Leopoldsreut. Gut Ding braucht Weile – und wenn man von einer mehrjährigen Zeitspanne spricht, wird das Ganze umso besser. Hoffentlich. Bereits 2013 hatte Inhaber Markus Trauner gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n seine Umbaupläne für das ehemalige Schulgebäude in Leopoldsreut vorgestellt, ein Jahr darauf erfolgte der entsprechende Bauantrag. Die vergangenen vier Jahre waren jedoch nicht gerade von großen Umbau-Arbeiten an dem 1905 errichteten Gebäude geprägt, sondern vielmehr von Differenzen zwischen dem 45-jährigen Grafenauer und dem Landratsamt Freyung-Grafenau, die in einem zwischenzeitlichen Baustopp sowie einer Geldstrafe gipfelten (wir berichteten). Nun sind jedoch alle Genehmigungen erteilt, der Umbau der Schule in eine Gaststätte und zwei Ferienwohnungen kann umgesetzt werden. Der genaue Baubeginn stünde noch nicht fest, so Trauner. Zunächst wolle er noch Baufirmen sondieren – und den berüchtigten Winter auf über 1.000 Meter Meereshöhe abwarten.
Auf Hog’n-Nachfrage teilt Karl Matschiner, Pressesprecher des Landkreises Freyung-Grafenau, mit:
„Herrn Trauner wurde Ende November 2017 per Bescheid die baurechtliche Genehmigung für den Umbau der ehemaligen Schule in eine Gaststätte mit Ferien- und Betreiberwohnung erteilt. Im November 2018 ging für die Betreiberwohnung ein Tekturantrag ein, wonach nun auch diese zukünftig als Ferienwohnung genutzt werden soll. Dieser Antrag wurde mit Bescheid im Dezember 2018 genehmigt. Über den Baufortschritt liegen uns keine Erkenntnisse vor. Eine Nutzungsaufnahme wurde vom Bauherrn noch nicht angezeigt.“
„Und dann ist es – oh, Wunder – ganz schnell gegangen“
Aktuell kann man demnach davon ausgegangen, dass das „ewige“ Thema endlich sein „Happy End“ findet. Nach den Vorstellungen von Markus Trauner, der in Grafenau eine Auto-Lackiererei betreibt, wird im Erdgeschoss eine Einkehrmöglichkeit entstehen, im Obergeschoss sind zwei Ferienwohnungen geplant. „Was Außergewöhnliches, nichts von der Stange“ soll aus dem historischen Gebäude werden, wie der 45-Jährige bereits 2013 angekündigt hatte. Neues Leben also im 1962 verlassenen und auf über 1.100 Metern gelegenen Dorf Leopoldsreut, das im Volksmund „Sandhaisan“ („Sandhäuser“) genannt.
„Trotz all der Verzögerungen ist es am Ende – oh, Wunder – doch ganz schnell gegangen, nachdem ich eine Klage in Aussicht gestellt habe“, berichtet Markus Trauner auf Hog’n-Nachfrage. Glücklicherweise sei er nicht in der Situation, wirtschaftlich vom gastronomischen Betrieb in der alten Schule abhängig zu sein. Seine Motivation setzte sich vielmehr aus dem Interesse für derartige historische Bauten sowie deren Reaktivierung zusammen. „Auch deshalb hat mich in den vergangenen Jahren der Ansporn nie verlassen. Mich hat immer wieder der Ehrgeiz gepackt: Ich möchte zeigen, was möglich ist.“
Und es rührt sich auch schon was in Leopoldsreut. Letzte Teile der Fassade sollen bald fertiggestellt werden. 2015 noch hatte dieser Arbeitsschritt, den Trauner ohne offizielle Genehmigung initiierte, für einen Baustopp durch das Landratsamt samt folgender Geldstrafe gesorgt. Umstände, die zwar noch nicht vergessen seien, mit denen sich der Grafenauer jedoch nicht mehr beschäftigen wolle. Das Projekt an sich stehe ab jetzt im Vordergrund, wie Trauner betont: „Ich habe alles, was ich brauche – Strom, Wasser, Telefon und die Baugenehmigung. Jetzt kann es richtig losgehen.“ Bis Ende 2020 habe der Unternehmen nun Zeit, seine Pläne umzusetzen – diesen Zeitraum hätte ihm die Regierung von Niederbayern als Frist gewährt.
Quellsammelschacht und Förderpumpe fehlen noch
Haidmühles Bürgermeisterin Margot Fenzl begrüßt das Vorhaben von Markus Trauner. „Wir sind froh, dass sich jemand der alten Schule angenommen hat. Eine Einkehrmöglichkeit in Leopoldsreut hat lange gefehlt und wird nun Wirklichkeit. Die vielen Wanderer, die dort im Winter und Sommer vorbeikommen, werden dankbar sein und das neue Angebot sicher annehmen. Die Gemeinde Haidmühle unterstützt Markus Trauner deshalb bei seinem Vorhaben soweit möglich.“
In Sachen Trinkwasserleitung kann Haidmühles geschäftsführender Beamter Johannes Jung bestätigen, dass die Trinkwasserleitungen allesamt verlegt wurden. Es fehle lediglich noch der neue Quellsammelschacht und die Förderpumpe. „Aufgrund von Vorgaben des Gesundheitsamtes müssen die Sammelschächte saniert werden. Hier hat sich die Bundesimmobilienanstalt als Eigentümer der GERES-Station und die Gemeinde darauf verständigt, nun einen gemeinsamen Sammelschacht zu betreiben.“ Die Ausschreibung habe bereits stattgefunden, die Arbeiten würden im Frühjahr, sobald es die Witterung zulasse, ausgeführt (zum Hintergrund).
Helmut Weigerstorfer