Overkill, die New Yorker Thrash-Bande rund um Frontsirene Bobby „Blitz“ Elsworth gehört zu jenen Bands, bei denen sich die Szene einig ist, dass sie wohl nie ein wirklich schlechtes Album oder Konzert geliefert hat. Und (auch nicht ganz unwichtig): Die im zunehmenden Alter – die Truppe wurde von Bassist D.D. Verni, Sänger Blitz und Schlagzeuger Rat Skates bereits im Jahr 1980 gegründet – ein konstant hochwertiges Level hält. Und die dieser Tage bereits das 19. Studioalbum auf ihre Fangemeinde loslässt – „The Wings of War“ heißt das gute Stück.
Und so viel sei verraten: Es handelt sich bei dem 10-Song-Werk um ein hochenergetisches und abwechslungsreiches Album, das – ähnlich der jüngsten Kreator-Scheibe „Gods Of Violence“ (2017) – zwar knüppelhart daher kommt, gleichzeitig aber mit vielen Melodien auch die etwas softere Fraktion beglücken wird.
Motörhead-Gedächtnis-Riff, Doublebass – und ab geht die Luzi!
„Last Man Standing“ – irgendwann wird es das wohl mal über Overkill heißen, so unkaputtbar wie ihr gutklassiger Opener auf „The Wings Of War“ scheint das Quintett ja zu sein. „Believe In The Fight“ ist ein feister Tritt in die Magengrube, bei dem vor allem Blitzens herausgeknödelter Gesang in der Mitte wie eine zusätzliche akustische Gewalttat wirkt. Nee, ernsthaft: Das Ding geht voll auf die Zwölf – und man mag es aufgrund ihrer Agilität kaum glauben, dass die Jungs schon weit in ihren 50ern sind. „Head Of A Pin“ fängt dann etwas langsamer an, explodiert in einer fixen Strophe – bis der Refrain wieder einen Gang zurückschaltet. Tempodynamik, sozusagen – und auch das funktioniert prima. Abgesehen davon hat der Fast-Sechs-Minüter einen prima Text!
Den Songtitel-des-Albums bekommt dann das punkige „Bat Shit Crazy“ verliehen. Ein simples Motörhead-Gedächtnis-Riff, Doublebass darunter – und ab geht die Luzi. Jawoll, so muss das! Wer noch Overkill-Novize sein sollte, wird sich bis dahin auch an das Reibeisen-Organ des Chefs gewöhnt haben. Es ist derart scharf, dass es Glas schneidet, möchte man meinen – ein echter Diamant eben. Das ist auch bei „Distortion“ zu hören, einem eher doomig-schleppenden Song, der die erste Hälfte von „The Wings Of War“ abrundet.
Die B-Seite: Bei „A Mother’s Prayer“ gibt es coole „Come-On-Come-On“-Gangshouts und einmal mehr ein tolles Solo von Dave Linsk, der sich zudem mit Derek Tailer die Rhythmus-Gitarren teilt. Das Schlagzeug verprügelt auch bei den nun folgenden Granaten „Welcome To The Garden State“ und „Out On The Road-Kill“ (dazwischen kommt mit „Where Few Dare To Walk“ ein extrem düsterer und langsamer Track) übrigens kein Unbekannter: Jason Bittner – ihn kennt man etwa von Shadows Fall, Flotsam And Jetsam oder Stigmata – hat ordentlich Wumms hinter seinen Sticks sowie zwei flinke Füße.
Overkill: Knallharte Riffs, wuchtige Drums, satte Melodien
Den Abschluss bildet „Hole In My Soul“. Und auch hier überzeugen die New Yorker Veteranen mit einer gesunden Mischung aus knallharten Riffs, wuchtigen Drums auf der Überholspur und einer satten Portion Melodie im Refrain. Ja doch, kann man so zusammenfassen: Overkill – war gut, ist gut, bleibt gut!
Wolfgang Weitzdörfer
- VÖ: 22. Februar 2019
- Label: Nuclear Blast
- Songs: 10
- Spielzeit: 52:07 Minuten
- Preis: ca. 18 Euro