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Passau/Freyung. Das Cineplex gehört inzwischen zu Freyung wie die Stadtpfarrkirche oder das Volksfest. Anfangs ob seiner für die Kreisstadt doch erstaunlichen Größe etwas skeptisch betrachtet, ist das Filmtheater inzwischen eine Institution. Sebastian Vesper, Geschäftsführer der Cineplex-Standorte Passau und Freyung, geht sogar noch einen Schritt weiter und redet davon, dass die Freyunger „ihr“ Kino ins Herz geschlossen haben. Der 36-Jährige spricht darüber hinaus im Hog’n-Interview über die allgemeine Entwicklung der Kino-Welt und die stetige Suche nach Neuerungen.
„Es gab für mich keine andere Möglichkeit als Kino“
Herr Vesper, ganz allgemein gefragt: Welche Rolle spielen Filme in ihrem Leben?
Fernab meiner beruflichen Ausrichtung macht es natürlich großen Spaß, ins Kino zu gehen – nicht nur wegen der Filme, sondern auch wegen des gemeinsamen Erlebnisses mit Freunden.
Sie sind ja quasi im Kino aufgewachsen.
Ja, das stimmt (lacht). In meiner Kindheit wohnte ich mit meiner Familie im dritten Stock im ProLi – in den beiden Etagen darunter befand sich das Kino, das damals meine Eltern betrieben hat. Es hat für mich daher praktisch keine andere Möglichkeit gegeben als mit Kino-Filmen aufzuwachsen.
Können Sie anhand einiger Zahlen aufzeigen, welches Unternehmen die Kino-Familie Vesper inzwischen aufgebaut hat?
Alle unsere Standorte in Passau und Freyung zusammengerechnet beschäftigen wir zirka 120 Mitarbeiter, wobei diese Zahl je nach Saison etwas variiert. In der Dreiflüssestadt spielen wir jährlich zwischen 150 und 170 Filme, im etwas kleineren Kino in Freyung in etwa halb so viel. Bei den Besucherzahlen dürfen wir leider keine konkreteren Angaben bekanntgeben – ich kann jedoch auf den Entwicklungstrend etwas näher eingehen.
Gerne.
Deutschlandweit – und leider auch in Passau – sind die Besucherzahlen etwas zurückgegangen. Freyung bildet hier eine rühmliche Ausnahme. Im vergangenen Jahr hat sich das dortige Cineplex dem Bundestrend etwas entgegengesetzt. Während woanders die Besucher zurückgegangen sind, ist der Andrang in Freyung in etwa gleich geblieben.
„Die illegalen Methoden sind gar nicht mehr so interessant“
Worin liegen die Gründe für den Rückgang?
Mit der Suche nach der Antwort auf diese Frage beschäftigen wir uns eigentlich täglich, haben sie aber noch nicht gefunden. Wir können nur spekulieren. Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Speziell im vergangenen Jahr war natürlich der heiße Sommer einer der Hauptgründe. Wer geht schon bei 30 Grad ins Kino? Obwohl es ins unseren Sälen dank Klimanalage angenehm kühl ist. Zudem waren bei den Filmen auch nicht die großen Besuchermagneten mit dabei – Star Wars etwa ist mitten im Jahr zu einem ungünstigen Zeitpunkt gestartet. Hinsichtlich der Gesamtentwicklung muss man wohl auch die immer mehr werdenden Streaming-Dienste auf jeden Fall miteinbeziehen. Deren Angebot ist sowohl qualitativ als auch quantitativ eine große Konkurrenz für den Filmkonsum.
Wie groß ist die Konkurrenz durch das Internet?
Das Medium Film ist inzwischen viel einfacher und in größerer Quantität durch das Internet zu bekommen. Freilich gibt es auch weiterhin einen Schwarzmarkt, durch entsprechende Streaming-Dienste hat dieser Bereich jedoch an Wertigkeit verloren. Die legalen Wege sind inzwischen so einfach zu begehen, dass die illegalen Methoden gar nicht mehr so interessant sind.
Welche Entwicklung hat die Kinowelt in den vergangenen Jahren generell genommen?
Das Internet hat, wie eben angesprochen, den wohl größten Einfluss auf den Bereich Film genommen. Darüber hinaus ist der Kinobesuch in den letzten Jahren immer mehr zum Erlebnis geworden. Es zählt nicht mehr nur das, was auf der Leinwand zu sehen ist, sondern auch das Drumherum. Das Ambiente muss genauso stimmen wie die Getränke und Snacks. Der Eventcharakter hat enorm zugenommen.
Freyung: „Die Besucherzahlen sind besser als erwartet“
Ein aus Filmliebhaber-Sicht trauriger Verlauf, nicht?
Auf jeden Fall. Filme sind kein Premiumprodukt mehr, sondern können überall und zu jeder Zeit angeschaut werden. Der Kinobesuch wird deshalb erst durch das Drumherum zu etwas Besonderem. Und darauf müssen wir vorbereitet sein.
Welche Neuerungen sind demzufolge geplant?
Den heiligen Gral haben wir in dieser Hinsicht leider noch nicht gefunden. Doch einige Ideen sind natürlich vorhanden. Es geht in Richtung „Wohnzimmer-Kino mit voller technischer Dröhnung“. In Passau wird der große Saal demnächst renoviert – die Marke nennt sich „Ultimate“. Dieses Paket beinhaltet beispielsweise eine Lichtshow genauso wie gemütliche Liegemöglichkeiten für die Besucher, Dolby Atmos, D-Box etc. Mehr will ich aber dazu noch nicht verraten (schmunzelt)…
Themawechsel: Das Potenzial eines großen Kinos in Freyung wurde von so manchem Außenstehenden zunächst belächelt. Der Erfolg beweist jedoch das Gegenteil. Sind Sie selbst überrascht?
Ja, schon. Die Besucherzahlen sind besser als wir erwartet haben. Was aber noch viel erfreulicher ist: Die Freyunger betrachten das Cineplex als ihr Kino, sprich: Sie haben einen viel persönlicheren Bezug dazu als die Passauer. Das spiegelt sich nicht nur bei der Motivation der Mitarbeiter wider, sondern auch in Sachen Stammkundschaft. Sehr erfreulich.
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Ist der Standort in Freyung gesichert?
Unabhängig von irgendwelchen unvorhersehbaren Einflüssen ist der Cineplex-Standort Freyung mittelfristig gesichert – auf jeden Fall.
Danke für das Gespräch – und weiterhin alles Gute.
Interview: da Hog’n
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