strom und Pellets. Zum Jubiläum wollten wir von den aktuellen Geschäftsführern Alexander Maier und Johann Berger unter anderem wissen, was sich im Laufe der Jahre im Energie-Versorgungsgeschäft verändert hat, wie das Unternehmen dem Klimawandel begegnet und wie wichtig es ist, politische Konflikte zwischen Öl-Magnaten wie den USA und Iran zu beobachten.
Herr Maier: War es früher, vor 30 Jahren, einfacher Neu-Kunden zu gewinnen als heute?
Maier: Früher war Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit selbstverständlich. Wir hatten weniger Komplexität. Heute ist der Kunde aufgrund der veränderten Vielfalt misstrauischer und Bedarf der Ansprache auf vielen Kanälen.
Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert
Wenn Sie die Gewinnspannen beim Heizöl heute mit damals vergleichen – welche Entwicklungen können Sie dabei feststellen?
Berger: Die kostenbereinigte Gewinnspanne ist beim Heizöl konstant. Vergleicht man nur die Gewinnspanne, sieht man zwar einen Zuwachs – allerdings sind im Gegenzug auch die Kosten gestiegen, vor allem für Transport und Logistik. Grundsätzlich ist der Handel mit Heizöl sowohl damals als auch heute ein Mengengeschäft bei kleinen Margen.
Wie haben sich die Kunden selbst verändert? Sind diese anspruchsvoller geworden?
Berger: Anspruchsvoller würde ich nicht sagen, aber das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert. Heizöl und Pellets werden online bestellt, Erdgas- und Stromverträge im Internet abgeschlossen. Die Kunden erwarten eine andere Ansprache, Service und Erreichbarkeit gewinnen als Kaufkriterium an Bedeutung. Wir unterstützen unsere Kunden bei Ihrer Kaufentscheidung mit Infos zur Preisentwicklung und dem Angebot zu einem bestimmten Termin oder einer Benachrichtigung, wenn der vom Kunden angestrebte Einkaufspreis erreicht ist. Bei den Lieferterminen ist die Disposition gefragt, denn immer genauere Zeitangaben werden erwartet. Nicht zuletzt erfordert unsere Sortimentsbreite zu den Energieangeboten eine tiefere Beratung hinsichtlich Effizienz und Wirtschaftlichkeit als früher.
Ihr Unternehmen handelt hauptsächlich mit den Energieträgern Heizöl, Erdgas, Strom oder Pellets – welches Segment läuft am besten?
Maier: Alle unsere Segmente laufen gut, aber jeder Bereich hat seine Eigenheiten und Herausforderungen. Bei Strom und Gas gibt es viele Anbieter für ein Produkt, das sich nicht unterscheidet. Das macht es wiederum dem Kunden schwer sich zu entscheiden. Durch persönlichen, kompetenten Service und mit wettbewerbsfähigen Preisen behaupten wir uns im Markt und bauen das Segment aus.
Bei flüssigen Energieträgern und Pellets ist die Logistik essenziell. Mit einem exzellenten Service, gut ausgebildeten Fahrern und einem modernen Fuhrpark heben wir uns vom Wettbewerb ab. Zugleich bieten wir mit Shell Premium Heizöl und EN plusA1-Pellets beste Qualität für einen effizienteren Betrieb der Heizungsanlagen. Gerade in Zeiten der Energiewende ist es für uns wichtig, breit aufgestellt zu sein und unseren Kunden beratend zur Seite zu stehen, z. B. auch bei Themen rund um Modernisierung und Fördermittel.
„Minütliche Veränderungen an der Börse sind keine Seltenheit“
Das Tankstellennetz von MaierKorduletsch umfasst 42 Stationen: Wie wichtig ist dieses Netz innerhalb des Gesamtunternehmens?
Maier: Es ist vom Investitionsvolumen, den Entwicklungsmöglichkeiten und der Vielzahl der Kundenkontakte eine tragende Säule. Wir sind immer auf der Suche nach weiteren Standorten.
Beobachten Sie denn regelmäßig die politische Konfliktlage zwischen den USA und Iran? Falls ja: Wie machen Sie das in der Praxis? Und: Wie reagieren Sie auf gewisse Nachrichten?
Berger: Dass wir uns über wirtschaftliche und politische Entwicklungen informieren ist eine ständige Aufgabe unseres Einkaufs und Teil des Tagesgeschäftes. Politische und wirtschaftliche Veränderungen wirken sich direkt auf den Rohölpreis und somit auf unsere Produktpreise aus. Minütliche Veränderungen an der Börse sind keine Seltenheit. Die Kundenbestellungen werden oft mehrmals täglich bei den Lieferanten abgedeckt. Nur so können wir den Preis für den Kunden sichern und uns vor den wirtschaftlichen Risiken der Preisschwankungen absichern.
Hinzu kommt, dass die Nachfrage sehr sprunghaft ist – das stellt die ganze Branche vor eine besondere Herausforderung hinsichtlich Beschaffung und Versorgung. Dank unserem Großtank in Pleinting haben wir die Möglichkeit den Bedarf aus den Kundenbestellungen einzulagern und anschließend dem Kundenwunsch entsprechend sukzessive auszuliefern. Der jüngst stattgefundene Angriff auf eine Raffinerie in Saudi Arabien hat wieder gezeigt, wie wichtig es ist, zu jedem Zeitpunkt eine sichere Versorgung für die Verbraucher gewährleisten zu können.
Fossile Energieträger sind endlich und werden in absehbarer Zeit versiegen – wie stehen Sie zu dieser These?
Maier: Kommt drauf an welchen Zeitraum man betrachtet. Wenn die Menschheit fossile Energieträger weiterhin in dieser Menge nachfragt, werden diese sicher in absehbarer Zeit versiegen. Nicht nur deshalb brauchen wir Alternativen und sind auf den effizienten Einsatz von Energie in allen Bereichen angewiesen.
„Von heute auf morgen können wir auf Öl und Gas nicht verzichten“
Gibt es Ambitionen seitens „MaierKorduletsch“ das Portfolio um den Bereich Erneuerbare Energien zu erweitern?
Maier: Ja, diese haben wir auch schon seit längerem in unserem Portfolio. Strom aus Wasserkraft und Holzpellets aus der Region bieten wir unseren Kunden bereits an. Leider sind flüssige Kraftstoffe/Gas aus erneuerbaren Quellen aktuell noch nicht in den benötigten Mengen verfügbar und zu teuer, um diese zu vermarkten. Wir beschäftigen uns aber intensiv mit Alternativen und verkaufen – wenn möglich – Energien aus erneuerbarer Quelle. Ist das nicht möglich, bieten wir unseren Kunden heute die Klimaneutralstellung der Produkte an.
Der Klimawandel ist in vollem Gange: Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach das Öl- bzw. Gasgeschäft in diesem Kontext?
Maier: Der von den Menschen ausgelöste Klimawandel ist hauptsächlich durch die Industrialisierung und der immer größeren Nachfrage nach Energie entstanden. Einen großen Anteil an dieser Energie hat und hatten dabei immer die Energieträger Öl und Gas. Bei der Verbrennung dieser entsteht klimaschädliches CO2, deshalb haben diese Produkte einen starken Einfluss auf das Klima. Umso wichtiger ist der verantwortungsbewusste Umgang mit diesen Energieträgern und die Investition in die Entwicklung neuer Technologien. Von heute auf morgen können wir auf Öl und Gas nicht verzichten, aber Alternativen aufbauen. Das halten wir für enorm wichtig und unverzichtbar. Auf Strom aus regenerativen Quellen, E-Fuels oder Wasserstoff müssen wir in Zukunft setzen.
Der Trend geht immer mehr zum Arbeitnehmermarkt
Fachkräfte werden immer knapper, gutes Personal ist schwieriger zu finden. Wie ist die momentane Lage in Ihrem Betrieb?
Berger: Wir haben eine leistungsstarke Mannschaft in allen Bereichen. Auch beim Besetzen neuer Stellen mit den entsprechenden Qualifikationen hatten wir bisher keine Probleme. Dennoch ist uns bewusst, dass der Trend immer mehr zum Arbeitnehmermarkt geht. Deshalb investieren wir in die Aus- und Weiterbildung unsere Mitarbeiter und in ein modernes, angenehmes und gesundes Arbeitsumfeld, z.B. mit dem neuen Bürogebäude und dem Logistikzentrum in Pleinting.
Abschließende Frage: Wenn Sie zurückblicken – würden Sie heute nochmals alles genauso machen, wie Sie’s gemacht haben?
Maier: Ja.
Vielen Dank, dass Sie sich für die Beantwortung unserer Fragen Zeit genommen haben.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer