Tittling/Freyung. „Sehr geehrter Herr Stadler, gerne würden wir Sie demnächst zu einem Einstandsinterview in unseren Redaktionsräumen begrüßen. In diesem Zusammenhang bitten wir um Terminvorschläge Ihrerseits. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung.“ Diese Zeilen schrieben die Redakteure des Onlinemagazins da Hog’n vor genau einem Monat, am 19. Oktober 2018, per Email an Ralf Stadler, zu diesem Zeitpunkt bereits neu-gewähltes Mitglied des Bayerischen Landtags. Neben Max Gibis (CSU), Alexander Muthmann (FDP), Toni Schuberl (Die Grünen), Christian Flisek (SPD) und Manfred Eibl (Freie Wähler) sollte auch der regoionale Abgeordnete der AfD fairerweise zu Wort kommen.
Die Anfrage blieb bis heute von Seiten Ralf Stadlers unbeantwortet. Wir sind dennoch der Meinung, dass unsere Leser einen Anspruch darauf haben zu erfahren, was die Hog’n-Redakteure den ansonsten insbesondere auf seinen beiden Facebook–Profilen recht mitteilungsfreudigen Tittlinger gefragt hätten, wenn es denn zu einem „Echtzeit-Interview“ gekommen wäre.
Herr Stadler: Das Motto Ihrer Partei lautet „Mut zur Wahrheit“. Mit Medien sprechen wollten Sie im Laufe des Landtagswahlkampfes kaum bis gar nicht. Auch jetzt, nachdem Sie Mitglied des Landtags sind, hat sich dieser Zustand offensichtlich nicht geändert. Wie passt das zusammen? Hat Sie der Mut verlassen?
Ralf Stadler:
Wie eine Anfrage der Grünen an das bayerische Innenministerium ergeben hat, werden Sie – genauso wie ihre beiden Parteikollegen und Neu-Landtagsmitglieder Uli Henkel und Andreas Winhart – vom Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet. Sie sollen „auf Facebook Kontakte zu bekannten Rechtsextremisten und zur islamfeindlichen Szene rund um den ehemaligen Münchner Stadtrat Michael Stürzenberger unterhalten“. Was sagen Sie dazu?
Ralf Stadler:
Abgesehen von der Flüchtlingsthematik – was gibt’s sonst noch?
Im Wahlkampf lag Ihr Schwerpunkt ausschließlich auf migrationspolitischen Themen. Abgesehen davon – welche Akzente wollen sie als Landtagsabgeordneter zukünftig im Bayerischen Parlament setzen? Was läuft – abseits der Flüchtlingsthematik – Ihrer Meinung nach falsch im Freistaat?
Ralf Stadler:
Zahlreiche Medien, darunter BR und die Süddeutsche Zeitung, sehen Sie immer wieder in der Nähe des rechtsextremen Milieus. Zahlreiche Ihrer Facebook-Postings legen denselben Eindruck nahe. Hat Ihrer Meinung nach „muslimische Inzucht“ tatsächlich „die Psyche des Islams korrumpiert“, wie sich das auf Ihrer Seite findet?
Ralf Stadler:
Unmittelbar vor der Wahl warnten Sie vor einem drohenden Bürgerkrieg in Deutschland. Wenn die Wählerinnen und Wähler am 14. Oktober nicht die AfD wählen würden, stünde uns ein ähnliches Schicksal „wie im Orient“ bevor. Nun blieb Ihre Partei mit 10,2 Prozent weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Was droht denn nun?
Ralf Stadler:
War für Sie so manches komplexer als zunächst angenommen?
Der ehem. Chef der Bayern-AfD meinte in seiner Nachwahlanalyse, es war „eine Riesendummheit, in eine Wahl ohne Spitzenkandidaten zu ziehen“. Wären Sie ein potenzieller Kandidat für die nächste Landtagswahl?
Ralf Stadler:
Selbst in neurechten Medien wurde das Abschneiden der AfD bei der Bayernwahl (ungewöhnlich) hart kritisiert. Im Compact-Magazin heißt es, der AfD-Wahlkampf sei „kopflos, planlos, ideenlos“ gewesen. Mangelt es Ihrer Partei schlichtweg noch an der nötigen Portion Professionalität?
Ralf Stadler:
Sie selbst sind erst seit einigen Jahren parteipolitisch aktiv. War so manches für Sie im politischen Geschehen schwieriger, vielleicht komplexer, als zunächst angenommen?
Ralf Stadler:
Warum haben Sie unsere Fragen erneut nicht beantwortet?
Während die AfD bei der Landtagswahl weit hinter ihren Erwartungen zurück blieb, konnten die Grünen ihre Stimmzahl verdoppeln. Bereiten den Menschen vielleicht Stürme, Dürren, Hitzesommer, Hochwasser etc. mehr Sorgen als Menschen, die freitags und nicht sonntags zum Gebet gehen? Ihrem Wahlkampf zufolge sollte es ja eigentlich genau andersrum sein…
Ralf Stadler:
Während Ihres Wahlkampfes verteilten Sie nach eigenen Angaben jeden Sonntag 500 Ausgaben des AfD-Jubelblatts „Deutschland Kurier“. Zahlreiche Indizien sprechen dafür, dass es sich hierbei um eine illegale Form der Wahlkampffinanzierung handelte, da Ihnen der Herausgeber des Blattes diese Exemplare gratis zukommen ließ. Es geht um rund elf Millionen Euro, die in den Parteibüchern der AfD nirgends auftauchen. Vor der Wahl wollten Sie uns keine Fragen zu diesem Thema beantworten. Wollen Sie heute darüber sprechen?
Ralf Stadler:
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, diesen Fragenkatalog erneut nicht zu beantworten, Herr Stadler?
Ralf Stadler:
Blind-„Interview“: da Hog’n