Rund 300.000 Bienenvölker gibt es in Bayern, verteilt auf 35.000 Imkerinnen und Imker. Das machte für das Jahr 2016 in etwa 7.100 Tonnen bayerischen Honig. Je nach Erhebung sind das zwischen 50 und 70 Prozent weniger als noch in den 1970ern. Die ödp, mit Unterstützung des Landesverbands für Vogelschutz und den Grünen Bayern, stellt deshalb im Verbund mit über 100 weiteren Organisationen das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!„ auf die Beine. Geht es nach den Initiatoren, sollen künftig nicht nur Bienen besser geschützt werden – sie fordern in Sachen Artenvielfalt generell ein radikales Umdenken. Mit dem Volksbegehren zielen sie auf eine deutliche Nachbesserung im Bayerischen Naturschutzgesetz ab. Eintragungsfrist ist vom 31. Januar bis zum 13. Februar 2019.
Die Bienen, so heißt es auf der Homepage des Volksbegehrens, seien so etwas wie das „poster child“ der Initiative. Diese hat allerdings weit mehr als die schwarz-gelben Brummer im Sinn, denn: Die Artenvielfalt als Ganzes soll besser geschützt werden. Für ein erfolgreiches Begehren braucht es innerhalb der 14-tägigen Eintragungsfrist eine Million Unterschriften, also zehn Prozent der bayerischen Wahlbevölkerung. Eintragen kann man sich in den Rathäusern, ein Online-Voting ist nicht möglich. Wird die erforderliche Anzahl an Unterstützerinnen und Unterstützern erreicht, muss es binnen sechs Monaten zum sogenannten Volksentscheid kommen. Die Bevölkerung darf also darüber entscheiden, ob der im Volksbegehren vorgebrachte Gesetzesentwurf künftig zur Anwendung kommt.
China: Blütenbestäubung per Hand
Um zu verstehen, was es heißt, wenn Bienen nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden sind, hilft ein Blick nach China: Dort werden Blüten mittlerweile von Billig-Arbeitskräften per Hand bestäubt. Der massive Rückgang der Bienenvölker – und auch diverser anderer Insektenarten – hat hierzulande mehrere Gründe. Dazu zählt einerseits eine Landwirtschaft, die immer mehr zur Agrarindustrie verkommt, mit dem Fokus auf Mechanisierung und Effizienz, wie die Initiative beklagt. Eng damit in Zusammenhang stehen der horrende Einsatz von Pestiziden sowie die Überdüngung von Böden. Besonders in Bayern ist die Nitratbelastung im Grundwasser ein eklatantes Problem.
Einen weiteren Grund für das Artensterben sieht das „Volksbegehren Artenvielfalt“ in dem Rückgang natürlicher Lebensräume für Insekten. In Bayern sei die Landschaft mittlerweile von brachliegenden Flächen oder Raps-Monokulturen durchzogen. Auch der ein oder andere Löwenzahn könne diesen Zustand nicht beschönigen. Einzig eine bunte Blumenwiese biete Insekten einen anständigen und gesunden Lebensraum. Zu spüren bekommen das auch die Vögel am bayerischen Himmel: Seit 1965 sind rund zwei Drittel davon verschwunden. Das Abhandenkommen der Blumenwiesen hat also ebenso gravierende Auswirkungen auf die Vögel wie auf die Insekten selbst. So ein Ökosystem ist schließlich ein sensibles Gleichgewicht, eine Art lebt nie nur isoliert für sich allein, im Uhrwerk Natur greift jedes Rädchen ineinander.
Mehr öko, weniger Pestizide
Im Kern umfasst das Volksbegehren sechs Forderungen. Hierzu zählen die Schaffung von sogenannten Biotopverbünden, also zusammenhängende, qualitativ höherwertigere Lebensräume für Insekten. Weiters fordert man eine „nachhaltige Ausbildung“ für Landwirtinnen und – wirte, die sich deutlich abgrenzt von „smart Farming“ und industrieller Landwirtschaft.
Auch beinhaltet das Begehren die Forderung nach mehr Transparenz im Bereich von Umwelt und Natur sowie eine Landwirtschaft, bei der wieder vermehrt „öko und Bio“ in den Fokus rücken sollte. Ebenso soll es in Bayern zukünftig wieder mehr Blumenwiesen geben und der Einsatz von Pestiziden deutlich reduziert werden. (Die sechs Forderungen im Detail lesen Sie hier).28
Neben der ödp und den Grünen in Bayern unterstützen u.a. auch die bayerische SPD, die Linke, die Bayernpartei und die V³-Partei die Initiative. Die drei im Landtag vertretenen Parteien der CSU, der Freien Wähler, der FDP sowie der AfD zählen nicht zum Kreis der Unterstützer. Kritik kommt vor allem vom Bayerischen Bauernverband, der im Volksbegehren eine Form der Stimmungsmache gegen die Landwirtschaft sieht.
Johannes Gress