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Start rundumadum Dr. Frederik Weinert: „Vermarktung von Kindern in Sozialen Medien ist erschreckend“

Dr. Frederik Weinert: „Vermarktung von Kindern in Sozialen Medien ist erschreckend“

veröffentlicht von Stephan Hörhammer | 05.06.2019 | kein Kommentar
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Passau. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel führte unlängst ein Interview mit Nina Straßer, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Master of Laws für internationales Medien-und Urheberrecht, zum Thema „Was Eltern posten dürfen – und was nicht“. Einer der ersten dazu abgegebenen Facebook-Kommentare lautete: „Kinder haben von Geburt an ein Persönlichkeitsrecht und sind die schützenswertesten Mitglieder unserer Gesellschaft. Erwachsene sollten dieses Persönlichkeitsrecht der Kinder, die sich nicht wehren können, wahren. Auch Kinder haben ein gesetzliches Recht auf Privatsphäre.“

Dr. Frederik Weinert, Schriftsteller, Medienwissenschaftler und promovierter Sprachwissenschaftler, lebt und arbeitet in Passau. Foto: Frederik Weinert

Eine Meinung, die der Passauer Medienexperte und Autor Dr. Frederik Weinert grundsätzlich teilt, wie im Gespräch mit dem Onlinmagazin da Hog’n klar wird. Demnächst erscheint sein jüngstes Buch „Hilfe, mein Kind ist ein Smombie. Unsere Kids im digitalen Rausch“ – ein interdisziplinärer Ratgeber für Eltern und Lehrer, der zu einer „humorvollen Selbstreflexion“ anregen soll.

„Kriminelle montieren Gesichter von Teenagern in Pornobilder“

Herr Weinert: Welche Empfehlungen gibt es Ihrerseits bezüglich Kinderfotos im Netz ganz generell?

Hier gibt es zwei Seiten, nämlich die Eltern und die Kinder selbst. Kinder unter 13 Jahren sollten keinen eigenen Social-Media-Account haben. Das Sammeln von Followern und Likes animiert die Kids nämlich, Bilder von sich ins Internet zu stellen, oftmals in halbnackten Posen. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Selbst WhatsApp ist kein Chatprogramm für Kinder, auch wenn die Emojis lustig und bunt sind. Gerade in großen WhatsApp-Gruppen verschicken die Kids Bildmaterial, das von anderen Kids weiterverschickt wird und irgendwann wieder im Netz auftaucht.

Wenn Eltern ein Foto mit ihrem Kind online stellen, empfehle ich, das Gesicht des Kindes mit einem Smiley zu überdecken. Das bietet Sicherheit und kommt sympathisch rüber. Leider profilieren sich viele Eltern mit ihren Kindern in den Sozialen Medien, um zu zeigen, wie toll und hübsch die Kids sind. Die Netz-Community hebt den Daumen nach oben, weil Kinderbilder und -Videos süß und putzig sind. Als Experte für digitale Medienbildung kann ich nur empfehlen, diesen Trend nicht mitzumachen. Viel schöner ist es doch, gemeinsam als Familie einen Ausflug zu machen, ohne daran zu denken, welches Fotomotiv später in den Sozialen Medien die meisten Likes bringt.

„Cyber-Mobbing ist als Gewalt in verbaler Form zu verstehen, die allerdings in körperliche Gewalt auf dem Schulhof umschlagen kann.“ Foto: Hog’n-Archiv

Welche Gefahren gibt es, wenn man seine Kinder ganz offen im Netz zeigt – abgesehen davon, dass den Kindern die Fotos später einmal peinlich sein könnten? 

Eine ganz große Gefahr ist Cyber-Mobbing. Natürlich lieben Eltern ihren unsportlichen Sohn. Ein online gestelltes Strandfoto kann allerdings ein Fiasko auslösen. Fiese Klassenkameraden verbreiten das Foto in den Sozialen Medien mit den Worten „Schaut mal, was für ein Spargeltarzan!“ oder so ähnlich. Der nächste Schultag wird ein Horrortag. Hänseleien schaukeln sich vor allem über WhatsApp hoch, weil die Online-Kommunikation sehr anfällig für Missverständnisse ist. Cyber-Mobbing ist als Gewalt in verbaler Form zu verstehen, die allerdings in körperliche Gewalt auf dem Schulhof umschlagen kann. Es gibt viele weitere Gefahren. Kriminelle montieren Gesichter von Teenagern in Pornobilder, die dann in Umlauf gebracht werden. Dieses Phänomen kann allerdings auch Erwachsene treffen. Oftmals entstehen daraus Erpressungen. Und viele Opfer bezahlen dann aus Scham. Vor allem öffentlich eingestellte Bilder sind ein Problem. Kriminelle laden sich das Bildmaterial herunter und legen Fake-Profile an, um daraus Kapital zu schlagen. Das ist gefährlich, weil Bilder sehr schnell verbreitet und nur schwer wieder gelöscht werden können.

Übrigens: Noch gefährlicher finde ich es, wenn die Eltern ihrem Kind ein Smartphone in die Hand drücken und es tolerieren, wenn es halbnackte Selfies auf Instagram oder in geschlossenen WhatsApp-Gruppen verbreitet. Das Kind ist nur dann geschützt, wenn es – egal über welchen Kanal – nicht mit Fremden kommuniziert und Fotos austauscht. Das gilt vor allem für Teenager, die sich in Dating-Apps wie Lovoo mit sehr viel nackter Haut zeigen. Eltern sollten regelmäßig mit ihrem Kind darüber sprechen, mit welchen Menschen es via Smartphone chattet und spricht.

„Wer Likes braucht, muss die Risiken in Kauf nehmen“

Wenn man bei Facebook oder Instagram Fotos hochlädt, gibt man auch etwaige Rechte an den Bildern ab, die die Social-Media-Unternehmen unter Umständen weiterverwenden können, richtig?

Die Rechtslage ist schwammig. Ich bleibe Urheber und kann mit den hochgeladenen Bildern tun, was ich will. Auch die Sozialen Medien haben diese Möglichkeit – allerdings dürfen Drittmedien die hochgeladenen Fotos nicht ohne meine Zustimmung verwenden. Ich rate, Bilder nur in niedriger Auflösung hochzuladen und mit einem Wasserzeichen zu versehen. Noch besser ist es, den privaten Facebook-Account zu löschen. Freunde und Bekannte können jederzeit via WhatsApp, telefonisch oder persönlich erreicht werden. Die vielen Likes sind allerdings schön für das Ego. Wer das braucht, muss die Risiken in Kauf nehmen.

Wann ist das Kindeswohl in Hinblick auf Kinderfotos im Netz definitiv gefährdet?

Das aktuelle Buch von Dr. Frederik Weinert.

Ein seriöses Foto der Zeugnisvergabe finde ich völlig in Ordnung. Denn dann ist das Kind vermutlich mit dem Hochladen des Fotos einverstanden. Schlimm finde ich Fotos von kleinen Kindern beim Baden. Vor allem dann, wenn die Kinder von den Mamas und Papas instrumentalisiert werden. Gerade alleinerziehende Mama-Blogger, die sehr viele Fans und Abonnenten haben, sind für die Werbebranche interessant. Die Mamas verdienen Geld, indem sie die Kids mit Produkten wie Spielzeug und Kleidung fotografieren. Kurzum: Die Vermarktung von Kindern in den Sozialen Medien finde ich erschreckend, weil die Persönlichkeitsrechte und die Privatsphäre von den eigenen Eltern nicht respektiert werden. Wenn die Kinder älter sind, kommt es vielleicht zum Zerwürfnis.

Welche Kampagnen gibt es, die Eltern das richtige Verhalten in sozialen Netzwerken aufzeigen? 

Das Kinderhilfswerk engagiert sich sehr, findet jedoch kaum Gehör. Aus diesem Grund habe ich den Ratgeber „Hilfe, mein Kind ist ein Smombie“ geschrieben, der am 11. Juni 2019 im Buchhandel erscheint. Darin arbeite ich mit Prominenten zusammen, beispielsweise mit der Schauspielerin und Bloggerin Yasmina Filali, der Ehefrau des beliebten Sportmoderators Thomas Helmer. Frau Filali veröffentlicht in meinem Buch einen Handyfahrplan mit zehn Regeln zur Smartphone-Nutzung für Kinder. Diese Idee finde ich sehr gut.

Ich selbst werde in Zukunft Medien-Workshops für Eltern und Kinder anbieten, weil das richtige Verhalten in den sozialen Netzwerken wichtig ist. Ich zeige, wie wichtig Empathie und Verständnis für die Kids ist, die sich mit ihren Smartphones in den digitalen Welten austoben. Gerade dadurch wird deutlich, dass die Kids nicht allein gelassen werden dürfen und ab sofort digital begleitet werden müssen. Es braucht eine Auseinandersetzung mit den grundlegenden psychologischen, sozialen und technologischen Mechanismen der digitalen Medien und Welten, um die Hilflosigkeit zu überwinden.

„Je älter das Kind ist, desto mehr bekommt es mit“

Sind Fälle denkbar, in denen Sie persönlich aktiv eine Mutter ansprechen würden, wenn deren Aktivitäten im Netz das Kindeswohl definitiv missachten?

Ja, natürlich. Ich würde einschreiten, wenn die Mutter etwa ein Video des heulenden Kindes online stellt und sich die Community dann darüber amüsiert. Oder wenn das Kind gezwungen wird, etwas zu tun, nur damit das Foto witzig ausschaut. Ich halte allerdings nicht viel davon, andere Menschen zu kritisieren. Viel besser finde ich es, einen humorvollen Anstoß zu geben, damit sich die Mutter selbst reflektiert und ihr Verhalten ändert. Aus diesem Grund spreche ich mit meinen Leserinnen und Lesern auf Augenhöhe ohne Besserwisserei.

Viele posten nicht nur Fotos, sondern erzählen dazu auch ausführlich aus ihrem Alltag. Wie ist es, wenn eine Mutter im Netz über die Kinder – etwa per Videobotschaft – berichtet: Wann wird hier die Privatsphäre des Kindes missachtet?

„Medienerziehung muss daher sowohl in der Schule als auch im Elternhaus aufgegriffen und praktiziert werden.“ Symbolfoto: pixabay.com/ Anviere

Eine Mutter missachtet die Privatsphäre des Kindes, wenn sie über Dinge berichtet, die eigentlich nur ins private Tagebuch gehören. Das ist dann der Fall, wenn das Kind das Bett vollkotzt, in die Hose pinkelt, das erste Mal verliebt ist oder als Teenager das erste Mal Sex hat. Je älter das Kind ist, desto mehr bekommt es mit. Mich ärgert der Selbstdarstellungsdrang mancher Eltern. Klar, einerseits helfen sie anderen Eltern,  aber andererseits inszenieren sie sich auf Kosten des Kindes. Peinliche Situationen werden dann als lustig hingestellt, und dann lachen die Mütter mit der gesamten Netz-Community darüber, wie sich das Kind an einem Lutscher verschluckt hat. Das erinnert mich an die angeblich so lustigen Katzenvideos. Die Tierchen stolpern die Treppe herunter, werden zu Tode erschreckt – und das soll dann lustig sein?     

Klarnamen – „diese Entwicklung halte ich für sehr gefährlich“

Wie ist es mit Daten von Kindern im Netz – wenn etwa der volle Name eines Kindes auf dem Instagram-Profil einer Mutter auftaucht: Welche Gefahren entstehen daraus?

Sowohl Bilder als auch Daten der Kinder gehören um jeden Preis geschützt. Es gibt wirklich sehr viele nette Menschen im Internet, aber leider auch sehr viele, die keine guten Absichten haben. Solche Menschen bekommen dann Informationen in die Hände, könnten das Kind nach der Schule ansprechen oder sich im Internet als gleichaltriges Kind ausgeben, um vermeintlich Freundschaft zu schließen. Der Trend geht sowieso wieder in die Richtung, den vollen Namen in den Sozialen Medien anzugeben, um gefunden zu werden und an Bekanntheit zu gewinnen. Diese Entwicklung halte ich für sehr gefährlich. Vor allem Teenager machen das – auch, weil die Eltern diese Unvorsichtigkeit vorleben. Medienerziehung muss daher sowohl in der Schule als auch im Elternhaus aufgegriffen und praktiziert werden. Deshalb plädiere ich ja auch für das neue Schulfach Digitalkunde, über das ich ebenfalls ein Buch geschrieben habe.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben – und weiterhin alles Gute.

Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer

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