Regen. Firas Alshater gilt als Allrounder, als Tausendsassa. Seinen ersten YouTube-Film auf Deutsch haben bis heute fast eine Million Menschen auf der Video-Plattform geklickt. Zuletzt hat er sich als Schriftsteller versucht, seine Lesungen haben sich längst zu einem Veranstaltungs-Highlight entwickelt: Über zehntausend Besucher nahmen bislang daran teil. Wenn der 28-Jährige von seiner Odyssee von Syrien in die Bundesrepublik und seinem Leben hierzulande erzählt, merkt man seiner Zuhörerschaft schnell an, dass seine Geschichte sie bewegt. So auch bei den insgesamt fünf Lesungen im Landkreis Regen, die er im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“ hielt.
In den berufsbildenden Schulen in Zwiesel, Regen und Viechtach zeigte Firas Alshater, dass er die Menschen berühren kann. Auf Einladung von Kreisjugendpfleger Dirk Reichel, der Kommunalen Jugendarbeit sowie des Kreisjugendrings Regen, war Alshater zu den Lesungen in den Landkreis Regen gereist. Im Mittelpunkt stand dabei nicht die Werbung für seine Bücher, sondern die Lebensgeschichte des jungen Mannes, die er humorvoll und doch auch mit dem notwendigen Ernst aufbereitete. Alshater erzählte den meist jugendlichen Zuhörern, wie er nach Deutschland kam. „Ich bin mit einem Arbeitsvisum ins Land gekommen.“
„Zurück nach Syrien oder hier einen Asylantrag stellen?“
Die Vorgeschichte klingt dramatisch. In Syrien arbeitete er als Schauspieler und Filmemacher – „wenn ich wegen meiner Filme nicht gerade im Gefängnis saß“. Ab 2011 beteiligte er sich an den Protesten gegen das Regierungsregime. Als ein Jahr später ein syrischstämmiger Freund aus Deutschland das Land besuchte, um einen Dokumentarfilm über die Proteste zu drehen, kam dieser in den Wirren der Kämpfe ums Leben. Alshater bekam den Auftrag den Film zu beenden. Für den Filmschnitt durfte er über Istanbul nach Deutschland reisen. Nachdem er seine Arbeit erledigt hatte, musste er sich entscheiden: „Zurück nach Syrien oder in Deutschland einen Asylantrag stellen?“ Wobei klar war, was ihn in seiner Heimat erwarten würde. Bereits 2012 saß er monatelang im Gefängnis, wurde gefoltert. Er wählte den Antrag auf Asyl.
Von da an lernte er die deutsche Bürokratie kennen. Humorvoll berichtete er bei seiner Lesung den Jugendlichen von den Widersprüchen. Als Beispiel: „Im Asylverfahren erklären sie Dir, dass Du vor der offiziellen Anerkennung nicht die Sprache lernen sollst – gleichzeitig kommen aber alle Briefe auf deutsch.“ Gut fünf Jahre ist er nun hier. Seitdem er vor drei Jahren das erste Zukar-Video, wie er seine deutschen Werke nennt, auf der Internetplattform YouTube veröffentlichte, hat sich einiges für ihn verändert. Damals fragte er: „Wer sind die Deutschen?„ Das Video verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Internet. Große Zeitungen berichteten über ihn, er wurde in TV-Sendungen eingeladen, seine Popularität nahm zu. Heute nutzt er seinen Bekanntheitsgrad nicht nur zur Eigenwerbung. Er berichtet – meist jungen Menschen – was es heißt seine Heimat zu verlassen und sich auf ein neues Leben in einem fremden Land einzulassen.
Nach den Lesungen am Mädchenwerk, in der Glasfachschule, in der Fachoberschule, der Berufsschule und in der Hotelberufsschule zog Jugendpfleger Dirk Reichel positive Bilanz: „Firas hat von seinen Erlebnissen in Deutschland und Syrien erzählt, ganz offen und liebenswert. Kleine, witzige Episoden aus seinem Leben, die zum Teil nachdenklich stimmen – aber andererseits einen auch immer wieder zum Schmunzeln bringen.“ Er habe aufgezeigt, was es heißt ein neues Leben starten zu müssen und habe hier sicherlich auch Verständnis bei den Zuhörern geweckt.
Kreisjugendpfleger: „Bei uns ist kein Platz für Rassismus“
Den Veranstaltern gehe es bei der Teilnahme an den internationalen Wochen gegen Rassismus vor allem darum, Flagge gegen Fremdenhass zu zeigen. Sie freuen sich darüber, dass mehr als 700 Zuschauer bei den fünf Lesungen dabei waren und hoffen, dass die Veranstaltung dazu beiträgt Ausländerfeindlichkeit vorzubeugen. „Bei uns ist kein Platz für Rassismus“, betont Reichel. Hier werde man auch nicht müde werden dies zu demonstrieren, so der Kreisjugendpfleger.
da Hog’n