Das Cover der neuen Platte der Jungs von Steel Engraved könnte eigentlich auch von Powerwolf stammen – zumindest springt dem Betrachter des dritten Albums mit dem Bandnamen als Titel auch so ein Werwolf-Monster entgegen. Im Hintergrund sind eine Kirche und ein verfallener Friedhof zu sehen. Alles Bausteine aus dem Saarbrücker Baukasten für Power-Metal-Plattenhüllen. Der Band um die beiden Gründungsmitglieder Marco Schober (Sänger) und Andy Straehler (Gitarrist) jetzt aber Anbiederung an den wölfischen Trend vorzuwerfen, wäre absolut verkehrt.

Denn war schon der Vorgänger „On High Wings We Fly“ (2012) ein solides und eigenständiges Werk, ist „Steel Engraved“ nun eine ganz und gar nicht kleine Lehrstunde in Sachen melodischem, hartem, epischem sowie eingängigem Stahl-Gewitter. Positiv gemeint ist es, wenn man dem Sextett aus dem Grafenauer Land, das von Gitarrist Thomas Kuchta, Bassistin Katharina Praml (die inzwischen durch Daniel Steckel ersetzt wurde), Schlagzeuger Marco Wastl und Keyboarder Maximilian Lindner ergänzt wird, attestiert, dass es absolut nicht niederbayerisch klingt.

Tolle Soli, hektische Doublebass-Attacken und fettes Riffing

Aber: Wer ist Jaroslav Rod, der anstelle von Wastl im Booklet abgebildet ist, sonst aber nirgends auftaucht? Ein Blick auf die Website erklärt, dass der Tscheche Wastl ersetzt hat, der wiederum der Neffe des ehemaligen Schlagzeugers Daniel Kiesslinger ist, der allerdings – so die Website – die Band nach den Aufnahmen zur neuen Platte verlassen hat. Wastl war nur für Live-Konzerte eingesprungen, ehe er eine Ausbildung begann, die es ihm nicht erlaubte, weiter für die Band tätig zu sein. Wer hat denn nun „Steel Engraved“ eingetrommelt? Andy, bitte klär‘ uns auf!

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Steel Engraved liefern mit ihrem gleichnamigen Album ein abwechslungsreiches Stück Power Metal. Foto: Rock Of Angels Records/Soulfood

Nun gut, kommen wir zur Musik, die ja doch das Wichtigste hier ist. Und die 13 neuen Songs auf „Steel Engraved“ sind tatsächlich große Klasse und nutzen sich auch nach mehrfacher Einfuhr kein Stück weit ab. Die knappe Stunde Power-Metal ist derart abwechslungsreich komponiert, wunderbar druckvoll produziert und mit so vielen Details und Feinheiten gespickt, dass man nur anerkennend den Hut lupfen kann. Was übrigens allein schon aus dem Grunde nicht verkehrt ist, weil er sonst beim Headbangen immerzu runterfallen würde…

Eine Platte steht und fällt mit ihrem Opener. Kommt dieser langweilig, nichtssagend oder schlimmstenfalls gar nervig daher, ist die Gefahr groß, dass der Hörer das gesamte Album in die Ecke pfeffert. Bei „Where Shadows Remain“ besteht diesbezüglich indes keinerlei Gefahr. Das Stück überrascht mit tollen Soli, hektischen Doublebass-Attacken und fettem Riffing. Diese Kombination macht direkt Lust auf sehr viel mehr.

Und diese Lust wird natürlich in der folgenden Stunde gleich multipel befriedigt. „Generation Headless“ ist eine Midtempo-Hymne mit tollem Refrain, „The Oppressed Will Fly“ ein Stampfer in bester Judas-Priest-Manier und „Slave To Yourself“ kommt wie eine ziemlich schwermetallische Variante von Within Temptations Überhit „Mother Earth“ daher. Ernsthaft: Die Strophen-Melodien klingen extrem – nun – inspiriert, auch wenn Sänger Marco nicht ganz so sexy klingt (und auch nicht so aussieht) wie Sharon den Adel… Das Outro-Solo ist aber auf jeden Fall großes Kino!

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„All That Lies Below“: Zentimeter dicke Gänsehaut zum Schluss

Genau wie das Intro zu „Nightwarriors“, das ein pfeilschneller Rocker ist, der in dreieinhalb Minuten alles sagt, was es zu sagen gibt. Bei „Rebellion“ (ebenfalls im Duracell-Tempo angesiedelt) geht es hingegen mit einem echten Metal-God-Scream los, ehe „Searching For Regret“ dann wieder im Midtempo die zweite Albumhälfte einläutet – beziehungsweise einschießt, denn: Ganz zackig wird erstmal ein Colt abgefeuert, ehe der Song düster und dramatisch startet. „One By One“ packt dann die große Dramatik aus, denn hier wird zumindest in der Strophe ordentlich episch geschmachtet, ehe die Bridge mit Doublebass hin zum coolen Refrain führt. Starkes Stück.

Und auch der Rest des Albums – das wieder etwas langsamere und mit majestätischen Keyboards versehene „Heat“, „Your Inner Self“ mit seinen hektischen Powerchords in der Strophe, das flotte „Close Your Eyes“ und das mit zahlreichen Soli versehene „We Will Follow“ – kann genauso überzeugen. Ein Höhepunkt erwartet den Hörer indes mit dem Abschlussstück „All That Lies Below“, gleichzeitig mit 5:37 Minuten Spielzeit der längste Song auf „Steel Engraved“: Hierbei handelt es sich um eine grandiose Power-Ballade mit Savatage-Keyboards und einem hochdramatischen Spannungsaufbau bis hin zum Musical-artigen Schlussteil, der einen mit Zentimeter dicker Gänsehaut zurücklässt.

Fazit: Jungs, die Begeisterung ist groß! Euer drittes Album ist tatsächlich ein echtes Highlight, das bestimmt noch jede Menge Umdrehungen im CD-Player erleben wird…

Wolfgang Weitzdörfer

  • Hier lang geht’s zum Hog’n-Interview, das wir Anfang Januar 2013 mit den Power-Metalern von Steel Engraved geführt haben. 
Steel Engraved: Steel Engraved
  • VÖ: Januar 2019
  • Label: Rock Of Angels Records/Soulfood
  • Songs: 13
  • Spielzeit: 58:24 Minuten
  • Preis: ca. 24 Euro


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