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Mitterfirmiansreut. Seit seinem 15. Lebensjahr hat Lothar Knaus jeden Winter im Skizentrum Mitterfirmiansreut verbracht. Heute präpariert der 52-Jährige mit dem Pistenbully die Abfahrtshänge für tausende Skifahrer – und sorgt mit Hilfe von Schneekanonen für perfekte äußere Bedingungen. Angefangen hat alles jedoch als „Einhänger“ am damaligen Anfängerlift hinter der Kirche…
„Wir standen den ganzen Tag am Lift – bei jedem Wetter“, erinnert sich Lothar Knaus an seine ersten Jahre. Als Schüler jobbte er Anfang der 80er in den Winterferien am Kirchberg-Lift. Er holte für die Skifahrer die Bügel herunter, die am Drahtseil hingen und im rhythmischen Abstand an ihm vorbei glitten. Damals gab es weder Selbstbedienungslifte noch Skidata-Systeme. Die Skipässe waren aus Pappe – und für jede Fahrt stanzte Knaus ein weiteres Loch hinein. „Manchmal hab ich aus Versehen auch die Jacke eines Skifahrers mit gezwickt“, erzählt er und lacht. „Vor allem, wenn die Karten durch den Schneeregen völlig durchweicht waren.“ Aufgeregt habe sich damals niemand darüber.
In fast vierzig Jahren im Dienste der Skifahrer hat sich einiges verändert. Das Skizentrum Mitterdorf ist enorm gewachsen – zuletzt um ein Kinder-Skiareal („JuniorSkiZirkus“) und einen Rodelhang samt Förderband. Knaus hat in seiner Berufslaufbahn die unterschiedlichsten Aufgaben in Mitterdorf übernommen: Er war lange Zeit Liftführer, hat bei den Erweiterungen der Liftanlagen und beim Bau der Almberg-Sesselbahn mit angepackt und die ersten Schneekanonen in Betrieb genommen. Drei Stück waren es im Jahr 1997. Für die Beschneiung der Pisten ist er noch heute zuständig – allerdings stehen dafür mittlerweile 31 Schneekanonen sowie ein großer Speichersee zur Verfügung.
Den gesamten Winter über ist Lothar Knaus stets einsatzbereit
Zudem präpariert Lothar Knaus seit 14 Jahren mit dem Pistenbully die Hänge des Skizentrums: fünf Abfahrten, das Kinder-Skiareal und den Rodelhang. Mindestens vier Stunden sind er und seine Kollegen täglich im Einsatz. Zwei Tage Dienst, zwei Tage frei – so die Theorie. „Aber das ändert sich laufend“, sagt Knaus und schmunzelt.
„Das kannst du nicht planen – wir sind jedoch flexibel.“ Mal dauert das Präparieren länger, mal fällt ein Kollege aus – und dann muss einer kurzfristig einspringen. Er sei im Winter immer erreichbar für seine fünf Kollegen: „Bei uns kennt keiner ein Nein. Das muss so sein, sonst funktioniert es nicht“, sagt er. Lothar Knaus wohnt in Vorderfirmiansreut und ist in fünf Minuten am Lift, wenn er gebraucht wird. „Wenn du die Arbeit nicht mit Engagement und Freude machst, kannst du es vergessen.“ Urlaub macht er erst nach dem Ende der Saison.
Fällt Schnee, sitzt der 52-Jährige bereits in den frühen Morgenstunden im Pistenbully, damit alle Strecken befahrbar sind, sobald um 9 Uhr die ersten Skibegeisterten am Lift stehen. Und wenn es richtig viel Neuschnee gibt, dann beginnt seine Schicht bereits um 4.30 Uhr. An denjenigen Tagen, an denen die Sonne scheint und keine Flocken vorhergesagt sind, präpariert das Team um Lothar Knaus das Skigebiet zwischen 16 und 20 Uhr für den Folgetag. „Dann gefrieren die Rillen, die wir mit dem Pistenbully in den Schnee ziehen, über Nacht.“ So finden die Skifahrer am nächsten Morgen eine harte Piste vor, die lange anhält. „Direkt nach dem Präparieren ist der Schnee dagegen eher pulverig“, weiß Knaus.
Nahezu perfekt seien die Bedingungen in diesem Winter im Skizentrum Mitterfirmiansreut, urteilt der Profi: „Wir konnten schon im November und Dezember eine kompakte Unterlage aus etwa dreißig Zentimeter Kunstschnee auf die Piste bringen.“ Und dann kam jede Menge Naturschnee dazu. Dies sei die optimale Mischung. Durch den festen Kunstschnee-Untergrund werde die Bahn nicht so schnell eisig und hart. Oder, um es mit Lothar Knaus‘ Worten zu beschreiben: „Der Schnee ist nicht so aggressiv.“
Die Piste zu Beginn des Winters mit Kunstschnee zu präparieren, bedeutet für Knaus und seine Kollegen jede Menge Nachtschichten. „Wir kontrollieren die Schneekanonen in der Nacht, versetzen sie immer wieder und verteilen den Kunstschnee mit dem Pistenbully“, erklärt er. „Das glaubt dir keiner, was da Arbeit dran hängt.“ Das Wissen über Beschneiungsanlagen und Pistenvorbereitung hat sich der 52-Jährige nach und nach angeeignet. Er ist gelernter Maurer. „Für den Pistenbully brauchst du nur den PKW-Führerschein“, berichtet er. Eine spezielle Ausbildung gebe es nicht. „Entweder du kapierst es – oder eben nicht.“ Knaus ergänzt dabei sofort: „Die Maschine hat 400 PS. Da brauchst du schon ein gewisses Gefühl dafür!“
Pistenbully-Fahren: „Das geht dir in Fleisch und Blut über“
Wer in dem roten Kettenfahrzeug neben ihm sitzt, merkt sofort, was er damit meint. Eine kleine Bewegung mit dem Lenkrad, das eher einem Joystick ähnelt – und schon „schwimmt“ das PS-starke Gefährt über den Schnee. Eine falsche Lenkbewegung könnte zur Folge haben, dass das riesige Vehikel vom Weg abkommt. Passiert sei aber noch nie etwas, versichert Knaus. Das liegt nicht nur an seinem Gefühl für die sensible Lenkung. Er kennt zudem das Gebiet wie seine Westentasche: „Du kannst nicht stur durchfahren, du musst genau wissen, wo du dich langsamer fortbewegst“, sagt er. Er habe den Überblick, wo größere Steine unter der Schneedecke versteckt liegen. „Das geht dir in Fleisch und Blut über.“
Seitdem das Skizentrum Mitterdorf auch ein Flutlicht-Training am Kießlingerlift sowie Nachtskiläufe am Kirchberglift anbietet, hat die Mannschaft um Lothar Knaus wieder ein bisschen mehr zu tun. „Die Arbeit geht uns auf keinen Fall aus“, meint er und lacht. Das ist auch ganz in seinem Sinne, denn: Nach fast vierzig Jahren Dienst auf den Pisten in Mitterfirmiansreut denkt er noch lange nicht ans Aufhören. „Die abwechslungsreiche Arbeit macht mir Freude – es passt einfach mit den Leuten hier“, sagt er. „Ich bin mit dem Skigebiet hier aufgewachsen.“ Schon als Kind sei er fast täglich die drei Kilometer von Vorderfirmiansreut bis ins Skizentrum zu Fuß gelaufen – mit den Skiern unterm Arm. Der Abschied wird ihm einmal schwer fallen, da ist er sich schon jetzt ganz sicher.
Sabine Simon
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