Passau. Die Positiv-Meldungen aus der Geschäftswelt scheinen sich in letzter Zeit gegenseitig übertreffen zu wollen – die Auftragsbücher sind voll, die Arbeitslosenquote auf einem Dauer-Tiefstand angelangt. Die Wirtschaft boomt weiterhin, wie auch Barbara Jaschke von der Agentur für Arbeit mit entsprechendem Zahlenwerk eindrucksvoll untermauert. Die Arbeitsmarkt-Expertin geht im folgenden Hog’n-Interview zudem auf die bald stattfindende Ausbildungsmesse 2019 in Passau sowie die Vorteile einer derartigen „Offline-Veranstaltung“ ein.
Frau Jaschke, am 15./16. März findet die Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit in der Passauer Dreiländerhalle statt. Was erwartet die Besucher bei der diesjährigen Auflage?
Die Jugendlichen erhalten an zwei Tagen viele verschiedene Blickrichtungen und Informationen über 250 Ausbildungsberufe. Tatsächlich konzentriert sich ein Großteil der jungen Leute auf die sogenannten Top 10 aller möglichen 360 Ausbildungsberufe. Junge Frauen wählen nach wie vor typische Mädchenberufe und junge Männer typische Männerberufe. Wir wollen, dass sie sich nicht auf einige wenige, ohnehin bekannte Ausbildungsberufe fokussieren, sondern ihren Blick öffnen zu unbekannten, aber nicht zwingend uninteressanten Berufen.
Viele Firmen haben ihre Azubis dabei, um den Jugendlichen die Scheu für eine Kontaktaufnahme zu nehmen. Alle sollen die Chance nutzen, an diesem Tag ihre Fragen loszuwerden. Wer schon genau weiß, was er werden will, kann sich gezielter informieren, vielleicht ein Praktikum vereinbaren oder schon erste Kontakte in Richtung Ausbildungsvertrag knüpfen. Ebenfalls legen wir seit Jahren großen Wert darauf, die Messe für die Besucher „erlebbar“ zu machen. Das heißt nahezu jeder Aussteller ist bemüht, seine Ausbildungsberufe möglichst wirklichkeitsnah darzustellen.
Daher erwarten Besucher zahlreiche Aktionen an den Ständen, bei denen die Jugendlichen selbst Hand anlegen können und den jeweiligen Beruf gleich vor Ort ausprobieren können. Beispielsweise wird bei den Zimmerern gehammert und geklopft. Bei den Autobauern darf man mit Hilfe eines Computers gleich auf Fehlersuche gehen oder sich in einen Fahrsimulator setzen. Auch ein kollaborativer Roboter kann bei seiner Tätigkeit beobachtet werden. Zusätzlich werden im Außenbereich der Halle viele schwere Baumaschinen zusehen sein.
Bereits zum 12. Mal findet die Ausbildungsbörse heuer statt. Wie schafft man es, jedes Jahr wieder Neues und Überraschendes aus dem Hut zu zaubern, um attraktiv zu bleiben?
Nun die Zahl der teilnehmenden Betriebe lässt sich nicht mehr toppen, da die Dreiländerhalle seit Monaten wieder ausgebucht ist. Die Besucherzahl lässt sich irgendwann auch nicht mehr toppen, ganz einfach weil die Zahl der Schulabgänger sinkt. Das Projektteam, welches in der Agentur für Arbeit Passau dafür verantwortlich ist, ist aber jedes Jahr bestrebt, die Abläufe für alle Beteiligten zu verbessern und interessante Aussteller zu akquirieren.
Viele Aussteller lassen sich jedes Mal etwas Neues einfallen und werden dann mit viel Zulauf von den Besuchern belohnt. Je interessanter ein Beruf dargestellt ist und je mehr der Besucher selbst am Stand gestalten kann, desto mehr Interessenten sind zu beobachten. Wenn die Rahmenbedingungen für alle stimmen, können gute Gespräche an den Ständen stattfinden. Das Feedback welches wir nach jeder Messe von den Ausstellern als auch von den Schulen erhalten, zeigt uns, dass die Messe tatsächlich jedes Jahr besser wird.
Welchen Vorteil hat eine „Offline-Veranstaltung“ im Vergleich zu den entsprechenden Internet-Angeboten?
Unserer Erfahrung nach sind Vier-Augen-Gespräche durch nichts zu ersetzen. Ein persönliches Gespräch ist immer zielführender. In den vergangenen Jahren haben wir darauf hingewirkt, dass auf der Ausbildungsmesse nur regional agierende Unternehmen auf unsere hiesigen Jugendlichen treffen. Konkret heißt dies, dass jeder Aussteller auch vor Ort ausbildet. Damit unterscheiden wir uns von sogenannten Bildungsmessen.
Wie stellt sich die aktuelle Lage im Bereich der Agentur für Arbeit im Allgemeinen dar?
Im Januar waren insgesamt 7.632 Menschen arbeitslos gemeldet und damit 47,7 Prozent mehr im Vergleich zum Vormonat und sechs Prozent weniger als im Januar 2018. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen von 4,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote im Januar liegt damit um 1,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vormonats (plus 2.464 Personen) und um 0,3 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres (minus 500 Personen).
Der vorübergehende Anstieg der Arbeitslosigkeit entspricht vollständig dem saisonalen Muster, fällt allerdings geringer aus als in den Vorjahren. Die Nachfrage der Arbeitgeber nach Arbeitskräften und die dem Arbeitgeberservice gemeldeten Arbeitsstellen ist weiter hoch. Der Bestand von aktuell 3.799 noch zu besetzenden Stellen liegt mit 11,6 Prozentüber dem Wert des Vorjahres.
Das Anwachsen des Bestandes an unbesetzten offenen Stellen verdeutlicht, dass es immer schwieriger wird, den Betrieben zeitnah geeignete Fachkräfte zu vermitteln. Die Wirtschaftszweige, von denen der Großteil der Arbeitskräftenachfrage in Passau ausgeht, sind nach wie vor das verarbeitende Gewerbe, das Bau- und Gastgewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.
Welche Rolle kann die Agentur für Arbeit in der „neuen“ Wirtschaft, in der es offene Stellen gibt und fast keine Arbeitslosen mehr, einnehmen?
Es ist erfreulich, dass die derzeitige Lage auf dem regionalen Arbeitsmarkt außergewöhnlich gut ist. Wir werden aber keineswegs selbst arbeitslos. Je besser die wirtschaftliche Lage ist, desto mehr Fluktuation können wir beobachten. Bei uns haben sich alleine im Jahr 2018 23.365 Personen arbeitslos gemeldet und 23.763 abgemeldet.
Zusätzlich nimmt die Agentur für Arbeit Passau weniger verwaltende Tätigkeiten wahr, aber immer mehr beratende. Diejenigen Menschen, welche derzeit arbeitslos sind, haben oftmals vielschichtige Probleme, auch gesundheitlicher Art. Daher dauert es länger bis es zu einer erfolgreichen Vermittlung kommt.
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich der Arbeitsmarkt entwickeln?
Laut unserem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung wird sich im Jahr 2019 die Arbeitslosigkeit nochmals verringern und die Beschäftigtenzahl nochmals steigen. Allerdings wird sich die bisherige Dynamik dieser Entwicklung abschwächen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.
Interview: da Hog’n
Tatsache ist:
Das Arbeitsvolumen in der Bundesrepublik Deutschland sinkt in seiner Tendenz seit 1960. Lediglich in den Phasen der Hochkonjunktur stieg es jeweils vorübergehend an. Das Arbeitsvolumen sinkt, wenn die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes (BIP) langsamer wächst als die Arbeitsproduktivität (AP = Wirtschaftsleistung der Beschäftigten pro Stunde).
Dies war in Deutschland langfristig seit 1960 immer der Fall, d. h. die Arbeitsproduktivität ist im Dekadenvergleich immer schneller gewachsen als das BIP.
Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass das Arbeitsvolumen in der Bundesrepublik Deutschland 1960 und 2008 fast identisch blieb (bei ca. 57 Mrd. Stunden), obwohl das Erwerbspersonenpotential seit 1960 von rund 26 Mio. auf 44,5 Mio. Personen stieg.
Quelle: wikipedia
Arbeitsvolumen#Die_Situation_in_der_Bundesrepublik_Deutschland
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die Agenda 2010 Reformen waren meiner Meinung nie dazu gedacht für die Arbeitslosen oder Unterbeschäftigten etwas zu verbessern sondern dienten und dienen nur dazu Sozialkosten einzusparen um finanzielle Mittel für andere Bereiche frei zu machen, zB. regelmäßige und saftige Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst , einen Teil der Bevölkerung in prekäre Beschäftigungen zu drücken um mit Billiglohnländern in Osteuropa, Südamerika, Nordafrika konkurrieren zu können und der Finanz- und Versicherungsindustrie, siehe Altersvorsorge, neue Einnahmequellen zu schaffen.
kürzlich war zu lesen:
„Das ganze System Hartz IV ist darauf ausgelegt, es den Menschen möglichst schwer zu machen, Geld vom Staat zu bekommen“, sagt Steidl. „Man nennt das ,vertreibende Hilfe’. Das bedeutet, die Hürde, die man überwinden muss, um Unterstützung zu bekommen, ist so hoch, dass viele Leute es gar nicht erst versuchen.“
Quelle:
Am kürzeren Hebel: Der Münchner Hartz-IV-Report“
Die Jobcenter haben in den letzten drei Jahren eine Summe von 1,5 Milliarden Euro aus dem Hartz IV Fördertopf umgeschichtet um damit ihre eigenen Verwaltungskosten und Tariferhöhungen ihrer eigenen Mitarbeiter zu finanzieren. Waren es im Jahr 2013 etwa 462,2 Millionen Euro, wurden bereits im Jahr 2014 522,5 Millionen Euro umgeschichtet. Im vergangenen Jahr 2015 sogar schon 605 Millionen Euro.
Die Jobcenter in Deutschland haben im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Milliarde Euro für die Wiedereingliederung Arbeitsloser zur Deckung von Verwaltungskosten benutzt.
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Laut einer Meldung (basierend auf einer Berechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, eine staatliche Behörde) verzichten 3.100.000 bis 4.900.000 Antragsberechtigte auf Hartz IV und leben so in verdeckter Armut und erscheinen in keiner Statistik mehr.
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auch kürzlich zu lesen war:
Nur noch 47 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag: „Gesellschaftlicher Skandal“
Die Zahl der Vollzeitstellen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Das schreibt die „Saarbrücker Zeitung“ und beruft sich dabei auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Danach wurden im zweiten Quartal dieses Jahres knapp 24,2 Millionen Vollzeitbeschäftigte gezählt. 1991, kurz nach der Wiedervereinigung, waren es noch 28,9 Millionen, also 4,7 Millionen mehr.
Hohe Beschäftigung liegt an Teilzeitjobs
Eigentlich erlebt Deutschland seit Jahren einen Beschäftigungsboom. Die Zahl der Beschäftigten wächst ungebrochen. Erst im Sommer meldete das Statistische Bundesamt einen neuen Rekord. Im zweiten Quartal zählte es 43,5 Millionen Beschäftigte.
Dieser Beschäftigungsboom geht offenbar auf Teilzeitjobs zurück. Denn seit 1991 hat sich die Zahl der Teilzeitarbeiter mehr als verdoppelt. Sie stieg von 6,3 auf gut 15 Millionen. Zu dieser Gruppe zählen neben den Arbeitnehmern mit einem versicherungspflichtigen Job auch geringfügig Beschäftigte und Ein-Euro-Jobber.
Parallel dazu ist das Arbeitsvolumen geschrumpft. Die Gesamtsumme aller geleisteten Arbeitsstunden ist im gleichen Zeitraum von knapp 52 Milliarden auf rund 50 Milliarden zurückgegangen.
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Fazit: ein krankes, extrem ungerechtes System soll durch manipulierte, bereinigte und schöngerechnete Statistiken am Leben erhalten weden!