Ilicevo/Mülheim/Schönberg. Der heute in Schönberg im Landkreis Freyung-Grafenau lebende Momcilo Mellen begann sich einst auf der Straße durch zu schlagen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Allzu regelmäßig geriet er mit Mitgliedern anderer Jugendbanden aneinander, prügelte sich mit ihnen aufs Heftigste, wie sich der 68-Jährige erinnert. Einen Beobachter dieser Auseinandersetzungen imponierte Mellen offenbar mit seiner Schlagkraft und Geschwindigkeit. Es folgte eine Einladung zum Boxtraining. „Das war meine Rettung“, erklärt er heute. Dass er später einmal als gestandener Boxer bei einer Europameisterschaft in den Ring steigen würde, ahnte er damals noch nicht.
Doch zunächst musste Mellen selbst Schläge einstecken. Schläge der Willkür. Im Januar 1969 bekam auch er – Boxtalent hin oder her – die gewalttätigen Auswüchse des kommunistischen Regimes in seinem Heimatland Jugoslawien zu spüren. Für knapp ein Jahr verfrachteten sie ihn auf die Gefangeneninsel Goli Otok, Zwangsarbeit inklusive. Die Insel, die heute auf kroatischem Staatsgebiet liegt, war auch unter dem Namen „Titos KZ“ bekannt – wohl nicht zu Unrecht, wie Mellen weiß. Warum er auf der Insel gelandet sei? Mellen schmunzelt kurz und sagt dann: „Für so etwas brauchte man damals keine Gründe.“ Nicht einmal ein Gerichtsurteil habe vorgelegen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe er beschlossen, dass diese „Heimat“ bald nicht mehr die seine ist.
Nach seiner Freilassung ging es für Mellen im Ring steil bergauf. Er wurde als Staats-Amateurboxer zunächst Junior-, später Seniormeister. Im Jahr 1970 fuhr er, mittlerweile als Mitglied der Nationalstaffel, zur Box-Europameisterschaft nach Ungarn. Schon damals erklärte er – mittels Zeichensprache, denn Deutsch konnte Mellen nicht – den Delegierten des deutschen Boxteams, er wolle fliehen, wenn möglich in die BRD. Die Sache hatte nur einen Haken: Während der Auslandsreisen wurden den jugoslawischen Boxern ihre Pässe abgenommen. Und ohne Papiere sei auch eine Flucht sinnlos gewesen…
–> Die ganze Geschichte über Momcilo Mellen gibt’s hier zu lesen (einfach klicken)
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Johannes Gress