Viechtach. Wenn über soziale Berufe diskutiert wird, stehen meist negative Aspekte im Vordergrund. Dass sich mit einem sozialen Beruf jedoch auch Aufstiegschancen und viele Möglichkeiten ergeben, einen abwechslungsreichen sowie interessanten Alltag im Team-Rahmen zu erleben, davon ist nur wenig zu hören. Insbesondere fehlt dabei häufig die Stimme des Nachwuchses. Neun junge „Herzwerker“ aus unterschiedlichen Einrichtungen und Berufsfeldern trafen sich jüngst in Viechtach, um über die Nachwuchsgewinnung, die Freude an der Arbeit und die Zukunftsperspektiven zu sprechen.
Wie würdet ihr auf euren Beruf aufmerksam machen? Und: Was war euch wichtig bei der Berufswahl? Mit diesen Fragen startete das Treffen der Nachwuchskräfte. Schnell waren sich alle einig, dass Schüler oft ein falsches Bild von sozialen Berufen hätten – und deshalb „abgeschreckt“ seien, eine Lehre in diesem Bereich zu beginnen. Die Lösung ist ihrer Meinung nach relativ einfach: Es sollten mehr Ferienjobs in den entsprechenden Einrichtungen angeboten werden. Zudem könnte man mit authentischen Kurzfilmen über den Alltag in Einrichtungen berichten oder Schnupperstunden durchführen, betont Olivia Pöhn, medizinische Fachangestellte. „Es wäre auch schön, wenn wir an Schulen gehen könnten – oder wenn Schulklassen uns öfter besuchen und mal wirklich die Chance haben zu erleben, was wir den ganzen Tag alles machen“, wünscht sich die Erzieherin Laura Hamberger.
„Wir haben ein großes Herz und arbeiten gerne mit Menschen“
Diskutiert wurde generell über das negative Bild der Sozial-Berufe und darüber, welche Umstrukturierungen nötig seien. Die Herzwerker erarbeiteten etwa verschiedene Modelle für Springer (Beschäftigte meist ohne fest zugeordneten Arbeitsplatz), wenn jemand wegen Krankheit ausfällt: „Keiner will im Urlaub angerufen werden, dass er einspringen muss. Aber wir sind ein Team und regeln das auch unter einander. Möglich wäre daher auch eine vereinbarte Rufbereitschaft, denn wir tragen gern unsere Verantwortung und sind auch stolz darauf“, betont Sozialbetreuerin, Sabine Köck.
„Wir haben ein großes Herz und arbeiten gerne mit Menschen. Wir haben zwar immer alle Hände voll zu tun, aber auch alles im Griff“, beschreiben die Altenpflegerinnen Christin Schauer und Lisa Zaglauer ihre Arbeit. „Ich hätte mir nie vorstellen können wie spannend und vielseitig mein jetziger Job ist. Doch für mich stand fest: ein langweiliger Beruf im Büro ist mir ein Leben lang zu einseitig. Und wenn ich jetzt den Verdienst meiner Freundinnen vergleiche, dann bin ich wirklich sehr zufrieden mit meinem Geld – auch wenn ich mehr Verantwortung trage“, betont die junge Gesundheits- und Krankenpflegerin Daniela Kirschenbauer.
Den Ergebnissen der Gruppe wird nun mit den Initiatoren aus der Arbeitsgruppe Soziale Berufe nachgegangen. Daraus soll ein Konzept entwickelt werden, dass für mehr Nachwuchskräfte in den sozialen Einrichtungen sorgen soll. Einige Aktionen dazu konnten bereits im Landkreis Regen umgesetzt werden: So veranstaltete die Arbeitsgruppe bereits Treffen mit Lehrern, Direktoren und Berufsberatern. Außerdem begleiten sie das große Herzwerker-Projekt des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales an der Realschule Regen, das am 16. Mai seine Premiere feiert.
„Es läuft mittlerweile vieles in die richtige Richtung“
„Der Nachwuchs hat ganz klar seine Stimme erhoben – und sie ist positiv, denn es läuft mittlerweile vieles in die richtige Richtung. Einrichtungen bieten Mitarbeitern kostenlose Fortbildungen an, veranstalten gemeinsame Aktionen für die Teams oder Abteilungen. Sie bilden junge Menschen aus, bieten Praktika sowie Ferienjobs mit guten Praxisanleitern an und gehen aktiv auf Schulen zu“, freut sich Natalie Walter, Geschäftsstellenleiterin der „Gesundheitsregion plus“ im Arberland. Sie bedankte sich bei den engagierten Herzwerkern und deren Einrichtungen, die sie zu dem Treffen entsandt hatten.
da Hog’n