Daxstein. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Toni Schuberl ist empört über die Aussage des AfD-Abgeordneten Ralf Stadler. Auf seiner Facebook-Seite hatte dieser über das Scheitern eines geplanten Mahnmals zum KZ-Zug in Nammering (Gemeinde Fürstenstein, Landkreis Passau) geschrieben: „Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen können. Nicht jeder Vorfall in der Geschichte bedarf eines Mahnmals. Das Einschreiten der Bürger verhindert ein überdimensioniertes Kunstprojekt, vorbildlich!“
Schuberl hingegen betont in einer Pressemitteilung: „Die Nammeringer können stolz sein auf ihre damalige Rolle während dieser Gräuel. Ihr Mut und ihre Menschlichkeit, als sie trotz Drohungen der SS für die ca. 4.500 ausgehungerten KZ-Häftlinge Essen sammelten, wird den Nammeringern immer zur Ehre gereichen. Sie haben es nicht verdient, dass ihre berechtigte Diskussion über die Art und Weise des Gedenkens von einem Rechtsradikalen instrumentalisiert wird.“
Aussage reiht sich ein in Aktivitäten der AfD-Landtagsfraktion
Er wähle den Begriff „Rechtsradikaler“ in Bezug auf Ralf Stadler bewusst: „Wer nach der Vogelschiss-Debatte in der AfD das größte Naziverbrechen Niederbayerns mit 794 Ermordeten als einen normalen Vorfall in der Geschichte verharmlost und jegliches Gedenken hierfür ablehnt, tut dies vorsätzlich.“ Die Aussage reihe sich ein in die Aktivitäten der AfD-Fraktion im Landtag. Da werde das Plenum verlassen, wenn eine Überlebende des Holocaust spricht, da werde das Singen von „Deutschland, Deutschland über alles“ als patriotische Ehre bezeichnet und da blieb ein AfD-Abgeordneter beim Gedenken an die rechtsradikale Ermordung eines Politikers demonstrativ sitzen. „Wer so ein Treiben mitmacht, ist ein Rechtsradikaler“, betont Schuberl.
„Die Erlebnisse unserer Großeltern, als die SS vor ihren Augen hunderte Menschen erschlagen und erschossen hat, haben sich eingebrannt und berühren mich noch heute“, sagt Schuberl, der viele Augenzeugenberichte aus dieser Zeit gesammelt und in seinen Büchern veröffentlicht hat. Die Amerikaner zwangen Tage später alle Einwohner, sich die halbverwesten Toten anzusehen, damit nie jemand dieses Verbrechen leugnen wird können. „Über die Art und Weise des Gedenkens kann man diskutierten, doch wir dürfen niemals vergessen!“
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Auszug aus Wikipedia: „Am 19. April 1945 erreichte der aus 54 Güterwaggons bestehende Gefangenentransport unter dem Befehl von SS-Obersturmführer Hans Merbach nach zwölftägiger Fahrt den Bahnhof Nammering. Da kurz zuvor auf der Strecke ein Wehrmachts-Transport entgleist war[1] (eine gepanzerte Lokomotive war die Böschung hinuntergestürzt und hatte dabei das Gleis beschädigt), konnte der Transport mehrere Tage lang nicht weiterfahren.
Bei dem fünftägigen Aufenthalt des Gefangenentransportes im Bahnhof Nammering kamen 794 Häftlinge ums Leben. Sie verhungerten, starben an Kälte oder Erschöpfung, oder wurden von der SS erschlagen oder erschossen. Ohne die Hilfe des zuständigen Pfarrers Johann Bergmann aus Aicha vorm Wald, der Lebensmittelspenden trotz Bedrohungen organisierte, wären es noch mehr Tote gewesen. 270 Häftlinge, die bereits während des Transportes verstorben waren, wurden auf Anweisung der SS bei Nammering im Renholdinger Steinbruch verbrannt, weitere 524 Tote wurden in einer Sumpfwiese (Totenwiese) begraben.
Der Zug fuhr schließlich am 24. April weiter über Passau, Pocking, München nach Dachau. Dort kamen nur 816 Personen des Gefangenentransports lebend an, im Zug zählte man 2.310 Todesopfer im Konzentrationslager Dachau.“