Waldkirchen. Mehr als 170 Kommentare, mehr als 2450 mal geteilt. Derzeit geht (wieder einmal) ein „Zeugenaufruf“ auf der Social-Media-Plattform Facebook viral. Dabei geht es um einen Vorfall, der sich am vergangenen Wochenende nach dem Waldkirchener Ringmauerfest ereignet haben soll. „Ich bitte dringend um eure Hilfe! In der Nacht von Samstag auf Sonntag, gegen 2 Uhr, wurde meinem Bruder Markus ein Pflasterstein an den Kopf geworfen“, schreibt Christoph Fuchshuber unter die beiden Bilder, die jenen Bruder im Krankenhaus zeigen – mit genähter Platzwunde auf der Stirn und „einem Schädelbruch, der am Sonntag noch operiert wurde, um schlimmere Schäden zu vermeiden“.
Das Ganze habe sich aus Sicht Fuchshubers wie folgt abgespielt:
„Auf dem Heimweg vom Ringmauerfest Waldkirchen wurden meine 2 Brüder schon ab Höhe Garhammer von 5 bis 6 Personen angepöbelt, auf Höhe Schiefwegerstaße (gegenüber Spielsalon Goldener Steig) warf dann eine Person mit einem Pflasterstein nach Markus und traf ihn am Kopf. Die Täter waren laut meinem Bruder ca. 18 Jahre alt, der Steinewerfer war groß, schlank und hatte dunkle, kurze Haare. Die Gruppe flüchtete nach dem Steinwurf auf der Schiefwegerstraße den Berg hinunter.
Sollte irgendjemand ab Höhe Garhammer bis zum Tatort etwas gesehen haben oder vielleicht beobachtet haben, wohin die Täter gelaufen sind, der sollte sich bitte dringendst bei mir melden. Für Hinweise, die zur Überführung des Täters führen, setzen wir eine Belohnung von bis zu 500 Euro aus.“
„Am besten immer sofort die Polizei verständigen“
Die Kriminalpolizei Passau hat mittlerweile die Ermittlungen übernommen, wie Polizeihauptkommissar Andreas Traxler auf Hog’n-Anfrage mitteilt. Die Tat sei am vergangen Sonntagnachmittag zur Anzeige gebracht worden. Auf die Frage hin, wie die Polizei generell zu derartigen Zeugenaufrufen in sozialen Medien stehe, sagt Traxler: „Wenn wir Veröffentlichungen dieser Art mitbekommen, gehen wir diesen natürlich nach. Allerdings ist es für uns schwierig, wenn solche Vorfälle erst verspätet polizeilich angezeigt werden.“ Denn so konnten – wie in diesem Fall – die Waldkirchener Beamten keinerlei unmittelbare Fahnungsmaßnahmen einleiten. „Dabei sind gerade die ersten Minuten nach der Tat für uns sehr wichtig, weil die Täter dann meistens noch unterwegs sind.“ Traxler habe jedoch auch Verständnis für die Situation des Geschädigten und dessen Angehörigen, die sich wohl in einem Ausnahmezustand befanden. „Da kann es vorkommen, dass die Polizei nicht die erste ist, an die man denkt.“
In sozialen Netzwerken müsse die Polizei entsprechende Meldungen freilich auch immer auf deren Wahrheitsgehalt prüfen. Wenn der Geschädigte selbst bzw. ein Angehöriger einen Post einstellt, könne man sich meist jedoch relativ sicher sein, dass das Veröffentlichte der Wahrheit entspricht. „Generell sind solche Zeugenaufrufe oft ein Vorteil – oft aber auch ein Nachteil.“ Ein Nachteil etwa dann, wenn die Täter womöglich erst aufgrund des (viralen) Social-Media-Beitrags wüssten, dass nach ihnen gesucht wird.
Traxler betont daher nochmals: „Am besten immer sofort nach der Tat die Polizei per 110 verständigen, denn dann landet der Anrufer bei der Einsatzzentrale. Alle freien Streifen werden dann losgeschickt – und es können sogleich Fahnungsmaßnahmen ergriffen werden.“ Dadurch sei auch die medizinische Erstversorgung gewährleistet, denn Sanka und Notarzt würden ebenfalls verständigt.
Eine Belohnung für Hinweise in sozialen Netzwerken auszusprechen, die zur Ergreifung des Täters führen, sei legitim, so Traxler. „Das kann jeder so handhaben, wie er mag.“ Dies sei keine hoheitliche Aufgabe der Polizei.
da Hog’n
UPDATE am 12. Juni, 16 Uhr:
Die Polizei konnte die Täter bereits ermitteln
„Wie der Polizei am Sonntag, 09.06.2019, am späten Nachmittag mitgeteilt wurde, erlitt ein 27-Jähriger am Sonntagmorgen (09.06.2019) im Rahmen einer Auseinandersetzung im Ortsbereich Waldkirchen eine schwere Kopfverletzung, die von einem geworfenen Pflasterstein herrührt. Das Opfer befindet sich nach wie vor im Krankenhaus. Die Kriminalpolizei Passau hat die Ermittlungen übernommen und bittet in diesem Zusammenhang um Hinweise aus der Bevölkerung
Am Sonntag, 09.06.2019, zwischen 01.30 Uhr und 03.30 Uhr, befand sich der 27-Jährige – in Begleitung von zwei weiteren Personen – auf dem Weg vom Ringmauerfest in Richtung Schiefweger Straße. Die Gruppe um den 27-Jährigen und eine weitere Personengruppe, bestehend aus fünf jungen Männern, gerieten in Streit. Die genauen Hintergründe hierzu sind noch nicht bekannt und sind Gegenstand der Ermittlungen. Im weiteren Verlauf wurde der 27-Jährige von einem Pflasterstein folgenschwer am Kopf getroffen. Durch den Treffer zog sich das Opfer schwere Kopfverletzungen zu und wurde später mit dem Rettungsdienst in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Gruppe um den Steinewerfer entfernte sich zunächst unerkannt vom Ort des Geschehens, konnte aber zwischenzeitlich durch die Kriminalpolizei Passau ermittelt werden. Dabei handelt es sich um fünf Jugendliche deutscher Staatsangehörigkeit im Alter zwischen 15 und 17 Jahren.
Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Passau, insbesondere zum genauen Tatablauf, dauern noch an. In diesem Zusammenhang wird um Zeugenhinweise gebeten. Wer hat am Sonntag, 09.06.2019, im betreffenden Zeitraum im Bereich der Schiefweger Straße und Umgebung, oder auch schon davor auf dem Ringmauerfest, Wahrnehmungen gemacht, die zur Aufklärung dieser Tat dienen? Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Passau unter Tel.: 0851/9511-0.“
da Hog’n