„Warum soll ich für eine Zukunft lernen, die es vielleicht gar nicht gibt?“ Das fragte sich die 16-jährige Schülerin und Klima-Aktivistin Greta Thunberg aus Schweden, die mittlerweile als politisch einflussreichste Teenagerin der Welt gilt. Dieselbe Frage stellten sich am vergangenen Freitag mindestens 25.000 Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland – und blieben der Schule fern. Unter dem Motto #FridaysForFuture gingen in 50 Städten (u.a. auch in Deggendorf) Jugendliche auf die Straße, um für die konsequente Einhaltung des Pariser Klimaabkommens zu demonstrieren – oder besser: für eine Zukunft. Für ihre Zukunft.

Rund 750 Schülerinnen und Schüler versammteln sich am 18. Januar auch am Münchner Geschwister-Scholl-Platz. Foto: Fridays For Future

Seit August 2018 bleibt Greta Thunberg jeden Freitag der Schule fern – und positioniert sich vor dem schwedischen Parlament. Dort sitzt sie dann auf dem Boden mit einem Schild, auf dem „Skolstrejk för Klimatet“ („Schulstreik für das Klima“) geschrieben steht. Die 16-Jährige will damit ein Zeichen setzen, ihre Regierung zum Handeln auffordern – und schaffte es damit ans Rednerpult der internationalen Klimakonferenz im polnischen Katowice. Das Video ihrer Rede (siehe unten) ging um den Globus, ihre Protestaktion fand weltweit Nachahmer – mittlerweile auch in Deutschland. Bundesweit waren am vergangenen Freitag in Freiburg mit 3.500 Personen die meisten dem Streik-Aufruf gefolgt, in München fanden sich rund 750 Menschen am Geschwister-Scholl-Platz ein. Und auch in Augsburg, Bamberg, Nürnberg, Deggendorf und Landshut wurde demonstriert. Ihr aller Vorbild: Greta Thunberg.

Umweltdemo als „Schulexkursion“

In Facebook-Gruppen oder via WhatsApp organisierten sich tausende Jugendliche, „schwänzten“ die Schule, um für „ihre“ Zukunft zu demonstrieren. Mit zahlreichen Reden und bunten Schildern sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass es insbesondere die junge Generation ist, die mit dem sorglosen Umgang mit unserem Planeten später zu kämpfen haben wird. Um diesem Ansinnen Ausdruck zu verleihen, war etwa auf einem der zahlreichen Transparente zu lesen: „Opa, was ist ein Schneemann?“

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Dass dabei tausende Schülerinnen und Schüler unentschuldigt dem Unterricht fernblieben, wurde von Schule zu Schule anders aufgefasst. Drohte man mancherorts mit Sanktionen, ging anderswo das Lehrpersonal gleich mit auf die Straße – quasi als „Exkursion“. Welche Konsequenzen das „Schwänzen“ nach sich ziehen wird, bleibt den jeweiligen Schulleitern selbst überlassen. Den meisten Schülern scheint es gleichgültig zu sein – das Motto der Demos lautet: „Wir streiken bis ihr handelt.“

Organisatoren geben Tipps fürs „Schwänzen“

Demonstrant  mit historischem „Gag“. Foto: Fridays For Future

Die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Anna Toman, forderte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) dazu auf von Sanktionen abzusehen, nachdem dieser angekündigt hatte, disziplinarisch gegen das kollektive Fernbleiben vorzugehen. Die Schülerschaft, so Toman, hätte „längst erkannt, wie ernst es um unseren Planeten bestellt ist“. Die Aktion sei schon deshalb gerechtfertigt, weil die aktuellen Entwicklungen vor allem die „jetzt noch Jugendlichen und deren Kinder und Enkel treffen, die mit den Folgen der Erdüberhitzung in Zukunft leben müssen. Diejenigen, die den menschengemachten Klimawandel mit zu verantworten haben, werden die extremen Folgen voraussichtlich nicht mehr miterleben“, sagt Anna Toman.

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Klimaaktivistin Greta Thunberg: „Ich habe gelernt, niemand ist zu klein, um etwas zu verändern.“ Foto: Fridays For Future

Um genau diesen möglichen Sanktionen zu entgehen werden auf der offiziellen Homepage von Fridays For Future Tipps gegeben, wie man sich möglichst „geschickt“ vom Unterricht befreien lassen kann und welche vermeintlichen „Gesetzeslücken“ es hier gibt. Allgemein scheint es den Organisatoren nicht an der nötigen Portion Gewieftheit zu fehlen: Unter dem Punkt Wie erscheine ich in der Presse? werden Ratschläge für eine möglichst ausgefeilte Pressemitteilung erteilt, um auch Laien die Chance zu geben, mit ihrem Protest in ihrem Ort oder in ihrer Stadt medial aufgegriffen zu werden. Ihrer Aktion wollen die Jugendlichen nun mal so viel wie möglich Gehör verschaffen.

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Für kommenden Freitag, 25. Januar, ruft man dann zur Großdemo nach Berlin. Für die Anreise werden eigens eingerichtete Mitfahrbörsen und Busse organisiert. Der dort tagenden Kohlekommission wolle man „lautstark zeigen, dass wir in Deutschland keine Zeit mehr für fossile Brennstoffe haben, weil sie unsere Zukunft verbauen!“ 

Johannes Gress


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