Regen. Immer häufiger ist im Zusammenhang mit der Wirtschaft im Bayerischen Wald von sog. Hidden Champions die Rede. Darunter versteht man relativ unbekannte Unternehmen, die in einem Bereich – meist einer Nische – zu den Weltmarktführern zählen. Ein gutes Beispiel für jene versteckten Global Player ist die Schock GmbH. Im Nachklang zum 40-jährigen Jubiläum des Spülenherstellers aus Regen hat sich Geschäftsführer Ralf Boberg Zeit für ein Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n genommen. Dabei geht es um die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, dessen Hintergründe sowie den Standort Bayerischer Wald.

40 Jahre Spülen aus dem Bayerwald, 40 Jahre Schock GmbH: Der Regener Betrieb konnte kürzlich sein Firmenjubiläum begehen. Fotos: Schock GmbH
Der Name „Schock GmbH“ ist vielen Waidlern ein Begriff. Was diese Firma genau macht, jedoch nicht. Wir bitten um kurze Aufklärung.
In einem Satz: Wir machen aus einem Bereich in der Küche, den man täglich benutzt, etwas nicht Alltägliches. Wir sind Hersteller von farbigen Quarz-Spülen und bieten dazu passende hochwertige Armaturen. Bei 200 Spülenmodellen in 40 Farben können wir den Geschmack unterschiedlichster Küchenkäufer bedienen – und so ein individuelles Highlight im Zentrum des Zuhauses schaffen. Seit der Unternehmensgründung 1924 durch die Familie Schock sind wir von deren Erfindergeist geprägt und leben bei uns den Start-up-Spirit vereint mit langer Unternehmenstradition.
„Mutig und anders sein – und positiv irritierend auffallen“
Wie ist es eigentlich zum Firmennamen „Schock“ gekommen?
Ja, man könnte in der Tat vermuten, dass der Name einen kreativen Marketing-Hintergrund hat. Doch er stammt schlichtweg von dem Familiennamen der Gründerfamilie Schock. Wir hätten ihn aber kaum besser kreieren können. Er steht für vieles, was wir sind und wollen: Neue Wege gehen, mutig und anders sein – und positiv irritierend auffallen.
Mit einem geschätzten weltweiten Marktanteil von 25 Prozent sowie mehr als 500 Mitarbeitern zählt Ihr Unternehmen zu den größten im Bayerischen Wald. Blicken wir kurz auf die Entwicklung seit der Firmengründung im Jahr 1924 zurück.

Schock-Geschäftsführer und Hog’n-Interviewpartner: Ralf Boberg.
Lassen Sie mich auf die letzten 40 Jahre konzentrieren: 1979 wurde die Produktgattung der Quarzkomposit-Spüle von uns erfunden. Bei uns gibt es zwei zentrale Materialwelten: 1988 fand der Launch von Cristalite statt, einer Dispersion von 80 Prozent reinstem Quarz, härtester Bestandteil von Granit, gebunden mit Acryl. 2005 folgte die Einführung von Cristadur, einer feinen Materialstruktur, die eine brillante Oberfläche erzeugt, an der Schmutz einfach abperlt. Kurz darauf, 2009, führten wir Armaturen ein, die ummantelt mit demselben Material und der gleichen Farbe wie die dazugehörige Spüle, für eine perfekte Kombination von Spüle und Armatur sorgen.
Wie ging es weiter?
Unsere exklusiven Carbon-Spülen, die aus einem patentierten Carbon-Quarzkomposit-Verbund bestehen, präsentierten wir erstmals 2014. Mit einem durchschnittlich zweistelligen Umsatzwachstum seit 2006 stehen wir auf einer hervorragenden Basis für zukünftige Entwicklungen. Die Mitarbeiterzahlen haben sich seit 2012 auf über 500 verdoppelt. Wir setzen alles daran, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein – flache Hierarchien, Open Door Policy, viele Weiterbildungsangebote sowie ein deutlicher Fokus auf Teamwork werden bei uns großgeschrieben. Aktuell halten wir mehr als 90 Patente, rund 60 Prozent aller Quarzkomposit-Spülen werden heute nach unserem Verfahren gefertigt.
„Jeder Tag als Anfang für neue Kapitel in der Schock-Geschichte“
Worin liegt das Geheimnis des Erfolges Ihrer Produkte, die zwar in nahezu jedem Haushalt zu finden sind, aber nur am Rande wahrgenommen werden? Und: Wo werden die Armaturen und Spülen hergestellt?
Unser Geheimnis des Erfolgs liegt darin, dass wir intensiv in Forschung und Entwicklung investieren – dies ist der Schlüssel unseres Erfolgs. Allein im letzten Jahr wurde die Abteilung um sieben ideenreiche Mitarbeiter erweitert. In Farbe, Form und Materialität haben wir in den vergangenen Jahren Trends gesetzt, was unter anderem sicherlich auch daran liegt, dass wir jeden Tag als Anfang für neue Kapitel in der Schock-Geschichte sehen. Wir denken neu und auch mal quer, sodass wir bei Trends immer einen Schritt voraus sind. Dies zeigt neben Form, Funktionalität und Design der Spülen auch die Vielzahl an innovativen Materialien, die wir im Laufe der Zeit für unsere Produkte entwickelt haben. Hinzu kommt, dass wir mit den Farben unserer Produkte bewusst für Akzente und Eye-Catcher in der Küche sorgen. Unsere Spülen werden ausschließlich am Firmensitz im Bayerischen Wald gefertigt.

„Wir machen aus einem Bereich in der Küche, den man täglich benutzt, etwas nicht Alltägliches.“
Schock legt großen Wert auf die „Social Responsibility“. Was bedeutet das konkret?
Tatsächlich ist unser Unternehmen der einzige Quarzkomposit-Spülenproduzent, der ausschließlich in Deutschland produziert. Uns liegt der Einsatz für unsere Region sehr am Herzen – dies gehört zu unseren Unternehmenswerten. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern, Schulen und Behindertenwerkstätten oder das Sponsoring lokaler Sportvereine. Genauso spielt natürlich die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen eine wichtige Rolle. Solche Events wie der Tag der offenen Tür am 13. April sind uns sehr wichtig, denn durch den Austausch mit den Anwohnern von Regen und unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entwickeln wir uns ständig weiter.
Die Firma Schock ist seit jeher eng mit dem Bayerischen Wald verbunden. Erläutern Sie uns doch kurz einmal die Standortvor- und Nachteile der Region rund um Regen.
In Regen im Bayerischen Wald begann unsere Erfolgsgeschichte, hier setzen wir sie bis heute – und auch in Zukunft – fort. Wirtschaftliche Vorteile vom Standort Regen sind unter anderem die zentrale Lage in Mitteleuropa sowie die Nähe zum Münchner Flughafen. Niedrige Lebenshaltungskosten, eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten in der wunderschönen Natur – im Sommer wie im Winter – und mehr privater Lebensraum durch größere Grundstücke bzw. Wohnungen tragen zu einer hohen Lebensqualität in Regen bei. Potenziale ergeben sich für uns aus dem Standort im Bayerischen Wald aktuell bei Mitarbeiter- und Breitbandverfügbarkeit.
„Made in Germany“ als Alleinstellungsmerkmal
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik, sodass sich Ihr Betrieb entsprechend weiterentwickeln kann?
Die Politik sollte weiterhin den Standort Regen und auch den Bayerwald im Allgemeinen zielgerichtet fördern, was die wirtschaftlichen und technologischen Vorteile der Region angehen. Dabei spielt die Weiterentwicklung der Punkte Bildung, Mobilität und die Erhaltung der Lebensqualität eine ebenso wichtige Rolle. Wir würden uns außerdem wünschen, dass in die Infrastruktur investiert wird. Das Ziel sollte sein, junge Menschen im Bayerischen Wald zu halten oder unsere Region noch attraktiver zu gestalten, sodass junge Leute bereit sind, aus der Stadt zu uns zu kommen.
Impressionen von der Jubiläumsfeier anlässlich des 40. Geburtstages der Schock GmbH:
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Welche Ziele verfolgt das Unternehmen in den nächsten Jahren?
Die Werte, die Schock heute ausmachen, bestehen neben dem Mut in Kontinuität. Unsere Kunden in über 70 Ländern schätzen das erstklassige Design der ausschließlich am Firmensitz im Bayerischen Wald gefertigten Spülen. Wir werden daher auch zukünftig „Made in Germany“ als Alleinstellungsmerkmal pflegen – und somit dem Bayerwald erhalten bleiben.
Vielen Dank für das Interview – und alles Gute für die nächsten 40 Jahre.
Die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer