Mauth. Soledampf tut den Lungen gut – nicht nur den menschlichen. Auch Pferden hilft er bei Atemwegserkrankungen wie Asthma. Und: Der Soledampf steigert laut Pferde-Expertin Claudia Koller die Leistung des Pferdes vor einem Turnier. Völlig legales Doping sozusagen. Nun können sich Pferdebesitzer bei der 27-jährigen Mautherin einen mobilen Sole-Vernebler leihen – und damit ihre Pferde therapieren.
Die Idee, einen Verdampfer zu kaufen, mit dem man bis zu 75 Kubikmeter Raumvolumen vernebeln kann und der sich somit eignet, eine Stallbox oder einen Pferdeanhänger mit Soledampf zu füllen, kam Claudia Koller, als sie ihrem eigenen Pferd jene schonende Behandlung ermöglichen wollte: „Ich hab mir unwissend selbst ein Pferd gekauft, das an Asthma erkrankt war“, erzählt sie.
„Dieses Gerät holt die Nordsee in den Woid“
Laut Schulmedizin galt das Pferd als „austherapiert“, Claudia sollte ihm Cortison verabreichen. „Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, das Pferd ans Meer zu bringen“, sagt die 27-Jährige und schmunzelt. Für ein Pferd, das in Mauth, mitten im Bayerischen Wald, lebt, ist das freilich eine ziemlich weite Reise. Dann aber hatte sie dieses kleine Gerät, den Sole-Vernebler, entdeckt. „Es holt quasi die Nord- oder Ostsee zu uns in den Woid.“
Claudia Koller ist Pferdetrainerin. Sie unterstützt Pferde und Reiter bei allen möglichen Problemen, insbesondere auch bei der Pflege der Tiere. Unter dem Namen „Bavarian Horsemanship“ bietet sie Reitunterricht an, genauso wie Verlade- oder Geländetraining. Sie hilft den Pferdebesitzern, den richtigen Sattel zu finden oder kümmert sich um sog. Problempferde. „Der springende Punkt dabei ist oft das Verständnis zwischen Mensch und Tier“, weiß die Mautherin.
Bereits als kleines Kind hatte sie mit dem Reiten begonnen. Nach einer Ausbildung zur Versicherungskauffrau hat sie dann vor sechs Jahren ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als professionelle Pferdetrainerin bildet sie momentan auch aus: Nathalie Stoiber lernt bei ihr.
Ab sofort können Pferdehalter nun den Solevernebler bei Claudia Koller leihen: fünf Tage für 165 Euro. Schon nach kurzer Zeit seien bereits deutliche Resultate möglich, versichert sie. Und nicht nur an Asthma erkrankte Pferde profitieren vom Soledampf: Er hilft auch bei Allergien, Ekzemen oder Pilzinfektionen, sagt die 27-Jährige.
Das Leben im Stall schadet der Pferdelunge
Der Waldkirchener Tierarzt Martin Pauli hat zwar keine Erfahrungswerte damit, ob der salzige Dampf auch gut für die Haut ist – er bestätigt jedoch, dass eine Soletherapie bei Atemwegsproblemen durchaus sinnvoll ist. Husten sei bei Pferden ein häufiges Leiden, bedingt durch die Haltung im Stall: „Pferde leben ursprünglich im Freien. Was den Atmungstrakt der Tiere vor allem belastet, sind die Schwebebestandteile im Heu“, erklärt er. In der „stehenden Luft“ im Stall würden etwa häufig Pilzsporen aus dem Heu in die Lungen der Rösser gelangen.
Wenn ein Pferd unter schwereren Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COB) leidet, müsse sein Besitzer es komplett staubfrei halten, sagt der Tierarzt. Therapiert werde die Krankheit dann unter anderem mit Schleimlösern und Inhalationen, in Härtefällen auch mit Cortison. „Das Medikament hat natürlich bei längerer Anwendung Nebenwirkungen“, räumt er ein. Es sei daher sehr wünschenswert, wenn Soletherapien als Alternative eingesetzt werden können.
„Heumachen ist eine Kunst“
Die Reinigung der Atemwege sei für alle Pferde empfehlenswert, versichert Claudia Koller. Dazu kann ein Freund der jungen Pferdetrainerin nur beipflichten: Schauspieler und „Bayerwald-Botschafter“ Werner Asam wohnt in der Nachbarschaft und ist selbst „Rosserer“, wie er sich und Claudia mit einem Lächeln bezeichnet. Er kann aus langjähriger Erfahrung mit Ross und Reitern bestätigen, dass viel zu oft hustende Pferde im Stall stehen. „Heumachen ist eine Kunst“, ist Asam überzeugt. Meist werde das Gras zu kurz geschnitten, zu kurz getrocknet oder die Ballen blieben zu lange auf der feuchten Wiese liegen. Das Resultat: viel zu staubiges Heu.
Damit sich der Heustaub nicht in den Lungen der Pferde ablagert und irgendwann zum Husten führt, sollte jedes Tier regelmäßig richtig auslaufen dürfen, rät Pferdetrainerin Claudia Koller: „Man sollte sein Pferd so oft wie möglich mindestens drei Kilometer am Stück galoppieren lassen.“ Sie weiß aber auch: „Viele bremsen schon ab, wenn das Ross ein bisschen zu schnaufen anfängt.“ Genau dieses Schnaufen sei es aber, das die Lunge „durchbläst“.
Doch häufig fehlen für den intensiven Ausritt die geeigneten Wege. „Hier in der Umgebung ist es etwa ein Problem, dass das Reiten im Nationalpark generell verboten ist“, bedauert Koller. Umso wichtiger sei die Atemwegs-Prophylaxe, umso wohltuender sei der Soledampf für die Pferde. Der Dampf löse zudem tief in der Lunge sitzenden Schleim.
Claudia besitzt einzige mobile Pferdewaage im Landkreis
Und noch etwas hat sich die Pferdetrainerin vor Kurzem angeschafft: eine mobile Pferdewaage. Denn zu wissen, wie viele Kilogramm ein Pferd wiegt, ist wichtig – etwa dann, wenn der Tierarzt Medikamente oder eine Narkose einsetzen muss – oder wenn das Tier im Anhänger transportiert wird. Pferdewaagen gibt es meist aber nur in Tierkliniken, deshalb schätzen viele Tierärzte und Pferdebesitzer das Gewicht ihres Tieres nach Augenmaß. „Ab und zu kann man sich da ziemlich verschätzen“, weiß Claudia Koller. Dann wird zum Beispiel auch Zusatzfutter oder eine Wurmkur nicht richtig verabreicht.
Wenn ein Pferd sich vor dem Gang auf die Waage genauso fürchtet wie so mancher Mensch, steht die Trainerin mit Rat und Tat zur Seite. Schließlich weiß sie auch, wie man ein Pferd in einen Transport-Anhänger lockt. Für knapp dreißig Euro erhält der Pferdebesitzer nach dem Wiegen dann auch einen digitalen Wiegepass – den er bei Verkehrskontrollen mit Pferdeanhänger vorzeigen und dadurch nachweisen kann, dass sein Anhänger nicht überladen ist.
Sabine Simon