Spiegelau/Frauenau. Jochen Gemeinhardt hatte 2014 um die Auflösung seines Vertrages als Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) gebeten – aus familiären Gründen. Nachfolgerin Monika Dombrowsky nahm 2017 ihren Hut – ebenfalls aus privaten Gründen. Deren Nachfolger Heinz Schwendinger wiederum hätte sich, wie es FNBW-Aufsichtsratsvorsitzender Herbert Schreiner im folgenden Hog’n-Interview ausdrückt, „eine Verlängerung um ein Jahr oder bis zum Ende des Jahres 2020 durchaus vorstellen können“. Doch der Aufsichtsrat, in dem die Bürgermeister der 13 FNBW-Mitgliedsgemeinden sitzen, entschieden sich gegen ihn.
Der Vertrag von Heinz Schwendinger (Kurz-Interview am Artikel-Ende) endet demnach offiziell am 15. Oktober 2019. Die nächste Sitzung des FNBW-Aufsichtsrats findet am 26. Oktober statt. Dann werde es erste Vorschläge geben, wie an der GmbH-Spitze personell weiter verfahren werden soll. Schlussendlich entscheidet das Gremium über die Frage, wer neuer Geschäftsführer des Tourimusverbandes wird.
Mit neuem Geschäftsführer nach der Wahl
Herr Schreiner: Der FNBW-Aufsichtsrat hatte Anfang Juli beschlossen, den Vertrag von Geschäftsführer Heinz Schwendinger nicht zu verlängern. Warum?
Der Vertrag war ursprünglich nur für zwei Jahre abgeschlossen. Eine Mehrheit im Aufsichtsrat war dafür diesen Vertrag nicht zu verlängern.
Warum hat sich die Mehrheit im Aufsichtsrat gegen eine Verlängerung von Schwendingers Vertrag ausgesprochen?
Es gab im Aufsichtsrat eine sachliche Diskussion über die Verlängerung des Vertrages. Im Laufe dieser Diskussion hat sich eine Mehrheit der anwesenden Bürgermeister entschieden in die Zeit nach der Kommunalwahl 2020, bei der es bestimmt sechs neue Bürgermeister geben wird, auch mit einem neuen Geschäftsführer zu gehen.
Entscheidung, „vorerst den örtlichen Markt zu sondieren“
In ein paar Tagen endet die Amtszeit von Heinz Schwendinger. Welche großen Erfolge rechnen Sie seiner Person zu?
Er hat Ruhe in die FNBW gebracht und hat auch die anfallenden Personalien sicher und bestimmt erledigt. Er war und ist ein Netzwerker – und dieses Netzwerk hat die FNBW in allen Bereichen nach vorne gebracht.
Wie geht es nun weiter: Wird ein neuer Geschäftsführer per Stellenausschreibung gesucht? Falls ja: Ist diese gemäß der FNBW-Geschäftsordnung verpflichtend?
Es gibt eine Findungskommission, die aus vier Bürgermeistern besteht. Man hat sich in einer ersten Bestandsaufnahme dazu entschieden, die Stelle vorerst nicht auszuschreiben und den örtlichen Markt zu sondieren. Die Satzung des FNBW e. V. sowie die Geschäftsordnung für den Aufsichtsrat schreibt dazu kein bestimmtes Prozedere vor.
Welche vier Bürgermeister sind Teil der Findungskommission? Und: Nach welchen Kriterien wurde die Findungskommission zusammengestellt?
Die Findungskommission bilden die Bürgermeister Georg Bauer aus Bayer. Eisenstein, Karlheinz Roth aus Spiegelau, Martin Pichler aus Schönberg und ich aus Frauenau. Zur Zusammenstellung gab es keine Kriterien, das wurde im Aufsichtsrat so abgesprochen.
Wer führt die Geschäfte der FNBW in der Übergangsphase vom neuen zum alten Geschäftsführer?
Es ist nicht wichtig, dass die FNBW bereits wieder ab 15. Oktober einen Geschäftsführer hat. Lieber später und dafür aber richtig gemacht. Die Übergangsphase wird von der Geschäftsstelle gemanagt – darin haben Daniel Eder und Robert Kürzinger bereits viel Erfahrung.
„Personalwechsel schadet von Zeit zu Zeit nicht“
Bisheriger stv. Geschäftsführer Daniel Eder war ja auch in der letzten Ausschreibungsphase in der engeren Wahl war. Wäre er ein geeigneter Kandidat für eine interne Lösung?
Sollte es zu einer internen Lösung kommen, ist Daniel Eder mit Sicherheit ein Kandidat.
Generell: Wie wollen Sie es schaffen, dass auf dieser Position Kontinuität einkehrt? Ein regelmäßiger Wechsel der Geschäftsführung kann für die Entwicklung der Ferienregion wohl nicht gerade von Vorteil sein?
Wenn man das Tempo der Geschäftsführerwechsel betrachtet, ist das eventuell ein Nachteil für die FNBW. Wenn man aber sieht, wie jeder neue Geschäftsführer auch neue Ideen in die FNBW einbringt, dann schadet es nicht von Zeit zu Zeit einen personellen Wechsel zu haben. Sicherlich wäre es jedoch wünschenswert, wenn einer neuer Geschäftsführer eine längere Zeit für die FNBW da wäre.
Was glauben Sie, welche Aufgaben die neue Geschäftsführung primär erwarten wird?
Die FNBW ist gut aufgestellt und leistungsfähig. Das wurde uns vor kurzem erst in einer Besprechung mit Leistungsträgern aus dem FNBW-Gebiet bestätigt. Wir müssen und werden uns kontinuierlich weiterentwickeln, marktorientiert arbeiten – und versuchen, die FNBW-Region nach außen hin so gut es geht zu vermarkten. Ein neuer Geschäftsführer wird hier sicherlich erst einmal eine gewisse Zeit zur Einarbeitung benötigen und wird dann seine Impulse dort setzen, wo er glaubt, dass wir uns noch verbessern können.
Welchen Wunsch haben Sie persönlich hinsichtlich der Nachbesetzung von Noch-Geschäftsführer Schwendinger?
Es geht nicht darum, was ich mir wünsche – es geht darum, welche Vorschläge die Findungskommission dem Aufsichtsrat macht und was dieser dann letztendlich entscheidet.
Herr Schreiner: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer
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„Kontinuität sieht wahrlich anders aus“
Herr Schwendinger: Wären Sie gerne weiterhin als Geschäftsführer bei der FNBW geblieben?
Ja, ich wäre gerne noch für ein weiteres Jahr als Geschäftsführer der FNBW GmbH tätig gewesen, da mich unser Aufsichtsratsvorsitzender, Bgm. Herbert Schreiner aus Frauenau, bereits vor einigen Monaten gebeten hatte, meinen Dienstvertrag nach Möglichkeit nochmals um denselben Zeitrahmen, d.h. um weitere zwei Jahre, zu verlängern. Ich habe im Gegenzug angeboten, ein weiteres Jahr, d.h. bis Okt. 2020 bzw. bis zum Jahresende 2020 zu verlängern, um das Jubiläumsjahr „50 Jahre Nationalpark“ noch zur Gänze abschließen zu können.
Wie groß ist Ihre Enttäuschung darüber, dass Ihr Vertrag nicht verlängert wurde?
Da mir auch ohne meine Tätigkeit in Niederbayern ganz sicher nicht fad werden wird, hält sich meine persönliche Enttäuschung in Grenzen. Wirklich enttäuscht bin ich jedoch darüber, dass man der Firma mit dieser Entscheidung nichts Gutes tut, weil ich nun fünf Jahre nach der Firmengründung ohnehin bereits der dritte Geschäftsführer bin – Kontinuität sieht wahrlich anders aus – und sich einige Herren offenbar auch nicht daran halten wollen, dass Daniel Eder bereits bei meiner Einstellung im Oktober 2017 als mein Nachfolger vorgesehen war.
Was wünschen Sie der FNBW sowie Ihrem Nachfolger für die Zukunft?
Das ist der vielzitierte Brief ans Christkind. Vor allem g’scheite Politiker und generell weniger politische Einflussnahme – dann wäre nicht nur unsere Arbeit lustiger, sondern der Tourismus auch noch viel erfolgreicher.
Ihnen weiterhin alles Gute.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer
Sehr geehrtes Hogn Team,
Danke für das interssante Interview.
Ich frage mich, was ich von der Ferienregion Nationalpark halten soll?
Bitte korrigiert mich, falls ich etwas falsch verstanden habe.
Die FNBW ist ein eingetragener Verein, der sich um die Vermarktung von 13 Bayerwaldgemeinden kümmert. Bezahlt wird das vermutlich vom Steuerzahler.
Um die Vermarktung dieser 13 Bayerwald Gemeinden kümmern sich zusätzlich auch der Tourismusverband Ostbayern, das Arberland und das Nationalpark Ferienland Bayerischer Wald. Auch mit öffentlichen Mitteln bezahlt. Münze ich das auf die freie Wirtschaft um, nehmen also 4 Angestellte das Ein und das Gleiche Teil in die Hand.
Anschaffen tut die lokale Politik, wenn sie neben der Bewältigung lokaler Probleme, wie Wasserversorgung, Flüchtlingskriese etc. noch Zeit hat. Entscheidungen für die Vermarktung der gesamten Region hängen von einer Kommunalwahl ab.
Ich lebe in München und würde von diesen 4 Vermarktern noch nie etwas gehört haben, wenn ich mich nicht so im Detail mit dem Bayerwald befassen würde.
Gehe ich die Leopoldstraße in Schwabing entlang taucht der Bayerwald leider nur mit Luchshinrichtung und königlich bayerischem Amtsgericht auf.
Euer Paul Einhell