Freyung. Franz Grünzinger leidet unter Hashimoto Thyreoiditis. Seine Schilddrüse ist chronisch entzündet. „Sie wird durch die Krankheit angegriffen“, erklärt er. Die Folge: Das Organ arbeitet nicht mehr so, wie es sollte. Das Hormongleichgewicht des Körpers gerät durcheinander. Mit weitreichenden Folgen: Der 59-Jährige ist seit zwei Jahren Frührentner. Seinen Beruf als Maschinenbauer konnte er wegen Schlafstörungen, Panik-Attacken und einem extremen Schwächegefühl nicht mehr ausüben. „Ich war körperlich überhaupt nicht mehr leistungsfähig.“
Bis klar war, dass Franz Grünzinger unter Hashimoto leidet, verging jedoch einige Zeit: „Der Arzt hat mich wegen meinen Beschwerden zum Psychologen geschickt“, erzählt er. Er selbst habe ebenfalls vermutet, jahrelange Akkordarbeit im Schichtdienst sei die Ursache. „Der Psychologe hat mir Schlafmittel und Antidepressiva verschrieben.“ Besser wurde es davon nicht.
Gar nicht so einfach: Hashimoto Thyreoiditis diagnostizieren
Erst als Grünzinger auf eigene Faust einen Nuklearmediziner aufsuchte, bestätigte sich sein Verdacht: Er leidet unter der chronischen Schilddrüsenerkrankung „Hashimoto“. Durch eigene Recherchen war er darauf gestoßen, dass die Schilddrüse der Grund für seine schlechte körperliche und psychische Verfassung sein könnte. Seitdem nimmt er Hormone ein. Komplett beschwerdefrei ist er aber auch dadurch nicht: „Ich habe immer noch ein Unruhe-Gefühl in mir, leide oft unter Atemnot“, berichtet Grünzinger.
Um zu erkennen, ob bei einem Patienten eine Unterfunktion der Schilddrüse vorliegt, untersucht der Arzt drei Hormonwerte im Blut: TSH, Ft3 und Ft4. Stellt er im Blut zusätzlich Antikörper gegen die Schilddrüse fest, ist die Ursache für die Unterfunktion der Schilddrüse wahrscheinlich die Autoimmunkrankheit Hashimoto Thyreoiditis. Eine Ultraschalluntersuchung des Organs gibt weitere Aufschlüsse über die Erkrankung.
Als feststand, dass Franz Grünzinger unter Hashimoto leidet, wollte er sich mit anderen Betroffenen austauschen. Denn: Fachärzte, die sich mit dieser Krankheit auskennen, sind in der Region Mangelware. „Einen Nuklearmediziner gibt es in Passau, wenn man einen Endokrinologen (Facharzt für Erkrankungen der hormonproduzierenden Drüsen – Anm. d. Red.) aufsuchen möchte, muss man bis nach Regensburg fahren“, berichtet er. Kurzerhand hat der 59-Jährige daher beschlossen, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.
Durch einen Artikel in der Presse machte er sein Vorhaben publik. Und schnell meldeten sich einige weitere Hashimoto-Patienten bei ihm: „Es gibt viele, die Hormone einnehmen, bei denen es aber trotzdem nicht besser wird“, sagt Grünzinger. Mit ihnen tauscht er sich seit drei Jahren regelmäßig aus. Etwa 20 Mitglieder nehmen alle zwei Monate an den Treffen der Selbsthilfegruppe teil. „Die Leute kommen von Mauth bis Passau zu uns“, sagt Grünzinger. „Beim letzten Mal war sogar jemand aus Schwarzach dabei.“ Im weiten Umkreis ist die Freyunger Gruppe die einzige ihrer Art.
„Treffen sind auch dafür da, dass man mal jammern kann“
„Unser Ziel ist, dass jedem bestmöglich geholfen wird“, berichtet Grünzinger. „Wir wollen Erfahrungen mit Ärzten austauschen, wollen über verschiedene Hormonpräparate sprechen und uns gegenseitig Anstöße geben, was helfen könnte.“ Denn neben der klassischen Einnahme von Schilddrüsenhormonen habe ihm zum Beispiel auch geholfen, seine Ernährung umzustellen. Außerdem nimmt er jetzt natürliche statt synthetische Hormone ein. „Seit ich gewechselt habe, geht es mir sehr viel besser“, sagt er. Nicht jeder Arzt verschreibe jedoch die Hormone, die von Schweinen oder Rindern gewonnen werden.
Um selbst so gut wie möglich über die eigene Krankheit informiert zu bleiben, lädt die Selbsthilfegruppe auch immer wieder Fachleute (etwa Heilpraktiker) ein und fährt zu Vorträgen. Vordergründiger Sinn und Zweck der Gemeinschaft ist es, mit Gleichgesinnten über seine Beschwerden reden zu können: „Die Treffen sind auch dafür da, dass man mal jammern kann“, gibt Franz Grünzinger zu. „Gesunde können sich das oft nicht vorstellen, wie es einem mit dieser Krankheit geht.“
Neben körperlichen Symptomen wie Schwächegefühl und Müdigkeit habe Hashimoto viele psychische Auswirkungen: „Ich hatte Platzangst in großen Menschenmengen, das ging von Schwitzen bis Herzrasen. Man denkt, man bekommt keine Luft mehr. Man denkt, man muss sterben“, erzählt Franz Grünzinger.
Sabine Simon
Das nächste Treffen der Hashimoto-Selbsthilfegruppe im AOK-Gebäude in Freyung ist für den 10. Januar 2019 um 19 Uhr geplant. Nähere Infos gibt es unter www.hashimoto-selbsthilfegruppe-freyung.de
Hallo!
Bin ich mal Froh, Gleichbetroffene zu hören!
Ich habe seit 5Jahren die Hashimoto! 40kg zugenommen!
Ständig Auf und Ab mit Antriebslosigkeit usw.
Ich habe seit 30 Jahren endlich Besserung. Keine Atemnot, Halsenge mehr. Durch glutenfreie und Histaminarme Ernährung. Histamin macht Atemnot bei Hashimoto.