Regensburg. Sich abends auf ein Bier treffen und vor der Kneipe gemeinsam eine Zigarette rauchen, hat Tradition im Regensburger Nachtleben. Damit ist es aber vielleicht schon bald vorbei. Das Bier wird freilich bleiben, doch die Zigarette könnte – nicht nur wegen des vor mehreren Jahren eingeführten Rauchverbots in Gaststätten – weiter an Bedeutung verlieren. Denn immer mehr Leute lassen die Glimmstängel links liegen – und greifen stattdessen zur Shisha. Die traditionell indische Wasserpfeife hat den Weg bereits vor geraumer Zeit aus dem arabischen Raum nach Deutschland gefunden. Auch Regensburg ist da keine Ausnahme: Die Shishas haben längst Wurzeln in der Stadt geschlagen – und breiten sich weiter aus.
Vielleicht hat der ein oder andere schon bemerkt, wie sie alle paar Straßenecken die Menschen mit aromatischen Versprechungen zu locken versuchen: Die Shisha-Bars sind in den vergangenen zwei Dekaden immer beliebter in der Donaustadt geworden. Mehr als zwei Dutzend Cafés sind mittlerweile der orientalischen Wasserpfeife gewidmet. „Es ist eine gute Möglichkeit sich mit Freunden zu treffen und gesellig zusammenzusitzen“, antwortet ein Stammgast der in der Alfons-Auer-Straße ansässigen Shisha-Lounge „Sindbads Träume“ etwa auf die Frage, was ihn dazu motiviert habe das Shisha-Café regelmäßig zu besuchen.
Auch im Park oder an der Donau
Doch nicht nur in den Bars, auch an öffentlichen Orten sind die Wasserpfeifen zu finden. An warmen Tagen, die es dieses Jahr schon gab, hat man sie bereits im Park oder an der Donau gesehen. Mit ihren von zuhause mitgebrachten Shishas sitzen die Regensburger ganz gechillt unter freiem Himmel beisammen, während die Rauchwölkchen über ihnen wabern.
Süße Aromen ziehen Jüngere an
Shisha rauchen ist für alle Altersgruppen – allerdings scheinen jüngere Leute (bis hin zu Jugendlichen) ganz besonders von den orientalischen Blubbergeräten angetan zu sein. Das zeigte auch eine deutschlandweite Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (kurz BzgA) aus dem Jahr 2007: Von 1.147 Schülern zwischen 10 und 15 Jahren würden 31 Prozent täglich Wasserpfeife rauchen.
Ziehen die Shishas Jüngere vielleicht deshalb so sehr an, weil sie nicht wie der herkömmliche Zigarettentabak schmecken? Die Wasserpfeifen gibt es mit fruchtigen, würzigen und absolut süßen Aromen: „Doppelapfel, Zitrone, Traube, Orange und Minze sind die Top 5 unter den 40 Tabaksorten, die wir verkaufen“, erzählt der Betreiber von „Sindbads Träume“.
Nikotin und Suchtgefahr
Die Hersteller können nur schwer für ihre fruchtigen Aromen werben: Nach § 18 des Tabakerzeugnisgesetzes darf nicht mit Informationen geworben werden, die sich auf Geschmack, Geruch oder Aromastoffe beziehen. Außerdem dürften die Leute nicht den Eindruck gewinnen, dass die Shisha weniger schädlich sei als andere Erzeugnisse. Ganz klar: Shishas sind ebenso gesundheitsschädlich wie Zigaretten. Schließlich enthält Tabakrauch mehr als 4.800 gesundheitsschädliche Substanzen. Und da ist es auch egal, ob man diese per Zigarette inhaliert oder mit alternativen Dampfgeräten.
CO-Melder in jeder Bar
Wenn man in geschlossenen Räumen „shishert“, dann sollte es besser eine gute Belüftung geben: Durch das Verbrennen der Kohle entsteht Kohlenmonoxid. Wer davon zu viel einatmet, muss mit Schwindel und Übelkeit rechnen. Auf Geheiß der Stadtverwaltung haben deshalb die Shisha-Bars in jedes ihrer Zimmer einen sog. CO-Melder eingebaut. Dadurch wissen die Barbesitzer sofort Bescheid, sollte der Kohlenmonoxid-Gehalt ansteigen.
Kopfschmerz ist erstes Anzeichen für CO
Wer auf seinen Körper hört, erkennt die Anzeichen rechtzeitig: Zieht man zu schnell hintereinander an der Wasserpfeife, kann es zu leichten Kopfschmerzen kommen – der erste Hinweis auf etwas zu viel CO und das Stichwort für eine kleine Pause vom Shishern. Wer allerdings auf nüchternen Magen gleich drei Shishas raucht, wie es der Besitzer der Bar „Sindbads Träume“ schon einmal bei einem Kunden miterlebt hatte, der darf sich nicht wundern, wenn sein Körper kollabiert. Auch wenn es in diesem Fall glimpflich ausgegangen ist und der Gast gleich wieder auf den Beinen war.
Schockbilder werden ignoriert
Seit Mai 2016 müssen die Tabakhersteller sog. Schockbilder von verfaulten Füßen oder schwarzen Raucherlungen auf die Zigarettenpackungen und Shisha-Tabakdosen drucken. Aber funktioniert diese Art der Abschreckung tatsächlich? Laut dem statistischen Bundesamt ist in Deutschland vergangenes Jahr die Menge der versteuerten Zigaretten leicht gesunken, während alle anderen Tabakwaren – darunter auch Shishatabak – anstiegen. Dieses Jahr wurden bereits 10,6 Prozent mehr Zigaretten versteuert als 2018 im selbigen Zeitraum. Damit sei die herkömmliche Zigarette nach wie vor das mit weitem Abstand absatzstärkste Tabakerzeugnis.
Shisha als Zigarettenersatz?
Ist die Shisha der Einstieg in den Zigarettenkonsum? Shishas würden automatisch zu Zigaretten führen, behaupten die ein oder anderen, wie etwa auch Prof. Dr. Manfred Neuberger vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien. Ausreichend Beweise für diese Theorie gibt es aber nicht.
Viele Leute, die in den Shisha-Bars unterwegs sind, scheinen gegenteiliger Meinung zu sein. Ob die Wasserpfeife sogar dabei hilft die Raucher von den Zigaretten wegzubringen? „Ich habe schon oft beobachtet, dass jemand, der mit dem Shisha rauchen anfängt, nur noch ganz selten oder auch überhaupt nicht mehr zu Zigaretten greift“, gibt der Besitzer von „Sindbads Träume“ zu Bedenken. Die Besucher der Shisha-Bar bekräftigten diese Aussage. Ein Gast erzählt: „Seit ich jede Woche einmal zur Shisha greife, habe ich mit den Zigaretten ganz aufgehört, die ich davor einige Jahre geraucht habe.“
Alles in Maßen
Dank des aromatischen Geschmacks kann es durchaus passieren, dass man die Shishas für relativ harmlos hält. Im Gegensatz zu den Zigaretten, bei denen man die ungesunden Stoffe tatsächlich auch schmeckt, die man seinem Körper zumutet. Aber sollte man deswegen die Shishas gleich verteufeln? Sie sind nicht gesund – doch das sind Zigaretten oder Alkohol genauso wenig. Grundsätzlich gilt: alles in Maßen konsumieren. Oder gleich gar nicht erst damit anfangen.
Lexa Wessel
Der Konsum von Shisha und Zigarette unterscheidet sich maßgeblich von einander. Ob man die Zigarette als Genussmittel bezeichnen möchte, lasse ich mal dahingestellt (ich persönlich kann daran nichts genussvolles finden). Oft ist es aber einfach nur eine Handlung aus Gewohnheit oder vielleicht sogar eine Übersprungshandlung zur „Stressbewältigung“, wenn zur Zigarette gegriffen wird. Getreu dem Motto „Jetzt schnell ne Kippe, dann geht es mir wieder gut“.
Die Shisha hingegen ist ein GENUSSmittel dass man in aller Regel in aller RUhe in gleichgesinnter Gesellschaft konsumiert. Kein Shisharaucher wird sagen „ich hab jetzt Stress… brauche jetzt mal schnell eine 5-Minuten Pfeife“. Auch das zwanghafte Verlangen nach einer Shisha bleibt im Alltag aus (ausgehend von eigenen Erfahrungen).
Im Leben würde es mir nicht einfallen die gut schmeckende Shisha gegen einen stinkenden Glimmstängel zu tauschen ;) Die Aussage, dass Shisha der Einstieg zum Zigarettenkonsum ist halte ich deshalb nicht nur für weit hergeholt sondern sogar für ziemlich abwegig.
Just my 2 cents…