Straubing. Immer wieder mal heißt es, dass der bairischen Dialekt vom Aussterben bedroht sei. Dass in einigen Jahren die Kinder in den Städten Bayerns ausschließlich Hochdeutsch sprechen – und auf dem Land das Bairische mehr und mehr verklingt. Ob das alles so kommen wird, zeigt die Zukunft. Nicht zuschauen, bis es soweit kommt, will jedenfalls der Straubinger Liedermacher Thomas Mayer alias „Vogelmayer„. Deshalb gibt er nun VHS-Kurse in bairischer Sprache.
Ein VHS-Kurs „Bairische Sprache“. Thomas: Braucht’s des tatsächlich? Steht’s wirklich schon so schlimm um unseren Dialekt?
Dieser VHS Kurs macht natürlich Sinn – ob es jetzt so schlimm um unseren Dialekt steht oder nicht, dazu gibt es natürlich verschiedene Ansichten. Aber ich denke es schadet nicht die Wichtigkeit unseres Dialekts herauszustellen und den Zuagroaßten die Angst davor zu nehmen. Laut aktuellen Statistiken geht der Dialekt zurück – und es ist hier sehr wichtig ein positives Image für den Dialekt zu schaffen, um auch die Leute zu ermutigen den Dialekt zu sprechen.
„Damit es unterhaltsam und kurzweilig ist“
Wie kann man sich eine Kursstunde bei Dir vorstellen?
In meinen Kursen geht es um die Mentalität, die Sprache und um die Geschichte der Bayern – wobei die Sprache natürlich im Vordergrund steht. Bei dem etwa dreistündigen Kurs bekommt man einen tiefen Einblick in die bairische Sprache, in die spezielle Grammatik sowie in einzelne Fachbegriffe, die es so nur bei uns in Bayern gibt. Somit kann sich jeder sehr gut einen Überblick verschaffen. Dies ist nicht nur für Preußen und Zuagroaßte, sondern auch für Bayern, die glauben schon alles kennen und gehört zu haben, sehr interessant.
Hast Du Dir die Lern- und Lehrinhalte selbst zusammengestellt?
Den Aufbau des Vortrags habe ich selbst zusammengestellt. Ich habe dabei versucht alles relativ attraktiv und kurzweilig zu gestalten, damit die Zuhörer gut durch die drei Stunden kommen, ohne dass es etwa im Bereich bayerische Grammatik zu trocken wird. Aufgrund meiner Tätigkeit als Kabarettist versuche ich hier auch immer wieder lockere Passagen einzubauen, ein paar Witze mit einzuarbeiten und interaktiv mit den Teilnehmern zu arbeiten. Damit es eben entsprechend unterhaltsam und kurzweilig ist. Ich spiele etwa auch mein „Dahoam“-Lied auf der Gitarre und die Leute dürfen sich am Ende des Vortrags darin versuchen ein paar bayerische Sätze zu sprechen. Eine Abschlussprüfung gibt es nicht. Dieser tiefere Überblick über unseren bairischen Dialekt soll den Kursteilnehmern vielmehr spielerisch und unterhaltsam näher gebracht werden.
Und welchen bairischen Dialekt bekommen Deine Schützlinge konkret von Dir vermittelt? Schwäbisch oder Fränkisch ja wohl kaum, oder?
Meine VHS-Kurse finden überwiegend in Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz statt. In Schwaben und Franken würde das ja aufgrund meines Herkunftsdialekts nicht funktionieren, wobei ich auch auf die Eigenheiten der anderen Dialektgebiete eingehen möchte. Doch in meinen Kurs wird natürlich der Dialekt behandelt, den wir hier im Raum Niederbayern/Oberbayern/Oberpfalz sprechen. Der Kurs findet ohnehin in einem gewissen „hoch-bairischen“ Dialekt statt, damit auch die Zugereisten es entsprechend verstehen.
„Im besten Falle das Gelernte gleich anwenden“
Bekommt man am Ende auch ein Zertifikat oder Ähnliches?
Am Ende des Kurses bekommt man tatsächlich ein entsprechendes Integrations-Zertifikat vom Vogelmayer überreicht, das ganz offiziell das Interesse und den Willen zum Erlernen des bairischen Dialekts beurkundet. Außerdem gibt es am Ende ein zünftiges Weißwurstfrühstück, bei dem alle Beteiligten noch einmal Beisammensitzen und den Kurs gemütlich ausklingen lassen können – und im besten Falle das Gelernte gleich anwenden.
Deine Kurse hältst Du an über 20 Volkshochschulen in ganz Bayern – mutierst Du jetzt endgültig vom Sänger und Musiker zum Lehrer?
Mittlerweile sind es nun sogar fast 30 Volkshochschulen in ganz Bayern, an denen ich meinen Kurs anbiete. Natürlich werde ich aber weiterhin als Kabarettist auf den Kleinkunstbühnen und Wirtshäusern hier in Bayern präsent sein. Zum Lehrer will ich dadurch nicht werden, wobei ich den Kurs tatsächlich auch an verschiedenen Schulen in den kommenden Monaten präsentieren möchte. Dabei ist mir wichtig, den Jugendlichen die Bedeutung des Dialekts nahezulegen. Aber ich werde meiner ursprünglichen Berufung treu bleiben.
Vielen Dank für Deine Zeit – und alles Gute weiterhin.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhamer