Hinterschmiding. Vor gut vier Monaten hat der Hinterschmidinger Gemeinderat die Absetzung seines Bauhofleiters beschlossen. Es handelt sich dabei um den Sohn von Bürgermeister Fritz Raab. Als Fachkraft für Abwassertechnik (Klärwärter) steht dieser jedoch weiterhin im Dienst der Gemeinde. Nun mehren sich die Anzeichen, dass er auch langfristig nicht in die Position als Bauhofleiter zurückkehren wird, sondern den Bauhof gänzlich verlässt. Der Grund: Die Gemeinde hatte die Stelle einer „Fachkraft für Abwassertechnik“ vor Kurzem offiziell ausgeschrieben.
Die Bewerbungsfrist endete laut Stellenanzeige Ende Februar. Gesucht war demnach eine Fachkraft, die augenscheinlich diejenigen Aufgaben übernehmen sollte, die momentan der Bürgermeister-Sohn in der Gemeinde Hinterschmiding ausübt. Ob diese Stellenausschreibung nun zu bedeuten habe, dass der Sohn des Bürgermeisters seine Anstellung als Klärwärter von sich aus gekündigt hat, will Gemeindeoberhaupt Fritz Raab dem Onlinemagazin da Hog’n weder bestätigen noch dementieren.
Die Vorgeschichte ist heikel: Eine Trunkenheitsfahrt war der Grund für die Absetzung des Bürgermeister-Sohns von seiner Position als Bauhofleiter (da Hog’n berichtete). Diesem wurde in der Folge der Führerschein entzogen. Der Gemeinderat beschloss daraufhin seine Absetzung ohne die Rückendeckung des Vaters und ersten Bürgermeisters Fritz Raab. Dieser hatte sich aus Befangenheitsgründen aus der Entscheidung herausgehalten. Schließlich war Raab persönlich in den Fall involviert, hätte den eigenen Sohn degradieren müssen.
Entsprechend emotional äußerte sich der Hinterschmidinger Rathaus-Chef vor rund vier Monaten im Gemeindeblatt zu jener Personalentscheidung des Gemeinderates. Er teilte darin auch mit, dass der abgesetzte Bauhofleiter (Raabs Sohn – Anm. d. Red.) in der Folge „bis auf weiteres arbeitsunfähig erkrankt“ sei. Mittlerweile ist dieser aber wieder im Dienst.
„Bereits genug schmutzige Wäsche gewaschen“
Zur Geschichte rund um den Bürgermeister-Sohn kommt hinzu: Im vergangenen Jahr habe es mehrere Dienstaufsichtbeschwerden gegen den Bürgermeister sowie anonyme Anzeigen gegen ihn und einige Gemeinderatsmitglieder gegeben. Aufgrund jener „laufenden Verfahren“, so die Begründung Fritz Raabs, dürfe er seiner Aussage nach keinerlei Fragen seitens des Onlinemagazins da Hog’n beantworten. Fakt ist: Er hörte sich die Fragen erst gar nicht an.
Auch zur aktuellen Situation und der Stellenausschreibung erteilt der Schmidinger Bürgermeister keinerlei Auskünfte. Er beantworte keine Fragen zu Personalentscheidungen, sagt er – und betont erneut, er sei persönlich in den Fall involviert. Zudem sei in der Presse „bereits genug schmutzige Wäsche gewaschen“ worden.
Raab verweist auf seinen Stellvertreter Hubert Blöchl. Dieser sei derjenige, der in der Personalangelegenheit rund um seinen Sohn zu entscheiden habe. Blöchl betonte allerdings mehrmals nach der Absetzung des Bauhofleiters, die Entscheidung mit Rückendeckung der großen Mehrheit des Gemeinderates getroffen zu haben.
Bürgermeister-Sohn äußert sich in sozialen Netzwerken
Der Bürgermeister-Sohn fühlt sich dennoch als Sündenbock. In einem öffentlichen Post schrieb dieser im Februar auf seiner Facebook-Seite:
„Ich bedanke mich sehr herzlich beim Schmidinger Gemeinderat und beim 2. Bürgermeister, dass nach diversen Sitzungen und Besprechungen mir erst einen Tag vor Schulbeginn mitgeteilt wurde, dass ich meine Weiterbildung zum Bautechniker nicht antreten kann, weil der Verantwortliche einen entsprechenden Vertrag nicht unterschreiben will. Ich freue mich auf konstruktive Zusammenarbeit bis zum 30.6.2019.“
Ein weiterer Post, der mittlerweile wieder entfernt wurde, ist mit dem Bild einer Holzpuppe illustriert, die marionettengleich an dünnen Fäden von einer lenkenden Hand herabhängt. Dazu ist der Hashtag „#gemeinderat“ zu lesen. Die Darstellung sollte wohl suggerieren, dass gewisse Personen innerhalb des Hinterschmidinger Gemeinderats bei ihren Entscheidungen von ominösen Kräften gelenkt werden.
Zweiter Bürgermeister Hubert Blöchl beantwortet unsere Fragen zu den betreffenden Facebook-Posts jedenfalls nur sehr zurückhaltend. Er bestätigt jedoch, dass er einer Fortbildung des Bürgermeister-Sohnes nicht zugestimmt habe: „Er ist nach wie vor bei der Gemeinde beschäftigt, deshalb ist eine private Fortbildung derzeit nicht möglich.“
Keine offizielle Bestätigung einer Kündigung
Die Stelle für eine Fachkraft für Abwassertechnik habe Bürgermeister Raab selbst ausgeschrieben, teilt Hubert Blöchl weiter mit. Und kommentiert: „Wer den Post seines Sohnes gesehen hat, kann auch eins und eins zusammenzählen.“ Ob der Bürgermeister-Sohn seinen Vertrag bei der Gemeinde gekündigt habe, wolle der zweite Bürgermeister jedoch weder bestätigen noch dementieren: Aus dem nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung dürfe er keine Informationen weitergeben.
In Hinterschmiding sei schon längst jeder vorsichtig geworden hinsichtlich dessen, was man öffentlich von sich gebe. Der Bürgermeister-Sohn wollte jedenfalls – einmal mehr – keine Nachfragen seitens dieses Magazins beantworten.
Sabine Simon