Viechtach. Abgelegen und wenig bebaut ist die Karl-Lankes-Straße im Viechtacher Westen. Eine Sackgasse mit einem Wendehammer, parallel zur Straße Am Großen Pfahl. Sie ist nach einem Mann benannt, der  sich früh und anhaltend für den Schutz des markanten Quarzriffs einsetzte, das heute als Bayerns Geotop Nummer eins landesweite Aufmerksamkeit genießt.

Karl Lankes (stehend, 3.v.li.) war fast drei Jahrzehnte lang Vorsitzender bzw. Ehrenvorsitzender des Naturkundlichen Vereins ISIS in München. (Foto: privat, Besitz Alwine Bruckner)

Karl Lankes kam am 20. Februar 1868 in Viechtach als fünfter von sieben Söhnen des Schuhmachermeisters Franz Xaver Lankes und dessen Frau Magdalena (geb. Stiglbauer) zur Welt.  Nach der Schulzeit in Viechtach leistete Lankes von 1881 bis 1891 den Militärdienst ab, danach schlug er die Verwaltungslaufbahn ein. Als Kassenoberinspektor lebte und arbeitete er in München. Er blieb unverheiratet. Die Verbindung zu seinem Herkunftsort ließ er nie abreißen, wie ein Fotoalbum im Besitz seiner Großnichte Alwine Bruckner belegt.

Der Pfahlriegel wurde 1935 unter Naturschutz gestellt

Eine große Leidenschaft hegte Lankes für die Naturwissenschaften, Exkursionen führten ihn nach Kroatien, Serbien, Dalmatien, ja bis nach Syrien und Ägypten. Sowohl in der Aquaristik und Terraristik als auch in der Herpetologie (Amphibien und Reptilien) sowie Ornithologie (Vogelkunde) eignete er sich Kenntnisse an. Aber auch für die Dichtkunst interessierte sich der vielseitige Mann. Von 1897 bis 1925 war Lankes Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender, des Naturkundlichen Vereins ISIS in München, der eine enge Verbindung zur ISIS Gruppe in Leipzig unterhielt.

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Der aus Viechtach stammende Karl Lankes (1868-1949) lebte und arbeitete in München. (Foto: privat, Besitz Alwine Bruckner)

Seit den 1890er Jahren engagierte sich Lankes über Jahrzehnte hinweg für den Pfahl. In der Zeitschrift „Der Bayerwald“ (1933, Jg. 31, S. 45-48) veröffentlichte er den wissenschaftlich fundierten Artikel „Der Pfahl im Bezirke Viechtach“. Präzise stellt er darin die geologischen Entstehungsprozesse dar, schildert aber auch anschaulich die „schroffen Formen“, die „malerisch grotesken Partien“ und die „herrlichen Pfahltürme“. Damals hatte zwar der Marktgemeinderat bereits beschlossen, den Großen Pfahl unter Schutz zu stellen, „leider müssen nun im Interesse der Wirtschaft die weniger schönen Abschnitte des Pfahles für bautechnische und industrielle Zwecke Verwendung finden“, befürchtet Lankes. Sein Einsatz sowie der von Karl Gareis (Bürgermeister ab 1937) waren erfolgreich: Der Pfahlriegel wurde 1935 unter Naturschutz gestellt – wenn auch erst 1993 die gewerbliche Ausbeutung des Pfahls endgültig beendet wurde.

Durch Gemeinderatsbeschluss vom 19.2.1938 ehrte Viechtach seinen ehemaligen Bürger: „In Würdigung der großen Verdienste, die sich Herr Kassenoberinspektor Karl Lankes in mehr als 40-jähriger Arbeit um die Erhaltung des einzigartigen Naturdenkmales des Pfahles und der Erschließung seiner engeren Heimat Viechtach erworben hat, wird diesem aus Anlass seines morgigen 70. Geburtstages das Ehrenbürgerrecht der Marktgemeinde Viechtach verliehen.“

Online-Präsenz Stadt Viechtach: Karl Lankes nicht gelistet 

Abstimmungsberechtigt waren Bürgermeister Gareis sowie die Räte Fischl, Gürtler, Peter, Schuster, Müller und Hochhuber, „Zustimmung des Beauftragten der NSDAP Kreisleiter Pg. Schlemmer, Cham ist zu erholen“. Lange war unklar, warum Karl Lankes nicht auf der Online-Liste der Viechtacher Ehrenbürger zu finden gewesen ist. Auf Nachfrage des Onlinemagazins da Hog’n wurde sein Name nun seitens der Viechtacher Stadtverwaltung ergänzt. Vor 70 Jahren, am 6. September 1949, starb er im Krankenhaus rechts der Isar in München.

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Eva Bauernfeind


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