Fürsteneck. „Ich möchte nicht, dass jeder weiß, wo ich wohne, nur weil direkt neben meinem Haus ein vierzig Meter hoher Mast steht“, sagt Harald Haidl erbost. Sein Anwesen befindet sich in unmittelbarer Nähe eines im Gemeindebereich Fürsteneck geplanten Standortes für einen Mobilfunkmast der Telekom. Er will dessen Errichtung jedoch unbedingt verhindern, wie er gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n mitteilt.
Erst als der Bauantrag für das Vorhaben in seinem Briefkasten landete, habe er genauere Details zu dem geplanten Projekt erfahren, berichtet Harald Haidl verärgert. Er zähle – wie drei weitere Hauseigentümer auf einer Anhöhe zwischen den Dörfern Fürsteneck, Atzldorf und Loizersdorf – zu den unmittelbaren Anwohnern, weshalb auch ihm Einsicht in die Unterlagen gewährt worden sei. Nun wisse er, dass die Telekom einen vierzig Meter hohen Mobilfunkmast aufstellen möchte. „Gerede darüber gab es schon länger im Dorf“, sagt Haidl und ergänzt: „Was mich sprachlos macht, ist die Dreistigkeit, mit der die Verantwortlichen das Projekt durchdrücken wollen – und da sind auch Teile des Gemeinderates involviert.“
Telekom: Im Oktober wurde der Mietvertrag abgeschlossen
Im November 2018 war öffentlich bekannt geworden, dass die Telekom an hundert Standorten in Bayern neue Funkmasten plant – und dass im Gemeindegebiet Fürsteneck einer dieser Standorte entstehen soll. In einer Pressemeldung der Konzerns heißt es dazu, dass im Rahmen der „Mobilfunk Offensive Bayern“ mit den neuen Masten etwaige Funklöcher geschlossen werden sollen. „Es handelt sich um Standorte in der Nähe interessierter Gemeinden, bei denen ein Mobilfunkausbau eigentlich unwirtschaftlich ist“, erklärt Telekom- Pressesprecher Dr. Markus Jodl auf Hog’n-Nachfrage.
Ihm zufolge weiß die Gemeinde Fürsteneck seit Januar 2018, dass die Telekom im Gemeindebereich einen Funkmast aufstellen will. Im Oktober habe man den Mietvertrag abgeschlossen. Danach hätte die Gemeinde die Anwohner laut Telekom informieren sollen. Was jedoch nicht geschehen sei, wie Harald Haidl behauptet. Warum nicht? Fürstenecks Bürgermeister Heinz Binder war für das Onlinemagazin da Hog’n auch nach mehrmaligen Versuchen telefonisch nicht zu erreichen. Eine schriftliche Anfrage blieb bislang ebenfalls unbeantwortet.
Keine speziellen Abstandsregelungen für Funkmasten
„Bei dem geplanten Mast handelt es sich um einen 40 Meter hohen Stahlgittermast auf einer Anhöhe zwischen Fürsteneck und Loizersdorf“, erklärt der Telekom-Pressesprecher weiter. Dieser Standort befindet sich laut Bauantrag nur vierzig Meter entfernt von Harald Haidls Haus. Spezielle Abstandregelungen (wie etwa bei Windkrafträdern) gebe es bei Funkmasten nicht. Haidl sehe jedoch nicht ein, weshalb das Vorhaben derart nah an seinem Anwesen umgesetzt werden soll: „Es gäbe durchaus Alternativstandorte“, ist sich der 47-Jährige sicher. Auch das Landratsamt Freyung-Grafenau wisse darüber Bescheid. Haidl vermute, dass die Alternativstandorte der Telekom jedoch teurer kämen – und man sich daher für einen Platz in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses entschieden habe.
Markus Jodl von der Telekom entgegnet darauf: „Aufgrund der Topografie gibt es hier leider keine Alternativen.“ Der hohe Mast sei nötig, weil damit ein großes Gebiet, das bis in die Nachbargemeinde Röhrnbach hineinreiche, abgedeckt werden könne.
Man habe ihm auf Nachfrage inzwischen mitgeteilt, dass die Maßnahme das neuartige 5G-Netz für den Mobilfunk ermöglichen soll, sagt Haidl. Er selbst erachte dieses System als unnötig: „Jeder hat zu Hause WLAN.“ Im Dorf gebe es inzwischen Glasfaser. Ein 5G-Standard für unterwegs sei daher nicht wirklich erforderlich, ist der Fürstenecker überzeugt. „Den Riesenmast braucht keiner außer der Telekom.“
Auch das Argument, dass beispielsweise Waldarbeiter auf ein gut ausgebautes Handynetz angewiesen seien, wenn sie in eine Notlage geraten, lasse Haidl nicht gelten. Wenn Arbeiter im Wald nicht erreichbar seien, könne man mit anderen Techniken durchaus Abhilfe schaffen („Es gibt auch Funkgeräte“). Um das gesamte Gebiet flächenmäßig mit dem neuen Mobilfunk-Standard abzudecken, reiche seiner Meinung nach auch ein kleinerer Mast aus.
Doch diverse Gespräche mit dem Bürgermeister seien bislang erfolglos verlaufen. Die Folge: Mehr als 200 Unterschriften habe der 47-jährige Polizist gegen das geplante Vorhaben nun binnen kurzer Zeit bereits gesammelt. „Rund 450 Wahlberechtigte gibt es in unserer Gemeinde“, fügt er an. „Da sind 200 Unterschriften schon eine ganze Menge.“ Diese belegen seiner Ansicht nach, dass viele Fürstenecker mit dem Projekt nicht einverstanden seien.
Doch vorhandene Ängste und Sorgen der Bürger würden ignoriert, so Haidl weiter. „Wir können es uns nicht gefallen lassen, dass so ein Turm in unmittelbarer Nähe zu Häusern mit kleinen Kindern – dazu eines im Säuglingsalter – errichtet wird.“ Dabei sei Haidl zufolge hinlänglich bekannt, „dass Mobilfunk schädlich ist“.
„Das Haus kauft mir keiner mehr ab“
Die Strahlenbelastung, die von einem Mobilfunkmast ausgeht, sei jedoch nicht unbedingt der Hauptkritikpunkt, den Haidl anbringen möchte. „Der Mast wird aus fünfzig Kilometern Entfernung zu sehen sein“, behauptet er. Dies verschandele unnötigerweise die Landschaft.
„Außerdem stört der Mast unsere Aussicht – und der Wert unserer Häuser sinkt dadurch enorm“, sagt er und ergänzt: „Das Haus kauft mir keiner mehr ab.“ Er sehe schlichtweg keinen Sinn hinter dem Vorhaben. „Dass sie uns so einen Turm direkt vors Gesicht hinstellen, bei uns auf dem Land, das seh ich nicht ein“, zeigt er sich entschlossen. „Ich wehre mich weiter mit Händen und Füßen dagegen.“
Die Fürstenecker Verwaltung plant nun eine Informationsveranstaltung für alle Anwohner, wie ein Mitarbeiter der Gemeinde mitteilt. Diese findet am Mittwoch, 5. Juni 2019, um 19 Uhr in der Alten Schule in Atzldorf statt.
Sabine Simon
Es ist schon traurig, dass man sich gegen Windräder in einiger Entfernung zu Wohnbebauung stemmt, aber Mobilfunkmasten in unmittelbarer Nähe scheinbar ohne Probleme genehmigt bekommt. Ich persönlich bin noch froh um jeden weißen Fleck auf der Landkarte, der noch nicht bedingungslos mit allen Mobilfunknetzen versorgt ist.
Genau wegen solchen Leuten gibt es in Deutschland so viele Funklöcher. Ist mir ja egal, ich brauche nicht immer Internet.
Hätten nur damals die Menschen so stark gegen den Bau von Autobahnen opponiert. Dann hätten wir eine schönere Landschaft und mehr Natur. Mir persönlich sind 100 Funkmasten lieber als eine einzige stinkende Autobahn.
Ich hoffe der Herr, der sich gegen den Funkmast wehrt, fährt nie auf einer Autobahn. Das wäre nämlich Doppelmoral.