Regensburg. Um einen Tisch herum sitzen sechs Seminarteilnehmer. Jeder hat dabei die Möglichkeit etwas von seinen selbstverfassten Gedanken vorzulesen. Für manche ist es das erste Mal, dass sie anderen ihre eigenen Texte vorstellen. Denn ein Buch zu schreiben ist die eine Sache – es auch zu veröffentlichen die andere. Für viele stellt es eine große Hürde dar, um vom fertigen Material zur Publikation zu gelangen: „Deshalb heißt es Mutmacher-Seminar, weil die Leute den Mut finden sollen diese Hürde zu nehmen“, erklärt Amrey Schaffeld vom W1-Zentrum für junge Kultur in Regensburg.
Die Autorinnen Gerda Stauner und Sabine Rädisch haben bereits viele Werke veröffentlicht. Mit ihrem Mutmacher-Workshop im W1 wollen sie den Workshop-Besuchern ihr Wissen rund ums Thema Buchveröffentlichung und Vermarktung weitergeben. „Es wurde jede Thematik so angeschnitten, dass es genug Informationen zu allem gab. Damit kann ich heimgehen und weiterschreiben“, sagt eine der Teilnehmerinnen, die bereits über 200 Seiten für ihr eigenes erstes Buch verfasst hat. „Gut strukturiert und sehr unterhaltsam, mit praktischen Beispielen“, fällt auch das Fazit von Xavi Inman am Ende positiv aus.
Verlag oder Self-Publishing?
Der Weg, sein Buch oder E-Book bei einem Verlag zu veröffentlichen, ist meist lange und beschwerlich: „Ich bekam 40 bis 50 Manuskript-Absagen bevor mein erstes Buch rauskam“, erzählt Sabine Rädisch von ihrer Anfangszeit als Autorin. Man müsse einfach dranbleiben und dürfe nicht aufgeben. Es könne aber auch ganz anders laufen – mit ein bisschen Glück: „Ich habe eigentlich nur für mich selbst geschrieben, aber als es dann fertig war, wollte ich das Buch auch veröffentlichen. Vom ersten Verlag, den ich anschrieb, bekam ich gleich eine Zusage“, erinnert sich Gerda Stauner.
Doch bevor man einen Verlag anschreibt, sollte man sich fragen: Will man überhaupt einen Verleger finden – oder doch lieber auf Self-Publishing setzen? Bei Letzterem kann man alle Entscheidungen – von der Gestaltung des Covers bis zur Druckauflage – eigenständig treffen. Wer sein Buch aktiv vermarktet, erhöhe dadurch auch den Umsatz – ansonsten seien die Verkaufszahlen sehr viel geringer als bei der Zusammenarbeit mit einem Verlag, weiß Stauner. Dafür verdiene man selbst aber auch viel mehr am eigenen Buch. Für denjenigen, der sich ganz aufs Schreiben konzentrieren möchte, ist der Verlagsweg gewiss der bequemere, denn dieser erledige für den Autor den gesamten Produktions- und Vertriebsprozess, erklärt Rädisch.
Warnung vor Druckkosten-Zuschussverlagen
Man müsse auch mehrere tausend Euro pro Buch mit einrechnen, damit es professionell aussieht, sagt die Expertin. Sie warnt vor sog. Druckkosten-Zuschussverlagen: Diese würden einem schnell für das eingeschickte Manuskript eine Zusage erteilen. Am Ende würde man jedoch mehrere tausend Euro aus der eigenen Tasche bezahlen: „Es hat mal jemand nur eine kleine Passage geschrieben und diese so oft aneinandergereiht, dass es die Fülle eines Manuskripts hat. Auch dafür gab es eine Zusage“, klärt Rädisch auf.
Wenn man sich für einen Verlag entscheidet, sollte man sich nicht nur auf die bekannten Vertreter wie etwa Diogenes oder große Konzerne wie Droemer Knaur konzentrieren. Kleinere Verlage bringen das Buch vielleicht erstmal nur regional auf den Markt, dafür sei aber die Chance auf eine Zusage für eine Zusammenarbeit höher: „Bei einem kleineren Verlag kann man eher mitsprechen und hat auch ein recht persönliches Verhältnis. Der SüdOst Verlag hat mich etwa durch all meine drei Bücher begleitet“, berichtet Stauner über die Buchproduktion ihrer oberpfälzischen Familiensaga. Auch Rädisch hat gute Erfahrungen u.a. mit forever by Ullstein oder dem Kösel-Verlag gemacht.
Mit Lesungen und Social Media vermarkten
Wenn das Buch einmal produziert worden ist, muss es natürlich auch vermarktet werden – durch den Verlag oder eben in Eigenregie: „In erster Linie vermarktet sich ein Buch mit Lesungen“, so Stauner. Am besten schreibe man eine Zeitung an, die dann im Anschluss auch über die Lesung berichtet. Ebenso über Social Media Kanäle wie Facebook lasse sich der Bekanntheitsgrad eines Buches steigern. „Ich habe mir damals selbst den Ort für die Vorstellung überlegt. Das Buch spielt in einem verlassenen Dorf an einem Truppenübungsplatz – und ich konnte genau an diesem Ort eine Lesung abhalten“, erinnert sich Stauner an ihre ersten Buchpräsentation und betont nochmals, wie wichtig es sei, mit viel Mut und Zuversicht an das Projekt „Mein eigenes Buch“ heranzugehen.
Lexa Wessel