Bad Füssing. „Eitlöd 1“. Das klingt irgendwie – bodenständig. „Die Hecke“ – klingt ebenfalls recht uneitel. Genauso frei von Eitelkeit gibt sich auch Fritz Hofbauer im Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n. Dabei hätte der gebürtige Pockinger und Erschaffer des mehr als zehn Millionen Euro teuren Restaurant-und-Appartement-Komplexes am Rande des Kurorts Bad Füssing allen Grund dazu, selbstherrlich aufzutreten. Doch Großspurigkeit ist nicht die Sache des seit knapp 40 Jahren aus beruflichen Gründen in Abu Dhabi lebenden Rottalers. Seine Wurzeln hat er nie vergessen, wie es scheint. Auch deshalb zog es ihn kurzzeitig wieder zurück in die Heimat, wo er vor fünf Jahren das inzwischen weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Gastro-Mega-Projekt „Die Hecke“ eröffnete.
„Eigentlich hatte ich die Gastronomie zuvor immer nur von außen gesehen“, erzählt Fritz Hofbauer und schmunzelt. Für ihn, der Anfang der 80er für einen großen deutschen Anlagenbauer im Offshore-Bereich als Geschäftsführer in die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate übersiedelte und bis heute dort mit seiner Familie lebt und arbeitet, standen eher überdimensionale Öl- und Gaswerke im Fokus. „Ich hatte während der Hecke-Planungsphase in Abu Dhabi ein großes Unternehmen mit 5.000 bis 6.000 Leuten geleitet“, berichtet Hofbauer recht beiläufig – so, als wäre es das normalste von der Welt.
„Die Hecke“: Wie es zum Namen und zum Konzept kam
Gut zehn Jahre ist es nun her, dass der Pockinger das Grundstück mit dem Vierseithof, aus dem später einmal „Die Hecke“ entstehen würde, erworben hat. „Es war ein altes Gebäude mit Scheune und Stallungen“, erinnert er sich. „Ein Hof, der zwar vom Grundriss her noch dem ähnelt, was heute zu sehen ist, ansonsten aber gänzlich modernisiert wurde.“ Hofbauers ursprünglicher Wunsch war es damals, eine reine Appartement-Anlage zu errichten. In Eitlöd, ein im Außenbereich von Bad Füssing gelegener Weiler, sei dies seitens der Gemeindesatzung jedoch nicht genehmigungsfähig gewesen – außer in Kombination mit einer Gastronomie. Hofbauer zögerte nicht lange, – und entschied sich für einen Restaurant-und-Appartement-Komplex. „Und dann haben wir zu planen begonnen.“
Wie es zum Namen „Die Hecke“ kam? Bei dieser Geschichte kann sich Fritz Hofbauer ein Lächeln nicht verkneifen. Denn gewisse Umstände in der Planungsphase zeichneten für die spätere Namensgebung verantwortlich. „Wir hatten anfangs ein paar Schwierigkeiten in Sachen Lärmschutz“, erinnert sich der Geschäftsmann aus dem Rottal. Die Nachbarn sollten sich nicht durch in den Nachtstunden an- und abfahrenden Gäste gestört fühlen. Diverse Messungen wurden seitens der Behörden in der Folge durchgeführt – mit dem Ergebnis: „Wir müssen eine Schallschutz-Hecke bauen.“
Diese eher unerfreuliche Auflage gab schließlich die Initialzündung für das unternehmerische Gesamtkonzept, das ein Freund Hofbauers ausarbeitete. „Obwohl“, so gibt er heute im Rückblick offen zu, „mich der Name erstmals nicht so recht vom Hocker gerissen hatte“. Doch die anfängliche Skepsis legte sich bald – und als 2013 mit dem Bau des Millionenprojekts begonnen und dieses bereits ein Jahr später offiziell eröffnet wurde, war die Freude groß. Fortan empfing das Hecke-Team seine Gäste in der „Füssinger Hecke“ (Brauhaus), in der „Weinhecke“ (Vinothek) sowie im Nobel-Restaurant „Königshecke“.
„Wir sind gerade dabei ein neues Konzept zu erstellen“, verrät Myriam Demlehner begeistert. Die 36-Jährige stammt – wie auch ihr Chef – aus Pocking und ist seit März 2017 als Geschäftsführerin für „Die Hecke“ zuständig. Die Weinhecke, so Demlehner, soll ihre Gäste alsbald mit einer neuen Weinkarte erfreuen – dazu werden mediterrane Gerichte angeboten. Auch bei der Königshecke wird die italienisch-mediterrane Note dominieren – mit Fokus auf Risotto, Nudeln, Fleisch und Fisch. „Selbstverständlich alles frisch zubereitet“, wie die studierte Betriebswirtin mit gastronomischem Hintergrund, die bereits zuvor in der Hecke-Verwaltung tätig war, betont.
Gutes Essen, gutes Bier – und ein hervorragender Wein
Zu den beliebtesten Speisen unter den sowohl aus dem Bad Füssinger Umland stammenden sowie direkt im Kurort weilenden Besuchern zählen seit jeher der bayerische Schweinekrusten-Braten, Schnitzel-Gerichte sowie diverse Burger-Variationen. Lauter Klassiker also, die vor allem in Sachen Preis-Leistungsverhältnis wenig Wünsche offen lassen. „Die Portionen fallen alle recht üppig aus“, weiß Fritz Hofbauer, der den Hecke-Zwiebelrostbraten bevorzugt, zu berichten.
Ein weiterer Renner: das hauseigene Bier. „Wir haben Helles, Weißbier, Spezialbiere, Craftbiere, Dunkelbiere und saisonale Biere“, zählt Myriam Demlehner auf. Der Gerstensaft wird in großen, kupfernen Sud-Kesseln, die sich im Brauhaus in der „Füssinger Hecke“ befinden, hergestellt und anschließend in großen Tanks unterm Hecke-Dach gelagert. „Die Abfüll- und Ausschankanlagen befinden sich im Keller des Hauses“, erklärt Fritz Hofbbauer. Etwa dreimal die Woche wird frisches Bier eingebraut – das macht einen Ausstoß von rund 100.000 Litern pro Jahr. „Zum Mitnehmen gibt es unser Bier bis dato vor allem im Hecke-Shop zu kaufen. Wir planen den Vertrieb künftig weiter auszubauen – da ist noch Potenzial da“, sind die beiden überzeugt.
Doch nicht nur Bierspezialitäten spielen eine große Rolle in der Hecke, sondern insbesondere auch die angebotenen Weine. „Wir sind mit deutschen, österreichischen und italienischen Weinen international gut aufgestellt“, teilt Myriam Demlehner mit. Neu hinzukommen sollen schon bald auch Frankenweine wie Silvaner, Riesling oder Weißburgunder. „Unser Weinkeller ist voll“, freut sich Fritz Hofbauer. 08/15-Weine würden die Gäste dort nicht finden.
Hofbauer: „Wir haben die Kinderkrankheiten jetzt im Griff“
Fritz Hofbauers Blick in die Hecke-Zukunft fällt – trotz des ein oder anderen Rückschlags – generell positiv aus. „Wenn man ein Projekt in dieser Größenordnung ins Leben ruft, kann man davon ausgehen, dass nicht sofort alles funktioniert“, gibt der Exil-Niederbayer offen zu. „Wir haben von Anfang an alles versucht, aber wir können nichts übers Knie brechen.“ Er spricht dabei auf die mehr oder weniger erfolgreichen Konzepte an, die vorherige Geschäftsführer umzusetzen versuchten. Einer davon hatte etwa den kulinarischen Schwerpunkt auf die mexikanische Küche gelegt, „was jedoch nicht so gut in unsere Landschaft passte“, wie Hofbauer heute feststellt. „Du brauchst jemanden, der so kochen kann, damit’s für die europäischen Mägen verträglich ist.“
Das Küchenpersonal spiele seit jeher eine große Rolle in der Hecke. Genauso im Service. Gutes Personal zu finden sei in der heutigen Zeit keine leichte Aufgabe – in der Gastronomie würden viele Betriebe derzeit mit denselben Problemen kämpfen, denn: „Die Auswahl in der Region ist zu groß – die Arbeitnehmer können sich quasi aussuchen, wo sie zu den für sie optimalsten Konditionen arbeiten wollen“, erläutert Myriam Demlehner. Ein Umstand, der jedoch auch irgendwo menschlich sei, zeigt Hofbauer Verständnis.
„Man muss bekannt werden, aber das dauert Jahre“, gibt der Pockinger die Entwicklungsrichtung der Hecke vor. Und um einen gewissen Bekanntsheitsgrad zu erreichen, brauche es nunmal Zeit. „Viele kommen regelmäßig hierher. Und viele sagen: Wir kommen wieder. Die Resonanz ist sehr gut. Die Qualität, unser Essen, unser Bier ist ein Renner“, zeigt sich der Unternehmer zufrieden. Seiner Meinung nach ist die Hecke aus den Kinderschuhen heraus gewachsen: „Wir haben die Kinderkrankheiten jetzt im Griff – und werden uns in den nächsten Jahren ständig weiter verbessern“.
Ein großer Wunsch blieb bis dato jedoch unerfüllt…
Obwohl die Entwicklung recht positiv verläuft, hat Geschäftsführerin Myriam Demlehner dennoch einen großen Wunsch übrig: eine Bedarfs-Bushaltestelle an der vorbeiführenden Hauptstraße. Damit die Gäste aus dem Bad Füssinger Kurzentrum bequem per Bus an- und abreisen können und nicht auf das eigene Auto angewiesen sind. „Eigentlich keine große Investitionen – und leicht umsetzbar“, wie die 36-Jährige findet. Mal sehen, was die Zukunft noch alles bringen wird.
da Hog’n